Im beschleunigten Platzierungsverfahren wurden über Nacht 550'000 Aktien zum Preis von 1990 Franken das Stück verkauft, wie die Jacobs Holding am Mittwoch mitteilte. Die Jacobs Holding hatte die Transaktion bereits am Dienstagabend angekündigt. Die Abnehmer der Aktien von Barry Callebaut seien professionelle Investoren in der Schweiz und qualifizierte Investoren ausserhalb der Schweiz, hiess es da. Am Ende konnten sie die Aktien im Vergleich zum Schlusskurs vom Dienstag von 2188 Franken mit einem Abschlag erwerben.

Die Aktie von Barry Callebaut verliert an der SIX am Mittwoch bei Börseneröffnung 9 Prozent und fällt damit auf den Stand von Anfang März zurück.

Der Vorgang von Jacobs erinnert an den 12. November 2019. Damals stiess Jacobs ebenfalls einen Anteil von rund zehn Prozent ab und senkte ihre Beteiligung auf damals 40 Prozent.  Der Kurs fiel an diesem Tag zu Beginn rund 8 Prozent. Ein Blick zurück zeigt indes: Nach rund einem Monat hatte die Aktie den Abschlag wieder aufgeholt. Und bis Mitte Februar 2020 stieg sie weitere 6 Prozent auf einen Rekordstand von 2250 Franken, der bis heute hält.

Händler spreche von "klarer Kaufgelegenheit"

Händler sprechen jetzt denn auch von einer "klaren Kaufgelegenheit". "Das sieht wohl auch der Markt so, sonst würde der Titel nicht über dem Platzierungskurs gehandelt", sagt ein Börsianer. Da durch die Platzierung der Teil der frei handelbaren Aktien steigt, dürfte das Papier von den Investoren stärker beachtet und auch nachgefragt werden. Die Aktie könnte dadurch sogar in den Swiss Leader Index SLI aufsteigen, sagte ein anderer Händler.

Doch mit dem höheren Freefloat ist es nicht getan. Für einen Aufstieg in den SLI oder gar SMI muss die Aktie auch einen gewissen Handelsumsatz aufweisen und das Unternehmen eine bestimmte Marktkapitalisierung erreichen.

Derzeit zählt die Barry Callebaut Aktie mit einer Börsenkapitalisierung von rund zwölf Milliarden Franken zu den 50 grössten Schweizer Unternehmen. "Da gibt es einige, sogar im SMI, die weniger auf die Waage bringen", sagt ein Händler. So droht etwa dem Uhrenkonzern Swatch der Abstieg in den SLI, weil die Kapitalisierung in den vergangenen Jahren stark gesunken ist und aktuell noch gut acht Milliarden Franken beträgt. Über Auf- und Abstieg aus den Indizes entscheidet die Schweizer Börse Ende Juni. Allfällige Änderungen werden im September wirksam.

Jacobs will sich weiter als langfristig orientierte Aktionärin engagieren

Jacobs wird auch nach dem jüngsten Verkauf Hauptaktionärin von Barry Callebaut sein. Sie hält noch einen Anteil von 30,1 Prozent, bleibt im Verwaltungsrat vertreten und will sich unverändert als langfristig orientierte Aktionärin engagieren. Für die übrigen Titel hat sich Jacobs zu einer Verkaufssperrfrist von einem Jahr verpflichtet.

Grund für den jetzigen Verkauf der Aktien sei, dass die Jacobs Holding ihre Strategie der Portfoliodiversifikation fortsetze, hiess es. Die Holding investierte zuletzt in Anbieter von zahnmedizinischen Dienstleistungen (Colosseum Dental Group, North American Dental Group) sowie in die Cognita-Gruppe mit 84 Privatschulen weltweit.

Die Erträge der Jacobs Holding fliessen in die Jacobs Foundation. Diese gemeinnützige Stiftung fördert die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1989 hat die Stiftung insgesamt mehr als 650 Millionen Franken ausgeschüttet. In den letzten Jahren waren es jeweils rund 45 Millionen, wie es weiter hiess.

(cash/AWP)