Wenn man die Schlagzeilen liest, waren im vergangenen Jahr nur sieben Aktien wirklich wichtig. Doch während die "Magnificent Seven" - Apple, Microsoft, Google-Muttergesellschaft Alphabet, Amazon.com, Nvidia, Tesla und Facebook-Eigentümer Meta - den Markt fast das ganze Jahr 2023 über nach oben trugen, hat der gleichgewichtete S&P 500 seit Mitte November die nach Marktkapitalisierung gewichtete Variante übertroffen, da sich die Rallye über die "Magnificent Seven" hinaus ausweitete. 

Nun, da das Jahr 2024 begonnen hat, haben die Anleger auf der Suche nach neuen Ideen den Blick über die Top-Tech-Werte hinaus geweitet. Viele Wall-Street-Profis empfehlen ehemals unbeliebte Anlagen wie Small Caps und Value-Aktien und unter dem Radar liegende Chancen könnten laut Marktbeobachtern höhere Renditen als im letzten Jahr bringen, berichtet die Finanznachrichtenplattform Markets Insider. 

Aus diesem Grund ist eine aktuelle Notiz von Stifel Research von Interesse, in der die am meisten unterschätzten Anlageideen des vierten Quartals 2023 zusammengefasst sind. Dazu gehört das Biotechnologieunternehmen Alector, das sich auf die Entwicklung neuartiger Medikamente für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer konzentriert. Stifel empfiehlt die Aktie mit einem Kursziel von 15 Dollar zum Kauf, was ein Aufwärtspotenzial von 88 Prozent impliziert.

Von Alzheimer bis Ingenieurdienstleistern

Auch das Medizintechnikunternehmen Alphatec Holdings, der Glucosesensorhersteller DexCom, der Muskel-Skelett-System-Entwickler Globus Medical und den Mischkonzern Ingersoll Rand empfiehlt Stifel zum Kauf. Das grösste Aufwärtspotenzial sieht der Broker aber mit 154 Prozent bei Darling Ingredients. Stifel glaubt, dass die Anleger aus Angst vor einem kurzfristigen Preis-/Margenverfall beim Hersteller Bio-Inhaltsstoffen die Werttreiber des Jahres 2024 übersehen. "Unserer Ansicht nach ist Darling das beste Vehikel, um eine optimistische Sicht auf kohlenstoffarmen erneuerbaren Diesel und nachhaltigen Flugkraftstoff auszudrücken", so die Autoren der Notiz. Mit Darlings Kontrolle über 15 Prozent der weltweit anfallenden Altfette und -öle und seiner 50-prozentigen Beteiligung an Diamond Green Diesel biete das Unternehmen Anlegern Wachstum mit klassenbesten Margen.

Weitere unterschätzte Investitionsmöglichkeiten sind gemäss Stifel der Softwarehersteller Leidos Holdings, der Staatsdienstleister Maximus, der Tabakkonzern Philip Morris, der Freizeitparkbetreiber Six Flags und Sitio Royalties. "Qualitativ gesehen bietet Sitio Anlegern Grösse und einen differenzierten Fokus auf den Erwerb von Mineralien im Kern der grossen Ölbecken mit den niedrigsten Lieferkosten unter Qualitätsbetreibern. Unserer Ansicht nach bietet die sehr gezielte Akquisitionsstrategie des Unternehmens eine vorteilhafte Sicht auf die Aussichten der kurz- und mittelfristigen Entwicklung, unabhängig von der Volatilität der Rohstoffe und dem politischen Umfeld", schreiben die Autoren. Quantitativ wird geschätzt, dass Sitio bis zum Jahr 2030 100 Prozent seines Unternehmenswertes erwirtschaften kann, was jetzt einen erheblichen Wert und in der Zukunft eine potenzielle Wertsteigerung bedeutet. Stifel sieht den Titel 45 Prozent höher.

Mit Beam Therapeutics und Verve Therapeutics finden sich auch zwei Biotechnologieunternehmen in der Liste, welche Forschung im Bereich Gentherapien und Genome Editing betreiben. Gen-Aktien waren 2023 allgemein schwach, aber insbesondere die beiden genannten Titel haben eine ausgeprägte Schwäche gezeigt. “Auch wenn die Schlagzeilen auf den ersten Blick negativ erscheinen mögen, fragen wir uns, ob die breite Abwärtsbewegung bei beiden Aktien übertrieben war”, schreibt Stifel.

"Auf dem Weg ins Jahr 2023 sind die Ingenieurdienstleister weiterhin positiv von dem makroökonomischen Rückenwind abhängig, der sich aus den steigenden globalen Infrastrukturausgaben, den steigenden Ausgaben für Umwelt und Wasser sowie den steigenden Investitionen in moderne Anlagen und Fertigung ergibt”, so die Autoren weiter. Das US-amerikanisches Ingenieur- und Bauunternehmen KBR ist dabei insgesamt der grosse Favorit, während Jacobs und Parsond betreffend Wachstum überzeugen.

ManuelBoeck
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