Die steigende Inflation und die damit einhergehenden Zinsängste setzen auch einen Schweizer Liebling am Aktienmarkt unter Druck: Lonza. Die Aktie des weltgrössten Pharmaauftragsfertigers hat im neuen Jahr den schlechtestens Start aller SMI-Titel hingelegt (-11 Prozent). Auch im Swiss Performance Index, der den Gesamtmarkt widerspiegelt,  findet sich Lonza zu Jahresbeginn in den Top-Ten der grössten Verlierer-Aktien. 

Wie bei anderen Wachstumsaktien machen dem Titel die "hawkischen" Pläne von Fed-Chef Jerome Powell zu schaffen. Werden für die Zukunft steigende Zinsen erwartet, verlieren die erwarteten Gewinne von Morgen, die im Aktienkurs eingepreist sind, automatisch an Wert – Stichwort Abdiskontierung. Auch bei Lonza sind im Aktienkurs hohe zukünftige Gewinne eingepreist. Das rückwärtsgewandte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist mit 71 durchaus happig. Auch das vorwärtsgewandte KGV, welches die prognostizierten Gewinne der nächsten zwölf Monate berücksichtigt, ist mit knapp 40 auch nicht gerade ein Schnäppchen. 

Solange die Inflations- und Zinsdiskussionen die bestimmenden Themen an den Märkten sind, drückt dies auf den Aktienkurs. Für Lonza spricht allerdings, dass die Kassen beim Basler Unternehmen – anders als bei anderen hoch bewerteten Wachstumsaktien – schon seit einiger Zeit klingeln. Das Geschäft lässt die Gewinne sprudeln. Lonza ist der weltgrösste Auftragsfertiger der Pharma- und der Biotech-Industrie und unter anderem auf die Herstellung von biologischen Wirkstoffen spezialisiert. 

Lonza setzt voll auf Wachstum – und verdient dabei Geld

In dieser mit Abstand grössten Konzern-Sparte "Biologics" strebt man bis 2025 eine Kern-EBITDA-Marge von über 35 Prozent an. Für die gesamte Gruppe wird eine Betriebsgewinnmarge zwischen 33 und 35 Prozent angepeilt. Allerdings liegt dieser Wert schon heute bei über 30 Prozent. Heisst: Auch wenn es bereits eine gute Leistung ist, diesen Wert zu halten, sind hier keine allzu grossen Sprünge zu erwarten. Die grosse Fantasie birgt ein anderes Feld: die Aussichten für das Umsatzwachstum. Die Basler wollen weiterhin im grossen Stil investieren. 

Laut Aussagen des Unternehmens am letzten Kapitalmarkttag im Oktober gibt es eine ganze "Fülle an wertschaffenden Investitionsmöglichkeiten". Das Geld dafür hat Lonza. So will das Unternehmen die Einnahmen aus dem Verkauf der LSI-Sparte nicht ausschütten, sondern primär in Wachstum investieren. Das Unternehmen kündigte an, dass die Investitionsausgaben für das Gesamtjahr 2021 ganze 25 Prozent des Umsatzes erreichen werden. Und: Dieses Niveau soll in den nächsten Jahren gehalten werden. 

Kursentwicklung der Lonza-Aktie in den letzten 12 Monaten, Grafik: cash.ch.

Bewertung hoch, aber gerechtfertigt

Diese Strategie des fast schon aggressiven Wachstums erklärt die hohe Bewertung des Unternehmens – und zeigt, dass die Aktie noch immer einen Platz im Depot verdient hat. Arbeit, sprich Nachfrage für Lonza-Dienstleistungen gibt es genug. Als Produktionspartner von Impfstoff-Entwickler Moderna profitiert man von den weltweiten Corona-Impfstoff-Kampagnen. Allerdings ist dies bei weitem nicht der einzige Wachstumstreiber des Unternehmens. Lediglich rund 2 bis 4 Prozent des Konzern-Umsatzes gehen auf die Produktion des Covid-Impfstoffs von Moderna zurück.

Bereits vor Corona waren die Auftragsbücher von Lonza voll. Das Unternehmen profitiert vom Trend zur Produktions-Auslagerung bei grossen Pharmaunternehmen, denen die Eigenproduktion zu teuer ist. Doch auch – und insbesondere – kleinere Biotech-Firmen, die zuletzt wie Pilze aus dem Boden schossen, sind auf Auftragsfertiger wie Lonza angewiesen. Sie sind schlicht nicht in der Lage sind, eigene Produktionkapazitäten aufzubauen.

Vor diesem Hintergrund ist Lonza besonders für langfristig ausgerichtete Anlegerinnen und Anleger ein noch immer äusserst vielversprechendes Investment. Allerdings: Auf kurze Sicht dürften gute Nerven gefragt sein. Die durch die geldpolitische Wende der Fed ausgelösten Spannungen an den Börsen könnte die Aktie kurzfrsitig noch weiter unter Druck setzen. 

Analysten heben den Daumen 

Auch die Analystengilde ist bei Lonza weiterhin äusserst positiv gestimmt. Erst kürzlich erhöhte JP Morgan das Kursziel für Lonza im Rahmen einer Branchenstudie auf 900 von 850 Franken (aktueller Kurs: 675 Franken). Analyst Richard Vosser begründet dies mit den "langfristigen Wachstumsmöglichkeiten", welche durch den Anstieg von Investitionen untermauert würden. Auch seien Aufwärtsoptionen durch Fusionen und Übernahmen vorhanden. Lonza sei seines Erachtens damit weiterhin unterbewertet, so der Experte.

Von 25 von Bloomberg befragten Analysten empfehlen 15 die Aktie zum Kauf, acht geben ein "Hold"-Rating aus und zwei raten dazu, die Aktie zu verkaufen. Das durchschnittliche Kurspotenzial für nächsten zwölf Monate liegt bei 16,5 Prozent.