Mehrere Fondshäuser, aber auch Mantelfirmen für Börsengänge (SPACs) hätten Kaufinteresse an Teilen oder dem gesamten Geschäft signalisiert, wie drei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Dazu gehörten die US-Fondsriesen BlackRock und State Street. Auch europäische Anbieter, darunter die Deutsche-Bank-Tochter DWS, würden in den Startlöchern stehen. Das Geschäft könnte auf einen Wert von rund vier Milliarden Dollar kommen, hiess es.

Credit Suisse habe Gespräche mit Interessenten aufgenommen, sagten die Insider. Diese befänden sich aber noch in einem frühen Stadium. Bisher habe niemand eine vertiefte Prüfung (Due diligence) eingeleitet. Bezüglich des Zeitrahmens seien die Meinungen geteilt, ob ein schneller Verkauf sinnvoller sei oder eher eine Transaktion in sechs bis zwölf Monaten, die dann möglicherweise mehr abwerfe. "Die Credit Suisse ist immer noch im Krisenmodus und sie haben noch nicht entschieden, wie es weitergehen soll", sagte eine der Personen. Ein Entscheid zu der Sparte dürfte aber nicht fallen, bevor der neue Verwaltungsratspräsident Antonio Horta-Osorio Ende April das Steuer übernehme.

Ein Credit-Suisse-Sprecherin erklärte: "Die Bank hat keine Pläne, Teile oder das gesamte Asset-Management-Geschäft zu verkaufen." BlackRock, State Street, DWS und Pegasus Europe lehnten eine Stellungnahme ab.

PEGASUS EUROPE KREIST ÜBER DER SPARTE

Eine der Optionen sei auch ein Börsengang und dabei wiederum die Fusion mit einer bereits notierten SPAC (Special Purpose Acquisition Company). So sei das Credit-Suisse-Asset-Management auf den Radar des SPACs Pegasus Europe geraten, der Mantelgesellschaft des ehemaligen UniCredit-Chefs Jean-Pierre Mustier, sagten zwei Insider. Aus regulatorischen Gründen könnten formelle Gespräche mit Mustier oder seinem Team erst stattfinden, wenn Pegasus Europe an der Börse Amsterdam gelistet ist. SPACs sind Unternehmenshüllen, die zunächst kein eigenes Geschäft haben. Diese sammeln mit einem Börsengang Geld ein und gehen erst danach auf die Suche nach einem Unternehmen, das sie mit dem Erlös kaufen können.

Bei der Credit Suisse spitzte sich die Lage Anfang März zu, als das Institut die Abwicklung von vier zusammen mit Greensill Capital betriebene Lieferketten-Finanzierungs-Fonds mit einem Gesamtvolumen von rund zehn Milliarden Dollar einleitete. Die Bank warnte bereits, dass der Fall das Ergebnis belasten könnte. Im November hatte das Institut bereits den Wert der Beteiligung am Hedgefonds-Anbieter York Capital in den eigenen Büchern um rund 450 Millionen Dollar kürzen müssen. Mehrere Manager, darunter der Leiter der Asset Management-Sparte, wurden inzwischen abberufen.

Die Wertberichtigung auf der York-Beteiligung drückte das Asset Management 2020 in die roten Zahlen. Nachdem 2019 noch ein Vorsteuergewinn von 479 Millionen Franken zu Buche gestanden hatte, war es im Jahr darauf ein Verlust von 39 Millionen Franken. Ende 2020 verwaltete der Bereich rund 440 Milliarden Franken. In der Branche läuft seit Jahren vor allem unter mittelgrossen Anbietern wie Credit Suisse ein Konsolidierungsprozess. "Ein möglicher Verkauf des Asset Managements der Credit Suisse wurde bereits in der Vergangenheit diskutiert", sagte Hermes-Portfoliomanager Filippo Alloatti.

Den Spekulationen über eine Abspaltung hatte auch Konzernchef Thomas Gottstein Nahrung gegeben. In einem Interview mit "Bloomberg Television" erklärte er, eine Verselbstständigung des Asset Management sei "potenziell Teil des Plans". 

(Reuters)