Sergio Ermotti kaufte privat kürzlich UBS-Aktien im Wert von 13 Millionen Franken. Das wissen alle, die regelmässig die entsprechende Seite der Schweizer Börse SIX checken. Denn kaufen oder verkaufen CEO oder Verwaltungsratsmitglieder von börsenkotierten Schweizer Gesellschaften firmeneigene Aktien im Umfang von über 100‘000 Franken pro Monat, müssen Unternehmen diese Transaktionen der SIX melden.
Etwas böse könnte man zu Ermottis Aktienkäufen sagen: Wenn sonst niemand UBS-Aktien kauft, dann muss wenigstens der Chef mit gutem Beispiel voranschreiten. Denn trotz ansprechender operativer Ergebnisse ist die UBS-Aktie seit längerer Zeit im Sinkflug. Sie befindet sich auf dem tiefsten Stand seit November 2016.
Aktienkäufe und –verkäufe der Chefs können für Anleger immer wichtige Signale senden. Sie werden daher salopp auch als Insider-Deals bezeichnet, da die Unternehmensführer den Geschäftsverlauf ja haargenau kennen. Mit Blick auf den Börsensturm der letzten Wochen drängt sich die Frage auf: Welche Firmenchefs haben es Ermotti gleichgetan und privat Aktien auf tieferem Niveau gekauft?
Die fleissigen Käufer
Als fleissige Käufer fielen im Untersuchungszeitraum ab 10. Oktober, als die Schweizer Börse das Oktobertief erreichte, im kleineren Rahmen die Top-Manager und Verwaltungsräte etwa von Swissquote, Jungfraubahn, Inficon, Tornos oder Autoneum auf. Die grössten Aktienkäufe tätigten aber die Verantwortlichen der folgenden Firmen:
Kühne + Nagel: In fünf Transaktionen wurden hier Aktien in der Höhe von 2,96 Millionen Franken gekauft, hinter Ermottis UBS-Deal die grösste Summe aller kotierten Schweizer Firmen der letzten Wochen. Die Aktie des Speditions- und Logistikkonzerns hat seit Jahresanfang 20 Prozent verloren, hat aber seit einigen Tagen wieder starken Aufwärtsdrall. Das Unternehmen ist sehr gut geführt und aufgestellt. Aber ob ein Einstieg für Anleger wegen der anhaltenden Unsicherheiten über eine weltweite Konjunkturabkühling nicht etwas zu früh ist?
Siegfried: Drei Trades leisteten sich einer oder mehrere Manager im Umfang von 2,82 Millionen Franken. Die Aktie des Pharmazulieferers aus Zofingen begann nach jahrelangem Anstieg erst Ende September zu korrigieren und hat seither rund 15 Prozent verloren. Die Aktien des Unternehmens, das mit einem sehr starken Jahresabschluss 2018 rechnet, sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 für 2019 auch nicht mehr so teuer wie im Sommer.
Arbonia: Schon deutlicher korrigiert haben die Titel des Gebäudezulieferers Arbonia: 33 Prozent seit Mitte Juni, was den Titel auf den tiefsten Stand seit dem Frühling 2016 gebracht hat. Ein gefundenes Fressen für die Teppichetage: Seit 12. Oktober hat einer oder mehrere Verwaltungsräte des Unternehmens in drei Schüben Aktien für 1,92 Millionen Franken gekauft. In den zwei Wochen davor gab es zudem weitere 7 Kauftranchen für insgesamt 821‘000 Franken. Bei einer solchen Kaufkraft drängt sich ein Verdächtiger für die Tardes auf: Hauptaktionär und Verwaltungsrat Michael Pieper. Und der hatte schon immer eine gute Nase für den Zeitpunkt von Aktienkäufen.
Aktienkursentwicklung von Arbonia in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch).
KTM Industries: Offenbar findet auch das Management von KTM Industries, dass die Aktie des grössten Töffherstellers Europas attraktiver geworden ist. In drei Kauftranchen wurden in den letzten drei Wochen Titel im Wert von 1,16 Millionen Franken gekauft. Man darf dahinter CEO Stefan Pierer vermuten, der mit seiner privaten Holdinggesellschaft die Firma zu 63 Prozent kontrolliert. Die Aktie hat seit Ende September 20 Prozent ihres Wertes abgegeben, womit sie sich wieder auf dem Stand von Dezember 2017 befindet. Investorenkennzahlen sprechen allerdings eher gegen ein Investment: Mit einem KGV von 25 für dieses Jahr ist die Aktie noch immer teuer, die Dividendenrendite liegt bei bloss 0,5 Prozent.
Belimo: Immer noch stattlich bewertet mit einem KGV von 27 für 2019 sind auch die Aktien des Gebäudetechnikers Belimo aus Hinwil ZH. Die Aktien haben seit Anfang September in der Spitze "nur" 13 Prozent verloren. Dennoch wurde diese Schwäche von Firmenverantwortlichen genutzt, in zwei Käufen Titel im Wert von 868‘000 Franken zu tätigen. Die Aktie zeigt im Gegensatz etwa zu Kühne + Nagel noch keine deutlichen Erholungstendenzen. Ein Hinweis vielleicht darauf, dass Investoren den Titel noch nicht genug korrigiert sehen.
Veräusserungen von Aktienpaketen gab es in den letzten Wochen auch. Und es ist ein Anschauungsbeispiel, wie sich die Gewichtung des Aktienmarktes von zyklischen und riskanten auf defensive Aktien verschoben hat. Ein Mitglied des Verwaltungsrates von Nestlé, wahrscheinlich Präsident Paul Bulcke, trennte sich in den letzten zwei Wochen von Mitarbeiteroptionen im Gegenwert von rund 10 Millionen Franken. Und ein Top-Manager desselben Konzerns verkaufte ein Aktienpaket im Wert von 420'000 Franken. Dieser Verkauf geschah am gleichen Tag (26. Oktober) wie Ermottis Erwerb seiner UBS-Aktien. Bloss befinden sich die Nestlé-Aktien auf dem höchsten Stand seit Anfang Januar - und nicht auf einem Zwei-Jahres-Tief wie die der UBS.