Ökonomen rätseln, welche Folgen der von US-Präsident Donald Trump losgetretene Handelskonflikt für die globale Konjunktur haben könnte. Diese Daten schauen sie sich genauer an, um möglichst rasch Hinweise über den Zustand der globalen Wirtschaft zu bekommen:
US-Erstanträge
Schon während der Corona-Krise haben viele Experten rund um den Globus gebannt auf die Entwicklung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA geschaut. Denn diese Daten aus der grössten Volkswirtschaft der Welt, die vom Arbeitsministerium jeden Mittwoch veröffentlicht werden, liefern einen hochaktuellen Anhaltspunkt für mögliche Veränderungen. Bauen Unternehmen Jobs ab wegen des Handelskriegs? Diese Frage wird durch die Daten fast in Echtzeit beantwortet. Kritisch wird es erst ab einer Zahl von rund 270.000 Anträgen, die eine negative Trendwende am Arbeitsmarkt signalisiert.
Frühindikatoren
Ob Einkaufsmanager- oder Ifo-Index: Die monatlichen Umfragen unter Unternehmen aus den USA, China, der Euro-Zone und Deutschland geben ebenfalls einen schnellen Hinweis auf die Folgen. «Sie geben Aufschluss, wie das Unternehmerlager über die jüngsten Entwicklungen denkt», sagt der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Das Finanzhaus S&P Global fragt bei Tausenden Unternehmen rund um den Globus die Entwicklung der Auftragslage, Einkaufskosten, Verkaufspreise und Personalpläne ab. Hier könnten sich Verzerrungen durch die Zölle rasch widerspiegeln. Der erste Einkaufsmanagerindex für die Euro-Zone, Deutschland und die USA nach der Verkündigung von Trumps «Zollhammer» vorige Woche ist von S&P Global für den 23. April angekündigt. Einen Tag später veröffentlicht das Münchner Ifo-Institut seine Ergebnisse der monatlichen Umfrage unter 9000 Unternehmen aus Industrie, Handel, Bau und Dienstleistungssektor.
Inflation
Ziehen die Preise infolge der Trumpschen Zölle in den USA an? Eine erste Antwort auf diese Frage liefern die Daten zur Entwicklung der Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten. Die nächste Veröffentlichung durch das Arbeitsministerium in Washington erfolgt schon an diesem Donnerstag, allerdings erst für März. Die April-Daten, in denen die von Trump losgetretene Zoll-Lawine erstmals abgebildet werden könnte, sind für den 13. Mai geplant. Aktueller sind die Preisdaten aus anderen Regionen, etwa Deutschland und der Euro-Zone. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht seine erste Schätzung für den laufenden Monat am 30. April.
«Neben den harten Fakten spielen an dieser Stelle auch Inflationserwartungen eine zentrale Rolle», betont NordLB-Ökonom Tobias Basse. «Insofern wird mit grossem Interesse auf die vorläufigen April-Zahlen der Konsumentenbefragung der Universität von Michigan und auf die Daten der New Yorker Fed zu achten sein.» Die Uni Michigan veröffentlicht schon an diesem Freitag vorläufige Ergebnisse ihrer April-Umfrage.
Exporte
Ob und wie die Warenströme sich durch den Handelskonflikt verändern, lässt sich an den Aussenhandelsdaten ablesen. Diese werden allerdings von vielen Industriestaaten eher spät veröffentlicht. Die April-Daten für den deutschen Aussenhandel etwa werden voraussichtlich erst am 6. Juni vom Statistikamt bekanntgegeben. «Interessant ist natürlich jetzt auch China, zumal dort die Exportdaten relativ zeitnah veröffentlicht werden», sagt der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Dort sollen schon am 9. Mai die April-Ergebnisse vorliegen, die von der Zollbehörde erhoben werden. De la Rubia schaut hier etwa auf die Entwicklung der einzelnen Exportzielländer Chinas, «um Veränderungen in den Handelsströmen zu beobachten».
Industrieaufträge
«Die Auftragseingänge werden wohl die entscheidende Grösse sein», sagt der Chefökonom der VP Bank, Gitzel. Bleiben Bestellungen aus, weil die US-Kunden wegen der Zollaufschläge nicht tiefer in ihre Taschen greifen wollen? Die Entwicklung der Industrieaufträge gibt darauf einen Hinweis. Sie sind zugleich ein sehr guter Frühindikator für die Industrieproduktion. Allerdings sind die April-Daten etwa für Deutschland erst Anfang Juni erhältlich.
(Reuters)