Die Valoren von DocMorris verlieren am Mittwochmorgen 2,9 Prozent auf 17,79 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) 0,2 Prozent tiefer steht. In den letzten 52 Wochen verlor der Titel 62 Prozent an Wert. 

Der Analyst der Berenberg Bank senkt am Mittwoch das Kursziel von DocMorris auf 17 nach 24 Franken und begründet diesen Schritt mit der Verwässerung durch die Kapitalerhöhung. Das Rating belässt der Analyst auf «Hold».

Anfang 2024 empfahl der Berenberg-Experte die Aktien mit einem Kursziel von 125 Franken zum Kauf. Im Oktober letzten Jahres folgte dann die abrupte Kehrtwende: Reduktion auf «Hold» von «Buy» und ein zusammengestrichenes Kursziel von 36 Franken. Als er DocMorris im Januar 2024 auf «Buy» hochgestuft hatte, sei er davon ausgegangen, dass die Versandapotheke als ein bekannter Markenname deutlicher von der Einführung des E-Rezeptes in Deutschland profitieren werde. 

Kapitalerhöhung und Wachstum unter Erwartungen belasten 

Die Versandapotheke DocMorris hatte am 13. März für 2024 wie erwartet einen hohen operativen Betriebsverlust von 48,6 Millionen Franken ausgewiesen. Für 2025 gab es keinen konkreten Ausblick und das Unternehmen meldete einen zusätzlichen Kapitalbedarf von rund 200 Millionen Franken an. Entsprechend sank die Aktie an diesem Tag auf ein neues Allzeittief von 15 Franken, ehe Eindeckungen von Short-Positionen zu einer Kurserholung um 10 Prozent führten. 

Allerdings belastet nicht nur die Kapitalerhöhung. Beim erwarteten Zuwachs bei den E-Rezept-Umsätzen im ersten Quartal 2025 mit 50 Prozent sind keine deutlichen Verbesserungen gegenüber dem Schlussquartal 2024 erkennbar. Steigende Umsätze mit dem elektronischen Arztrezept in Deutschland sollten eigentlich für die Zukunft hoffen lassen.

Dass eine Kapitalerhöhung nötig wird, haben die Analysten bereits Ende Jahr 2024 erwartet. Ein für DocMorris zuständiger Analyst der ZKB schrieb damals, dass ein langsames Wachstum der eRezepte (eRx) und höhere Marketingkosten zu einem Liquiditätsengpass führen dürften.

Zwar ist das eRezept in Deutschland zum neuen Standard geworden, doch der grösste Profiteur war bisher der DocMorris-Konkurrent Redcare. Das Wachstum der eRx-Umsätze ist mit etwas über 25 Prozent bei DocMorris bescheiden ausgefallen und wurde damit von den Experten überschätzt. «Die direkte Konkurrenz von DocMorris wie die in Holland domizilierte Redcare ist dynamischer unterwegs», erklärte Analyst Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. «Investoren müssen deutlich mehr Geduld mitbringen als vermutet.»

Basierend auf den präsentierten Geschäftszahlen 2024 setzten die Analysten der ZKB die Markteinschätzung aus von «Marktgewichten» auf «Restricted». Die Analysten von Vontobel geben gar keine Einstufung ab.

(cash/AWP)