Nassim Taleb, ein führender Wirtschaftswissenschaftler und Risikoexperte, sagt, die USA befänden sich in einem der prekärsten Investitionsumfelder seit Jahrzehnten. Während einige Anleger die Aktienrallye bejubeln, hat er einen möglichen Marktzusammenbruch im Blick. Der Autor von «The Black Swan», der berühmten Abhandlung über die Risiken unwahrscheinlicher Ereignisse, äusserte sich in einem Interview mit Bloomberg besorgt über den Zustand des Marktes. Das Umfeld erinnere an frühere Crashs, und er fügte hinzu, dass er sich auf ein solches Ereignis vorbereiten wolle.
«Wir haben eine Menge Risiken, die sich auftürmen», sagte der Berater von Universa Investments am Freitag gegenüber Bloomberg. «Ich würde sagen, dass mein Fokus eher darauf liegt, mich gegen einen eventuellen Markteinbruch abzusichern, weil wir anfälliger sind als zu irgendeinem Zeitpunkt in den letzten 20 Jahren, wenn nicht sogar 30 Jahren», fügte er später hinzu.
Taleb wies auf mehrere Risiken hin, die trotz der positiven Entwicklung der Aktienkurse im vergangenen Jahr auf dem Markt lauern. Die Aktienkurse sehen «verrückt» aus, bemerkte er und stellte fest, dass sich der grösste Teil der Rallye des S&P 500 auf eine kleine Gruppe von Unternehmen konzentriert, die mit künstlicher Intelligenz zu tun haben. Es sei jedoch unklar, ob diese Unternehmen tatsächlich das grösste Wachstumspotenzial hätten. Er verwies auf die Rotation der besten Performance-Unternehmen während der Dotcom-Blase. «KI wird die beste Investition sein. Aber vielleicht nicht bei diesen Unternehmen», sagte er.
Schulden und externer Schock
In der Zwischenzeit sei die US-Wirtschaft «verwirrend», erklärte Taleb, mit der Ungewissheit, ob einige Sektoren überhitzt seien. Durch die zunehmende Globalisierung seit der Pandemie sind die Volkswirtschaften der Welt stärker voneinander abhängig geworden. Das bedeutet, dass sich Schocks aus dem Ausland eher ausbreiten können, was das Investitionsumfeld zusätzlich erschwert. Der Westen hat ausserdem mehr Schulden, «als wir verkraften können», so Taleb. Ende September lag die Schuldenquote in den USA bei 124 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Wenn die hohe Verschuldung mit einem externen Schock kombiniert wird, könnte dies zu einer «Todesspirale» führen, wie Taleb bereits vorhergesagt hat. Unterdessen kommen die Anleger aus einer Zeit, die von niedrigen Zinssätzen geprägt war. Viele Marktteilnehmer sind es gewohnt, sich von «konservativeren» Vermögenswerten fernzuhalten, und diese risikofreudige Haltung könnte die Händler in eine verwundbare Position bringen, so Taleb.
«Diese Krisen passieren dann, wenn man sie am wenigsten erwartet», sagte Taleb. «Und ich denke, wir befinden uns in einem ähnlichen Umfeld wie bei früheren Zusammenbrüchen, und der Markt wird selbstgefällig. Die Menschen sind daran gewöhnt. Am Anfang sind sie vielleicht etwas vorsichtiger, aber dann schlagen sie die Warnungen in den Wind und genau dann ist die Anfälligkeit am grössten.»
Taleb und andere Prognostiker von Universa Investments haben wiederholt negative Prognosen für Aktien und die Wirtschaft auf kurze Sicht abgegeben. Mark Spitznagel, der Gründer von Universa, sagte Anfang des Jahres voraus, dass der S&P 500 eine «gesichtszerreissende Rallye» erleben würde, bevor er den schlimmsten Absturz seit 1929 erleben würde, was zum Teil auf die prekären Bedingungen zurückzuführen sei, die sich auf dem Kreditmarkt zusammenbrauen.
(cash)
8 Kommentare
Taleb hat 10 des letzten 1 crash vorausgesagt.
Sein Geschäftsmodel hat versagt. Er managt kein Geld mehr nach schlechter Performance.
Aber negative sein hört sich immer so schlau an. Nur der Marlt steigt IMMER über die Zeit. Was er macht ist gegen die Hausbank Wetten.
Warum die Börsen so weit nach oben gehen und es höchst wahrscheinlich zu keinem Crash mehr kommen kann (wird) ist die Tatsache, dass die NB dieser Welt, allen voran , die FED , EZB, BoJ, SNB ( CS) und weitere den Markt mit allem Fluten (what ever it takes), damit die Party weiter gehen kann. Keiner dieser Bank-Herren wird zur Verantwortung gezogen. Sie können walten und Schalten wie sie wollen. Das wissen mittlerweile alle die an diesem Kasino teil nehmen. Somit ist Herr Talib eine runter vielen die wieder vom Crash reden. Kalr wird es wieder eine Korrektur geben! Nur wie weit die Kurse bestürzen, wird sicher nicht mehr der Markt entscheiden, sondern die Mächtigen dieser Welt.
Ihre Aussage ist faktisch falsch, wir haben derzeit eine sehr restrikive Geldpolitik, verbunden mit einer Zinspolitik, die zu einer Entwertung der Geldmenge führt. Also genau das Gegenteil dessen, was sie schreiben.
Er lebt von seinem Image (er monetarisiert nach dem alten Motto 'only bad news is good news - in my wallet'). Klar, es wird immer kleinere und grössere Rücksetzer geben (apropos: wie ist ein Crash definiert? Rückgang eines Index in einer bestimmten Zeit um 20%? Um 25%? Um...%?). Wer dazu tendiert internationales Business unter dem Stichwort "Globalisierung" lediglich negativ zu sehen ("...Globalisierung seit der Pandemie sind die Volkswirtschaften der Welt stärker voneinander abhängig geworden. Das bedeutet, dass sich Schocks aus dem Ausland...") will das datengetriebene Geschäftsmodell der top Performer in Indizes wie Nasdaq-100, S&P 500 oder auch DJA30 nicht verstehen. Unternehmen wie Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft erwirtschaften ihren hunderte Milliarden schweren cash flow im internationalen Umfeld, welcher dann die Kurse von Nvidia, TSMC/Samsung, ASML sowie AMD, Broadcom, Qualcomm etc. steigen lässt. Ich kann mir nicht vorstellen dass Digitalisierung, Halbleiter (Prozessoren, Speicherbausteine), Cloud (Datenverarbeitung, Datenschutz), Machine Learning bis hin zu LLMs/AI Applications in Verbindung mit Energieinfrastruktur und Energieeffizienz übermorgen vorbei ist und der überlebende Rest der Menscheit ab 2030 in Höhlen haust und dem Kannibalismus frönt... ;-)
Wo Erfolge stattfinden, sind die Skeptiker selten weit entfernt. Es mag in der Tat sein, dass die Indizes an wenigen Erfolgen hängen. Das zeigen auch die zum Teil sehr volatilen und instabilen Kurse. Anderseits haben wir ein instabiles Umfeld wie lange nicht mehr. Die Frage für mich lautet eher "Was trifft schneller ein." Die Marktüberhirzung oder das Abflauen der Konflikte..? Wenn letzteres schneller ist, werden andere Sektoren aufschlagen dass es kaum zu glauben sein wird. Ansonsten wird es in etwa so volatil weitergehen wie die letzteb 6
Monate.
Ich war zu Zeiten des Internet Hypes schon dabei und es gibt heute im Segment und Umfeld KI markante Paralellen. Im Kern hatten/haben wir bei beiden Technologie-Hypes ein Wachstumsversprechen, das erst noch eingelöst werden muss. Die Wachstumszahlen von NVDA als Rerefenzpunkt dokumentieren nur die Erwartung an die Unternehmen, die Chips von NVDA kaufen, dass sie in ihrem Geschäftsprozessen mit Einsatz dieser Chips Mehrwerte oder Kostensenkungen erzeugen können, die dann in diesem Umfang vom Endkunden refinanziert werden. Davon sehen wir derzeit noch kaum etwas. Darum ist es schon richtig, darauf hinzuweisen, dass aktuell ein grosser Erwartungsbalon aufgeblasen wurde, der nur ein kleines Loch braucht, um zusammzufallen.
In den letzten Quartalsreportings von MSFT, AMZN und GOOGL haben wir einhellig gehört, dass die erwarteten Umsätze im Bereich "KI" deutlich hinter den Erwartungen blieben. Setzt sich diese schlechter als erwartet Wachstum fort, müsssen die Unternehmen ihre Investitionsrechnungen überprüfen, denn dann sinkt der ROI. DAs könnte zu einem zurückfahren der Investitionen führen (wer bei AMZN genau hingehört hatte, vernahm, dass AMZN bereits 3 Monate vor dem earnings call beschloss, eine Chip-Generation auszulassen - der Markt hatte das als Reaktion auf Lieferschwierigkeiten von NVDA interpretiert, es könnte aber auch eine Risik Management Massnahme gewesen sein, um bei sich abzeichnendem Minderbedarf nicht viel Geld in sehr schnell veraltende Infrastruktur zu investieren). Sollte einer der Grossen im Q3 report seine KI Investitionen verzögerung resp. zurückfahren, könnte das das kleine Loch im Balon sein, durch das die Luft dann relativ zügig entweicht. Von daher wäre eine breitere Diversifikation, eine Absicherung nach unten und eine partielle Gewinnmitnahme vermutlich aktuell nicht die dümmste Option.