Im ersten Halbjahr konnte man mit vielen Aktien gute Rendite erzielen. Und war mit einem interessanten Tech-Untergrund aufgefallen ist oder an die Börse gegangen ist, hat in der Regel ziemlich Vorschusslorbeeren erhalten.

Software, innovative Antriebe, Biotechnologie oder leistungsstarke Industriekomponenten: Die Begeisterung war schnell entfacht. Doch der fiebrigen Stimmung ist eine gewisse Skepsis gewichen. Dazu beigetragen hat die Schwäche der Wachstumsaktien, die angesichts hoher Bewertungen, attackiert von einem Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen, ins Trudeln geraten sind. 

Dazu kommt: Der Hype um Technologieaktien ist auch von Social-Media-Foren angetrieben worden. Das kann massive Kursanstiege bringen, ist aber auch eine unsichere Basis für langerfristige Engagements. cash.ch hat nachgeprüft, was bei den US-Tech-Unternehmen Plug Power, Ocugen, Coinbase und Roblox geworden ist, nachdem sich der Pulverdampf der Kurseuphorien etwas gelegt hat. Und auch Montana Aerospace, ein auf den ersten Blick vielversprechender Schweizer Industrietitel und Börsenneuling, wird genauer angeschaut: 

Plug Power: Man muss ans Wachstum glauben

Die Aktie des Herstellers von Brennstoffzellen hat zuletzt Schub durch einen sehr positiven Kommentar der Royal Bank of Canada bekommen. Die Bank setzte vor wenigen Tagen ein Kursziel bei 42 Dollar, was zum heutigen Kurs eine Steigerung um fast 30 Prozent bedeutet.

Die Krise der Wachstumstitel hat Plug Power besonders getroffen. Nach einem Fall von 75,49 Dollar auf gut 20 Dollar zwischen Ende Januar und Anfang Mai hat sich der Kurs aber wieder etwas erholt.

Die letzten vorgelegten Resultate zeigten einen höheren Umsatz, aber auch einen höheren Verlust. Frühere Zahlenvorlagen mussten neu berechnet werden, was für Versunsicherung sorgte und das Vertrauen ins Unternehmen belastete.

Wer an Wasserstoff als eine der zentralen Wachstumsstories der nächsten Jahre glaubt, kommt um Plug Power im Moment aber nicht herum. Auch Trader werden ihre Freude an der Aktie haben: Der Kursverlauf dürfte volatil bleiben und auf diese Weise Chancen bieten.

Von 0,3 Dollar vor einem Jahr auf 15,80 Dollar und zurück auf knapp 8Dollar: Die Aktie des Biotech-Unternehmens Ogucen ist, wie cash.ch im April schrieb, kein Investment für schwache Nerven. Der Kurs des US-Unternehmens ist von Nachrichten über den Corona-Impfstoff Covaxin bestimmt worden, den Ocugen mit Bharat Biotech aus Indien entwickelt.

Ocugen war auch ein "Meme"-Stock und der Kursanstieg lebte zeitweise von Berichten, dass Covaxin gut gegen die Delta-Variante des Virus wirken soll, die man vor wenigen Woche noch als "indische" Variante bezeichnet hat. Über eine Zulassung von Covaxin weiss aber man wenig Zuverlässiges - ausser, dass keine Notfallzulassung in den USA angestrebt wird und wenn, eine reguläre Zulassung sich monatelang hinziehen kann.

Im ersten Quartal wies Ocugen weiterhin keinen Umsatz aus. Die Risiken um die Aktie sind enorm und die Prognosen für den Kurs sind derzeit eher pessimistisch. Allerdings: Wer auf einen Ocugen-Impfstoff wetten will, und das Stamina einen hoch nervös getradeten Meme-Stock hat, kann unter Umständen reich belohnt werden. 

Coinbase: Ein Kursanstieg ist (trotz allem) vorstellbar

Der Coinbase-Kurs seit April.

Das Pech für für die Krypto-Handelsplattform Coinbase war, dass das Direktlisting in New York Mitte April fast genau zum Zeitpunkt durchgeführt wurde, als Bitcoin auf Rekordhoch stand. Der Kurs debutierte bei 381 Dollar. Mit dem starken Wertverfall der weltgrössen Kryptowährung fiel der Kurs von Coinbase dann von kurz um 400 Dollar auf bis zu 208 Dollar.

Die Stabilisierung von Bitcoin im Juni hat die Coinbase-Aktie wieder auf 240 bis 250 Dollar steigen lassen. Fantasien um Coinbase gibt es viele. Ohne eine Erholung der Kryptokurse ist aber schwer vorstellbar, dass die Coinbase-Aktie durch noch die Decke geht. Ein Vorteil ist immerhin, dass das Unternehmen profitabel arbeitet und dass Coinbase neben Bitcoin auch das Trading anderer Kryptowährungen anbietet. Allerdings steht die Plattform auch in Konkurrenz zu anderen Anbietern. Die Regulierung könnte dem Aktienkurs ebenfalls noch zusetzen. 

Im Moment heisst das bei der Coinbase-Aktie: Warten. Mittelfristig ist aber ein Kursanstieg leicht vorstellbar. 

Roblox: Schwierig, aber definitiv auf dem Schirm behalten

Der Roblox-Kurs seit März.

Der Kurs des Videospieleunternehmens ist ins Stocken geraten. Nach dem erfolgreichen Direkt-Listing bei 64,50 Dollar im März stieg der Kurs bis knapp 104 Dollar. Seitdem ist der Kurs um 14 Prozent zurückgefallen.

Bei Roblox können User selber Games kreieren und mit anderen Usern teilen. Beliebt ist die Plattform auch bei Kindern und Jugentlichen. Weil vor allem in den USA Pandemiebeschränkungen weitgehend aufgehoben werden oder dies schon sind, lahmt die Begeisterung für diese "stay-at-home"-Aktie. Nutzerzahlen sinken, und die Geschäftszahlen von Roblox sind auch nicht berauschend.

Eine berühmte Investorin lässt sich aber nicht abschrecken: Cathy Wood mit ihren Ark-Fonds hat beim Börsengang schon zugegriffen und kürzlich noch aufgestockt. Sie wird darauf setzen, dass Leute im Herbst wieder mehr in den vier Wänden verbringen - ob wegen der Kälte oder der Pandemie. Die Roblox-Aktie ist im Moment in einer schwierigen Kurve und hat Gegenwind, sollte aber weiter beobachtet werden.  

Montana Aerospace: Ein Industrietitel mit Potenzial

Die Montana-Aerospace-Aktie seit Mai.

Im defensiven, tech-armen Schweizer Aktienmarkt hat der Börsengang des Flugzeugbau-Zulieferes Montana Aerospace im Mai für Aufsehen gesorgt. Schon am ersten Handelstag stieg der Kurs vom Ausgabepreis um ein Drittel. Seitdem hat der Kurs insgesamt weiter zugelegt.

Das grösste Risiko für dem Komponentenhersteller, der mehrheitlich weiter vom Unternehmer Michael Tojner kontrolliert wird, ist eine neuerliche Krise im Flugzeugbau. Die Unberechenbarkeit der Coronapandemie könnte die Reiseindustrie und damit die Montana-Grosskunden Boeing und Airbus treffen. Abgesehen davon ist der Zulieferer sehr gut aufgestellt und bereit für weitere Kursgewinne.

In einer Erholung des Flugzeugbaus werden die Leichtbauelemente von Montana Aerospace gefragt sein. Ein gewisses Risiko sind Zukäufe: Wie die Zürcher Kantonalbank vor kurzem im einem Kommentar festhielt, würde das 5000-Mitarbeiter-Unternehmen wahrscheinlich aber als Konsolidator auftreten, sprich, in einer guten Lage sein, die Bedingungen zu setzen. 

Alle Grafiken: cash.ch