BMW forciert zwar die Elektromobilität - wie andere Autobauer auch - will sich aber auch andere Möglichkeiten offenhalten: Eine reine Elektroplattform, wie sie Volkswagen auf die Strasse gebracht hat und Daimler nächsten Monat mit dem EQS präsentieren will, lehnen die Münchner ab: "Die Plattform ist etwas für Massenhersteller", sagte BMW-Chef Oliver Zipse in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Er verwies darauf, dass der bayerische Konzern mit seiner Kernmarke BMW, den Kleinwagen der Marke Mini und Luxusautos von Rolls-Royce in verschiedenen Segmenten unterwegs sei. "Das kann man nicht alles auf eine Plattform packen."
"Wenn man sich anschaut, was mit diesen Plattformen auf dem Markt passiert, sehen die Autos alle gleich aus", fügte Zipse hinzu. BMW sei ein Hersteller, der zahlungskräftige Kunden bediene. "Und ich denke, die wollen keine Autos, die alle gleich aussehen." BMW spricht lieber von "Technologiestacks", einer Architektur also, die zwar der Elektromobilität immer mehr Raum gibt, aber auch andere Möglichkeiten wie den Wasserstoffantrieb und den Verbrennungsmotor zulässt. Im Management der verschiedenen Technologien stecke das grösste Potenzial für Effizienzsteigerungen, betonte Zipse. BMW baut derzeit Verbrenner-, Hybrid- und Elektromodelle auf gemeinsamen Plattformen.
Volkswagen entwickelt MEB
Dieses Prinzip der "Technologieoffenheit" verteidigt der bayerische Konzern schon länger. Volkswagen dagegen war wegen des selbst verursachten Dieselskandals gezwungen, voll auf die Elektromobilität zu setzen. Mit dem MEB haben die Wolfsburger einen Elektrobaukasten entwickelt, auf dem immer mehr Fahrzeuge basieren. Der Vorteil dieser Strategie ist, dass gleiche Bauteile bei einer Vielzahl von Fahrzeugen eingesetzt werden und die Kosten dadurch sinken. Im nächsten Jahr soll der Premium-Baukasten PPE für Elektrofahrzeuge der Oberklassemarken Audi und Porsche starten. Bis zur Mitte des Jahrzehnts will Volkswagen die nächste Generation einer rein elektrischen und digitalen Plattform SSP entwickeln, auf der dann Modelle aller Marken und Segmente gebaut werden sollen.
Daimler folgt diesem Prinzip nun. Der Stuttgarter Premiumautohersteller hat eine eigene Elektroplattform angekündigt, auf der künftige E-Modelle basieren sollen. Den Anfang macht der Luxusstromer EQS, der Mitte kommenden Monats präsentiert werden soll. Drei weitere Modelle sollen folgen. Die bisherigen Elektroautos werden auf herkömmlichen Plattformen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gebaut.
Die Klimavorgaben zwingen die Autobauer, massiv in die Elektromobilität zu investieren, wollen sie saftige Strafzahlungen vermeiden. Diese wiederum wären mit einem Imageverlust verbunden. Die hohen Kosten für die Entwicklung neuer Stromer wollen die Unternehmen möglichst lange mit dem Verkauf herkömmlicher Verbrennungsmotoren wettmachen, an denen sie gut verdienen. Deshalb scheuen sich die deutschen Autokonzerne, ein konkretes Enddatum für diese Technik festzulegen. VW und Audi haben lediglich erklärt, sie wollten keine neuen Verbrennungsmotoren mehr entwickeln.
Starke Senkung des CO2-Ausstosses
(Reuters)