Das Jahr hat gut angefangen an den Börsen. Der europäische Stoxx 600 steuert auf den besten Jahresstart aller Zeiten hin. Auch der Swiss Market Index verzeichnet mit einem Plus von über 6 Prozent seit Anfang Januar eine ordentliche Rendite.

Dennoch haben europäische Aktienfonds im Januar bisher hauptsächlich Abflüsse verzeichnet. Es herrscht noch immer Vorsicht bei Grossinvestoren. "Wir kaufen nicht in die jüngste 'Alles-Rallye' ein“, sagt BNP Paribas-Stratege Viktor Hjort und argumentiert, dass sich die Inflationsdynamik als anhaltender erweisen wird als derzeit eingepreist wird. "Wir glauben, dass sich der Markt zu schnell in Richtung einer sanften Landung/Goldilocks-Erzählung verlagert hat.“

Während die Börsen durch die Wiedereröffnung Chinas, die Abkühlung der Inflation und die niedrigeren Energiepreise angekurbelt wurden, zeigen sich die Strategen auf der Käuferseite skeptisch über die Stärke der Rallye.

Blackrock, Amundi und UBS Wealth Management äussern sich alle vorsichtig, da sie davon ausgehen, dass die Gewinne im Jahr 2023 sinken werden. Sie halten es für unwahrscheinlich, dass die Zentralbanken wieder zurückhaltend werden.

Marktoptimismus zu früh gekommen

"Wir glauben, dass der Marktoptimismus zu früh gekommen ist“, sagt Blackrock-Stratege Jean Boivin und hält an einer Untergewichtung von Industrieaktien fest. "Wir sehen die Märkte anfällig für negative Überraschungen – und unvorbereitet auf eine Rezession."

Vor diesem unsicheren Hintergrund nimmt die Volatilität ab und bietet günstige Optionen für beide Marktrichtungen: Nämliche opportunistische "Longs" und niedrige Absicherungskosten. Darüber hinaus wird eine Kombination aus beidem immer attraktiver.

Dennoch könnte eine Aufwärtsbewegung der Aktien untergewichtete Vermögensverwalter schliesslich dazu zwingen, Gewinne zu jagen. Laut der Fondsmanagerumfrage der Bank of America sind die globalen Aktienallokationen im Januar stark zurückgegangen, wobei die Anleger die Anlageklasse netto um 33 Prozent untergewichtet haben, was einem Rückgang von 11 Prozentpunkten gegenüber Dezember entspricht.

Rallye in Europa zunehmend in die Länge gezogen

Es gibt bereits einige Anzeichen. Da die Rallye in Europa nun zunehmend in die Länge gezogen erscheint, gewinnen Nachzügler wie US-Aktien an Anleger-Gunst. Nachdem der S&P 500 Index in den letzten vier Monaten beständig hinter Europa zurückblieb, hat er er in den letzten Sitzungen mit einer Aufholjagd begonnen. Dabei schnellten einige Wachstums- und Technologieaktien in die Höhe.

Laut Bernstein-Strategin Sarah McCarthy gibt es durchaus noch Rückenwind, der für Europa spielen könnte. Dazu gehören günstigere Bewertungen und eine rekordhohe Renditelücke im Vergleich zu US-Pendants sowie erhebliche Abflüsse in den letzten Jahren, die sich noch umkehren müssen.

(Bloomberg/cash)