Diese Unternehmen sammelten im vergangenen Jahr nur 203 Millionen Euro an Risikokapital ein - fast 30 Prozent weniger als noch 2022 und der niedrigste Wert seit sechs Jahren, wie der am Mittwoch veröffentlichte jährliche Biotechnologie-Report der Beratung «EY» ergab. «Die Finanzierungsschwierigkeiten junger Biotech-Startups stellen eine grosse Herausforderung für das nachhaltige Wachstum der Branche in Deutschland dar», sagte Life-Science-Experte und EY-Partner Klaus Ort. «Speziell die Situation in der Frühphase ist alarmierend, denn dies ist die Phase, die enorm wichtig für das zukünftige Wachstum des Sektors ist.»

Insgesamt legte die Kapitalaufnahme in der Branche im vergangenen Jahr indes um 17 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zu. Investoren konzentrierten sich aber zunehmend auf Unternehmen in späten Entwicklungsstadien. Die durchschnittliche Transaktionsgrösse bei jungen Biotechfirmen sei auf elf Millionen Euro geschrumpft und habe damit deutlich unter dem Durchschnitt von 23 Millionen in den vorangegangenen fünf Jahren gelegen. Mehr als ein Drittel der gesamten Frühphaseinvestitionen sei im vergangenen Jahr zudem an ein einziges Unternehmen gegangen - die auf Gentherapien spezialisierte Complement Therapeutics aus München. Oliver Schacht, Präsident des Branchenverbands Bio Deutschland, kritisierte, dass grosse Geldgeber wie Pensionsfonds oder Versicherungen hierzulande nicht stärker in risikoreiche Investments wie Biotechfirmen investieren könnten. Zudem müssten sich die Bedingungen für Börsengänge in Deutschland verbessern.

Insgesamt zeichne sich die deutsche Biotechbranche durch Innovationskraft und internationale Attraktivität aus, hoben die Autoren der Untersuchung hervor. So sei die Zahl der klinischen Studien um zwölf Prozent auf 169 gestiegen, wobei der Schwerpunkt auf Krebsmedikamenten mit 94 Studien liege. Künstliche Intelligenz dürfte die Arzneimittelforschung künftig beschleunigen, die Ausfallraten reduzieren und für bessere Ergebnisse sorgen. Inzwischen würden jedes Jahr fast 500 Medikamentenkandidaten mithilfe von KI entwickelt - vor zehn Jahre seien es noch 60 gewesen. In der gesamten Pharmaindustrie könnten durch KI-gestützte Arzneimittelforschung jährlich zusätzliche 40 Milliarden Dollar Umsatz erzielt werden. Der Umsatz in der deutschen Biotechbranche sei 2023 nach dem Boom in der Corona-Pandemie um 51 Prozent auf insgesamt 12,7 Milliarden Euro eingebrochen. Im Vergleich zum Jahr 2019 vor der Pandemie stehe aber ein Wachstum um 138 Prozent zu Buche.

(Reuters)