Im März sah es noch düster aus für all jene, die Einkommen mit Dividenden erzielen möchten und diese vielleicht auch als willkommenen Zinsersatz in Anspruch nehmen. In den schwärzesten Tagen des Corona-bedingten Konjuntureinbruchs sah es so aus, als gäbe es nächstes Jahr massiv weniger Dividende. Dies trifft aber nur für einen Teil der kotierten Unternehmen zu.

Durchaus namhafte Dividendenzahler haben ihre Ausschüttung gestrichen. Der Handelskonzern Valora zum Beispiel und die Plakatwerbegesellschaft APG glänzten vor der Krise mit gegen 5 Prozent Dividendenrendite. Doch letzten Frühling gab es nichts für Aktionäre. Und auch in der nächsten Dividendensaision werden die Investoren möglichweise leer ausgehen. Bei in den letzten Jahren guten Dividendenzahlern wie Oerlikon oder Clariant wurde das Bild zudem durch Sonderdividenden geprägt. Aber das sind "Goodies", die nicht unbedingt wiederholt ausgegeben werden.

Wer heute nach soliden Dividendenzahlern Ausschau hält, landet zunächst bei alten Bekannten: Den Schweizer Versicherern sowie dem Telekomkonzern Swisscom.

Wir kennen sie: Swiss Re, Zurich und Swisscom

Auf dem Schweizer Dividendenthron sitzt Swiss Re (7,1 Prozent). Nicht mehr ganz an der Spitze des Rankings, aber stets üppig ausschüttend, ist Zurich Insurance Group (5,3 Prozent). Die Zurich-Aktie hat sich im Jahresverlauf besser gehalten: Im Vergleich zu Anfang Jahr liegt der Titel um 8 Prozent im Minus, die Swiss-Re-Aktie gar um 25 Prozent. Das Auf und Ab der Aktienkurse beeinflusst die Höhe der Dividendenrendite. 

Bei Zurich vermuten viele Analysten als Grund für den verhaltenen Kursverlauf 2020 Unsicherheiten am Bondmarkt und Sorgen wegen einer gebremsten Eigenkapitalrendite. Auch bei der Swiss Re hält sich seit Jahren die Kritik an einem zu schwachen "return on equity". 

Fürs Portfolio eignen sich aber beide SMI-Versicherer. Eine Positionierung kann heute schon in Betracht gezogen werden, auch wenn die Dividenden-Stichdaten erst im Lauf des Frühlings sein werden. Die Dividenenzahlungen für 2021 sind aus heutiger Sicht bei beiden Unternehmen sicher. Viele Beobachter argumentieren auch, dass die Handbremse bei den Aktienkursen mit der Zeit gelöst werden dürfte. Im direkten Vergleich dürften die Kursaussichten für die Zurich etwas besser sein.

Zu den Evergreens bei den Dividendentiteln gehört natürlich weiterhin Swisscom (4,6 Prozent Rendite). Als defensives Langfrist-Investment liegt die Aktie des Telekom-Marktführers der Schweiz in vielen Portofolios. Die Erwartung, dass sich Swisscom als Corona-Gewinner an der Börse erweisen sollte, ist indessen enttäuscht worden. Der Kurs ist nach einem heftigen Hochschnellen nach den Krisenmonaten Februar und März wieder gesunken und liegt derzeit fast 7 Prozent untem Stand vom Jahresanfang. 

Swiss Life oder Helvetia?

Bei den relativ günstig bewerteten Versicherern locken auch Swiss Life (5 Prozent) und Helvetia (5,4 Prozent) zum Kauf für Dividendenjäger. Helvetia hat allerdings ein schwieriges Jahr hinter sich: Der Kauf der spanischen Gesellschaft Caser, wofür eine Kapitalerhöhung notwendig war, und Abschreiber auf Informatikausrüstung belasteten das Unternehmen und die Kursaussichten. Im Halbjahr schrieb das Traditionsunternehmen rote Zahlen. Der Aktienkurs liegt um ein Drittel unter Jahresanfangswert.

Aktuell hohe Dividendenrenditen von Aktien aus dem SMI und dem SPI

AktieDividenden-
rendite
AktieDividenden-
rendite
Swiss Re7,1 ProzentOrell Füssli5,1 Prozent
Varia US
Properties
6,9 ProzentUBS5,1 Prozent
Compagnie Fin.
Tradition (CFT)
6,4 ProzentEFG 
International
5 Prozent
Mobilezone5,9 ProzentSwiss Life5 Prozent
Valiant5,8 ProzentAdecco4,8 Prozent
Burkhalter5,6 ProzentVP Bank4,7 Prozent
Helvetia5,4 ProzentSwisscom4,6 Prozent
Zurich5,3 ProzentBellevue4,5 Prozent
Basler Kantonal-
bank (BKB)
5,2 ProzentLafargeHolcim4,3 Prozent
BB Biotech5,1 ProzentLiechtensteiner 
Landesbank (LLB)
4,3 Prozent

Daten: cash.ch, Bloomberg

Die Bank Vontobel bezweifelt zudem, ob die Helvetia die Dividendenhöhe beibehalten kann. Bei der Swiss Life sieht es dafür besser aus. Der Kurs liegt noch 18 Prozent unter dem Stand von Anfang Januar, und hat sich seit dem März-Tief von gut 250 auf das Niveau von 400 Franken zurückerholt. Swiss Life hat in den vergangenen Jahren nicht nur die Effizienz gesteigert und eine erfreuliche Gewinnentwicklung hingelegt, sondern sich auch mehr und mehr zum interessanten Dividendentitel gewandelt. 

Etwas wagen mit kleinen Banken?

Mehr Abenteuer versprechen Banken: Unter den Top-Dividendenaktien finden sich mehrere kleinere Institute wie die Valiant-Banken (5,8 Prozent), VP Bank (4,7 Prozent) und LLB (4,3 Prozent) aus Liechtenstein, die Kantonalbank von Basel-Stadt (BKB; 5,2 Prozent) und der Broker Compagnie Financière Tradition (CFT; 6,4 Prozent). Keine von diesen Aktien ist derzeit in einer Position, wo man ein kursmässiges Durchstarten erwarten könnte.

CFT aber ist durchaus einen Blick wert, denn der Kurs ist seit Jahren stabil. Auch die Regionalbankengruppe Valiant, beileibe keine Kursrakete, verspricht dank eines soliden Geschäfts ein vertrauenswürdiges Investment zu sein. Von den Kursaussichten her unspektakulär, aber langjährig vergleichsweise stabil, ist auch die Aktie der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech (5,1 Prozent).

Skepsis bei Burkhalter und Mobilezone

In der begehrten Spanne von 5 bis 6 Prozent Dividendenrendite hatten sich vor der Krise auch das Elektriker-Unternehmen Burkhalter (5,6 Prozent) und der Mobilfunkvertreiber Mobilezone (5,9 Prozent) vorgefunden. Burkhalter hielt im letzten Frühlung explizit an der Ausschüttung fest und stellt mittlerweile auch für das laufende Jahr eine Dividende in Aussicht. Nachdem Burkhalter aber nicht erst seit der Coronakrise Gegenwind ausgesetzt ist und sich der Kurs seit Anfang 2018 halbiert hat, sollten sich Anleger bei diesem Titel noch etwas zurückhalten. 

Auch Mobilezone hat betont, weiter dividendenfähig zu sein. Das Halbjahresergebnis des Unternehmens im August zeigte eine gute Erholung des Geschäfts nach der Coronakrise. Um die Dividendenrendite zu halten, müsste Mobilezone einen grossen Teil des Gewinns aufwenden. Denkbar ist, dass Mobilezone dazu bereit ist, denn nach einem Ausbau des Geschäfts in Deutschland sind derzeit weniger Investitionen geplant. Alles in allem ist aber auch Mobilezone ein Titel, denn man eher beobachten sollte, als dass man dort sofort mit fliegenden Fahnen investiert.