Zwar befinden sich die Märkte schon seit einigen Wochen im Korrekturmodus. Seit Anfang Woche scheint die Angst jedoch zunehmend um sich zu greifen. Am gestrigen Montag häuften sich die Fragen und Kommentare in meinem persönlichen Umfeld, was denn jetzt zu tun sei. Teilweise ist sogar leichte Panik auszumachen. "Das geht alles noch viel weiter runter", ist ein Satz, den ich jetzt immer häufiger höre.
Ob jetzt der perfekte Zeitpunkt zum Einstieg ist, oder ob es noch eine Etage tiefer geht, weiss niemand. Dafür herrschen am Markt – wie so oft – zu viele Unwägbarkeiten. Die Hauptfragen sind jetzt: Was sagt der Fed-Offenmarktausschuss (FOMC) diesen Mittwoch? Bleibt es bei einem Zinsschritt von einem viertel Prozentpunkt im März, oder wird direkt auf 0,5 Prozent erhöht? Wie entwickelt sich die Lage an der russisch-ukrainischen Grenze? Können die Unternehmen in der startenden Berichtssaison positiv überraschen? Ach ja, und eine Pandemie (bald Endemie?) haben wir ja auch noch.
In solch einem Umfeld sind keine Schnellschüsse angebracht. Wie unberechenbar der Markt ist, hat sich am Montag an den US-Börsen gezeigt. Der technologielastige Nasdaq Composite hat es tatsächlich geschafft, von seinem Tagestief von -4,9 Prozent auf den letzten Metern noch ins Plus zu drehen. Laut Kommentatoren war dies die grösste Aufhol-Rally im Nasdaq innerhalb eines Tages seit der Finanzkrise 2008. Auch der Schweizer Markt fährt am Dienstagmorgen Achterbahn, und springt zwischen Gewinn- und Verlustzone hin und her. Kurzum: Der Markt spielt aktuell verrückt.
Wer jetzt in Panik gerät, sollte vor allem eines tun: Der Versuchung, den Markt "timen" zu wollen, widerstehen. Vielmehr sollte man einen nüchternen Blick ins Depot werfen und sich folgende Fragen stellen: Warum halte ich Aktie XY in meinem Portfolio und was erwarte ich mir von dem Investment? Wie lange ist mein Zeithorizont? Bin ich mit Geld investiert, welches ich längere Zeit nicht brauche, oder habe ich Haus und Hof darauf gesetzt? Nun, wer Letzteres mit Ja beantwortet, muss ohnehin sein Engagement an der Börse grundlegend überdenken.
Für alle anderen gilt: Sich über seine Investments im Klaren werden, hilft, um Ruhe zu bewahren, wenn alle schreiend durch die Gegend laufen. Wirkliche Panik an der Börse kennen nur jene, die nicht wissen, in was sie eigentlich investiert sind. Wenn es an der Börse kracht, wird meist alles heruntergezogen. Da trifft es im Tech-Bereich nicht nur die Cathie Woods dieser Welt, sondern auch die GAFAM-Aktien (Google, Amazon, Facebook-Meta, Apple, Microsoft), hinter denen Unternehmen mit hohen Cashflows stehen.
Wichtig ist es, als Anlegerin oder Anleger einen Plan zu haben – und diesen nicht gleich über Bord zu werfen, wenn die Kurse mal nach unten ausbrechen. Das Marktumfeld für Aktien bleibt trotz Zinserhöhungen immer noch gut. Selbst wenn die langfristigen US-Zinsen wieder auf 2 Prozent steigen sollten, muss die Inflationsrate erst einmal darunter fallen, um den Realzins ins Positive zu drehen. Im Moment sieht es nicht danach aus. Aktien bleiben weiterhin attraktiv – vor allem, wenn man langfristig denkt.