Die Notierungen für Kakao, Orangensaftkonzentrat und Olivenöl steigen von einem Jahreshoch zum nächsten und erzielen zum Teil Rekordstände. Der Kakao-Preis steht dabei auf dem höchsten Stand seit 44 Jahren und die Preise für Olivenöl und Orangensaftkonzentrat auf Allzeithoch. Zu diesen massiven Preissteigerungen haben ganz unterschiedliche Gründe beigetragen.
Einer der Gründe für den Rekordpreis von Orangensaftkonzentrat ist die Ausbreitung einer Pflanzenkrankheit - des sogenannten Citrus Greening - und die Auswirkungen von Hurrikans auf die Erntemengen in Florida. Aber auch in Brasilien, dem weltweit grössten Produzenten von Orangen, und in Europa haben schlechtes Wetter die Erntemengen negativ beeinflusst. Das US-Landwirtschaftsministerium schätzt die weltweite Orangenproduktion für das Wirtschaftsjahr 2022/23 um fünf Prozent unter dem Vorjahresniveau. Besonders stark seien die Einbrüche in den USA, wo die Produktion gemäss den Prognosen der US-Behörde sogar auf den niedrigsten Stand seit mehr als 56 Jahren fallen dürfte. Der Preis für Orangensaftkonzentrat hat entsprechend seit Jahresbeginn um 85 Prozent auf ein Rekordhoch zugelegt.
Auf der anderen Seite ist für die steigenden Preise von Kakao das Wetterphänomen El Niño verantwortlich. Dieses Wetterphänomen wird als Zirkulationsanomalie bezeichnet, die durch Veränderungen im Wettersystem Südamerikas entsteht. Als eine wesentliche Ursache gelten schwächere Passatwinde. Gehen die Passatwinde zurück, strömt warmes und nicht mehr kaltes Meerwasser Richtung Südamerika. Dadurch kommt es zu überdurchschnittlich warmen Meeresoberflächentemperaturen im zentralen und östlichen Pazifik in der Nähe des Äquators, was zu mehr Regen oder ausgeprägter Trockenheit weltweit rund um den Äquator führen kann.
El Niño sorgt für Trockenheit am Äquator in Afrika
El Niño sorgt dieses Jahr für trockenes Wetter in den Spitzenanbaugebieten Elfenbeinküste und Ghana. Dies führt zu schlechten Kakao-Ernten. Diese treffen andererseits auf eine steigende Nachfrage bei den Schokoladeproduzenten. Entsprechend profitiert der Kakao-Preis und stieg letzte Woche auf den höchsten Stand seit 44 Jahren. "Die Angebots- und Nachfragesituation bleibt positiv“, sagte Jack Scoville, Vizepräsident der Price Futures Group in Chicago, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg, zum mittelfristigen Ausblick.
Dies dürfte sich allerdings nur bedingt auf die Verkaufspreise der Schokaladeproduzenten wie Barry Callebaut oder Lindt & Sprüngli im kommenden Jahr auswirken. Dies ist darauf zurückzuführen, dass für die anderen Produkte, welche zur Produktion benötigt werden, derzeit keine Rekordpreise bezahlt werden. Bei Zucker ist der Preis rückläufig, nachdem sich am Markt die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die Abnehmspritzen zu weniger Nachfrage nach dem Süssstoff führen. Der amerikanische Detailhändler Walmart stellt denn auch seit einigen Wochen fest, dass die Konsumenten wegen der Abnehmspritzen in der Tendenz weniger Süssiskeiten einkaufen.
Ebenso sind die Preise für Butter und Palmöl seit den Preishochs nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs deutlich zurückgegangen. Palmöl kostet gemäss Statista heute weniger als die Hälfte im Vergleich zum März 2022 und die Butter- und Milchpreise in Europa notieren 40 Prozent unter den Höchstständen vom September 2022. Grosse Hoffnungen muss man sich allerdings nicht machen, dass die süsse oder bittere Schokolade wieder günstiger wird - die Preissetzungsmacht gepaart mit der immer noch robusten Nachfrage wird die Gewinnmargen von Lindt & Co. hoch halten.
Olivenölproduktion hat sich in Spanien mehr als halbiert
Im Vergleich zu den Olivenölpreisen sehen die Kursanstiege bei Kakao- und Orangensaftkonzentrat geradezu mickrig aus. Im Dezember 2020 erreichte der Preis für eine Tonne Olivenöl einen Tiefstand von 1'313 Dollar und hat sich seither mehr als versiebenfacht. Aktuell notiert er bei 9'354 Dollar und ein Marktkommentator geht davon aus, dass sich der Preis gar nahe oder über der Marke von 10'000 Dollar festsetzen könnte.
Diese Rekordpreise für Olivenöl sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. So sind in Italien die Ernten seit Jahren rückläufig. Diese Entwicklung begann mit dem Olivenbaumsterben im Jahre 2013. Ursache ist das Bakterium Xylella fastidiosa, welches sich seitdem vom italienischen Apulien nach Norden verbreitete. In den letzten Jahren kam das zunehmend trockene Wetter hinzu, das bei den Oliven zu einem geringeren Wachstum und somit kleineren Ernten führte.
Das trockene Wetter hat aber auch in Spanien, einem weiteren wichtigen Produzenten in Europa, zu reduzierten Ernten geführt. Die spanische Olivenölproduktion fiel innert 7 Jahren von 1,5 Millionen Tonnen auf 660'000 Tonnen, wie der International Olive Oil Council in einer Medienmitteilung Mitte Oktober schrieb. Ein weiterer Faktor für die steigenden Preise ist, dass Länder wie zum Beispiel Marokko nach geringen Ernten den Export von Olivenöl verboten haben.