Mit der Ruhe an den Börsen und mit dem unaufhaltsamen Anstieg der Aktienindizes dürfte es vorbei sein. Die Europäische Zentralbank stellte dem Eurozonen-Sorgenkind Zypern am Donnerstag ein Ultimatum. Das Land könne nur bis Montag auf Hilfskredite zählen. Die Märkte reagierten mit Abschlägen, und die Nervosität wird wohl nicht temporärer Natur sein.

"Die Unruhe dürfte an den Märkten nun beginnen, wir haben bereits am Donnerstag die ersten Vorboten gesehen", sagt cash-Guru Alfred Herbert im cash-Börsen-Talk. Der Swiss Market Index gab am Donnerstag rund 1 Prozent nach, und auch am Freitag notiert der Index in der Verlustzone. "Das Problem Zypern ist eine Prüfung für die Europäische Union. Die Probleme rund um dieses Land werden sich in den nächsten Tagen sicher zuspitzen", so Herberts Einschätzung. "Es wird Ernüchterung einkehren".

Zypern will nun einen Fonds gründen, der mit Kapital von Kirche, Rentenkasse sowie anderen Einrichtungen gefüllt wird und Staatsanleihen ausgibt. Auch die Goldreserven sollen angezapft werden. Damit sollen die 5,8 Milliarden Euro zusammenkommen, die die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds (IWF) als Eigenbeitrag Zyperns fordern. Ein erstes EU-Rettungspaket hatte das zyprische Parlament abgelehnt.

Das SMI-Minus vom Donnerstag war bereits der dritte Verlust in den letzten vier Handelstagen des Schweizer Leitindex, nachdem dieser letzte Woche den höchsten Stand seit Januar 2008 erreicht hatte. Die Jahresperformance 2013 des SMI beträgt 14 Prozent. Solche Höhenflüge müssen sich Investoren laut Herbert nun langsam abgewöhnen.

Eine Korrektur muss kommen

Er beurteilt eine Prognose der Bank Sarasin von Mitte März als "realistisch", wonach der Schweizer Leitindex das Jahr unter 7'000 Punkte beenden werde. Die Prognose entspricht einem Rückgang von mindestens 10 Prozent vom derzeitigen Niveau.

Herbert sieht nicht bloss die wiederkehrenden Probleme der Eurozone als Grund für den erwarteten Börsenrückgang. Auch jüngst sich verschlechternde Konjunkturdaten und die sinkende Nachfrage nach Aktien wegen des Endes der Dividendenausschüttungen werden zum Rückgang beitragen. Eine Korrektur müsse kommen, denn "einen derartigen Jahresanfang an den Aktienmärkten habe ich in meinen 60 Jahren Börsenerfahrung noch nicht erlebt", sagt Herbert.

Vielleicht nimmt der chinesische Aktienmarkt den anderen Börsenplätzen die Korrektur bereits vorweg. Sowohl der Hang-Seng-Index in Hongkong wie auch den Shanghai Composite Index fallen seit Anfang Februar. Entsprechend sieht Herbert auch für die asienlastige Schweizer Uhrenindustrie in den nächsten Monate Probleme.
 

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Alfred Herbert detailliert zum China-Markt, zu Roche und zur Entwicklung des Goldpreises.