Wohl nur wenige Investoren verfügten letzten März über die Kaltschnäuzigkeit, in der wirtschaftlichen Misere grosse Käufe zu tätigen. Zu sehr hatte sich der wirtschaftliche Ausblick verfinstert und die Corona-Pandemie stand erst in den Anfängen. Doch die Börsenentwicklung im Corona-Jahr belohnt die Mutigen. Allein der S&P 500 steht 16 Prozent höher als zu Jahresbeginn.

Und es gibt handfeste Gründe dafür, genau dann, wenn Anleger einen totalen Crash erwarten, richtig einzusteigen. Bekanntermassen gehört auch die Börsenlegende Warren Buffet zu den Investoren, die in Marktkorrekturen Chancen sehen.

In die gleiche Kerbe schlägt auch Ben Carlson, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Ritholtz. "Investieren, wenn die Aussichten düster aussehen, bleibt eine profitable Strategie", schreibt der Börsenexperte in einem Blog vom letzten Sonntag.

Carlson unterstreicht seine Aussage mit historischen Daten zur US-Arbeitslosigkeit und zur Entwicklung des breiten US-Index S&P 500. Je grösser die Arbeitslosigkeit in einem Jahr, desto grösser sind die Gewinne an der US-Börse.

US-ArbeitslosigkeitJährliche Rendite des S&P 500Häufigkeit
grösser als 9 Prozent24 Prozent8 Prozent
7 bis 9 Prozent15 Prozent22 Prozent
5 bis 7 Prozent8 Prozent47 Prozent
kleiner als 5 Prozent4 Prozent24 Prozent

Quelle: US-Zentralbank Fed.

Tatsächlich widerlegt dieser Zusammenhang der vorherrschenden Meinung, dass man zu Zeiten eines Wirtschaftsbooms investieren, und in Zeiten von Krisen Aktien verkaufen sollte. Die Verfechter des "Smart Money" - Investoren wie Warren Buffet - machen aber genau das Gegenteil und liegen, wie die oben gezeigten Daten darlegen, genau richtig.

Und auch die Finanzmarktkrise 2008 zeigt dasselbe Muster: Die Arbeitslosigkeit in den USA erreichte erst im Oktober 2009 ihren Höhepunkt bei 10 Prozent. Zu diesem Zeitpunkt hatte der S&P 500 seit seinem Tiefstpunkt im März 2009 schon wieder 40 Prozent an Wert gewonnen.

Denn nach Börsencrashs erfolgt, wie die Geschichte wiederholt beweist, eine starke Erholung an den Börsen - denn es wird die zukünftige Entwicklung eingepreist. Anleger sollten daher gierig sein, wenn die meisten Marktteilnehmer ängstlich sind und ängstlich sein, wenn die Börseneuphorie nur so um sich greift. Der positive Zusammenhang zwischen Aktienmarkt und Arbeitslosenquote bestätigt diese altbekannte "Börsenweisheit".

Insbesondere Anleger mit einer "Buy and Hold"-Strategie sollten sich gemäss Carlson so verhalten: "'Buy and Hold' funktioniert nur, falls du deine Positionen behältst und zukaufst, wenn es scheint, der Markt könne nie mehr steigen."

(cash)