Ein westlicher Nachrichtendienst habe vor mehreren Wochen im russischen Apparat Daten entdeckt, die eindeutig dem BND zuzuordnen gewesen seien, berichtete der "Spiegel" am Mittwoch. Es soll sich um eines oder mehrere Dokumente gehandelt haben, in denen es um Erkenntnisse zu Russland ging. Durch die Warnung sei es Sicherheitsexperten des BND gelungen, die undichte Stelle zu identifizieren. Der BND und die Generalbundesanwaltschaft lehnten Kommentare dazu ab.

Die Bundesanwaltschaft hatte in der vergangenen Woche einen BND-Mitarbeiter wegen mutmasslicher Spionage für Russland festgenommen. Ihm wird Landesverrat vorgeworfen. Carsten L. soll in diesem Jahr Informationen, bei denen es sich um ein Staatsgeheimnis gehandelt habe, an einen russischen Nachrichtendienst übermittelt haben. Zudem seien Wohnung und Arbeitsplatz des Beschuldigten sowie einer weiteren Person durchsucht worden, erklärte der Generalbundesanwalt kurz vor Weihnachten.

Die Bundesregierung nehme den Fall ebenso wie der BND und die anderen Sicherheitsbehörden sehr ernst, sagte eine Sprecherin von Bundeskanzler Olaf Scholz. Man unterstütze die Ermittlungsbehörden umfassend bei der Aufklärung. "Das Bundeskanzleramt und der Bundeskanzler sind frühzeitig eingebunden worden in diesen Fall." Die Regierungssprecherin wollte sich nicht näher dazu äussern, betonte aber: "Es ist sehr wichtig, dass Details dieses Vorgangs nicht öffentlich werden, um auch möglicherweise der russischen Seite nicht die Möglichkeit zu geben, Erkenntnisse daraus zu ziehen."

Der "Spiegel" berichtete, der mutmassliche Doppelagent habe als Referatsleiter in der Abteilung "Technische Aufklärung" gearbeitet. Eine weitere Person, die beim BND arbeite, soll Dokumente an ihrem Dienstcomputer geöffnet haben, die für die Ermittlungen relevant seien. Allerdings soll sich der Verdacht gegen diese Person nicht erhärtet haben, berichtete das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf mit den Ermittlungen Vertraute. Es gelte inzwischen als unwahrscheinlich, dass auch diese Person einem russischen Geheimdienst zugearbeitet habe. Wahrscheinlich sei eher, dass der mutmassliche Doppelagent L. versucht habe, über sie den Verdacht von sich selbst abzulenken, hiess es.

(Reuters)