"Directors' Dealings". So heissen im angelsächsischen Raum Käufe und Verkäufe von Aktien, welche Top-Manager und Verwaltungsräte von der eigenen Firmen auf privater Basis tätigen. Die Firmen müssen diese "Deals" unter Auflagen melden, in der Schweiz sind sie auf der Website der Schweizer Börse SIX bei den "Management Transaktionen" einsehbar.
Anleger erhoffen sich dabei Hinweise über den Geschäftsgang der Firmen, denn die Manager wissen ja mehr über das Innenleben des Unternehmens als profane Investoren. Stockt ein Manager Aktien der eigenen Firma auf, ist dies in der Regel ein positives Zeichen. Verkauft er Anteilscheine, kann dies ein negatives Signal sein, muss aber nicht. Denn ein Verkauf kann auch viele private Gründe haben. Experten geben der Aussagekraft von Aktienkäufen daher mehr Gewicht.
In der letzten Wochen prasselten viele Infos auf die Börsen ein: US-Wahlen, neue Lockdowns, wirksame Impfstoffe. Ein Blick auf die entsprechende SIX-Seite zeigt, dass sich viele Manager der "Corona-exponierten" Schweizer Firmen im Pharma-, Tech- oder Resiebereich weitgehend zurückhielten. Im Fokus stehen andere Aktien:
Kaufobjekt der Manager: Implenia-Aktien
Ende Oktober gab Implenia, der grösste Schweizer Baukonzern, einen grösseren Konzernumbau bekannt und kündigte an, dass die Eigenkapitalquote nach einem happigen Verlustjahr 2020 noch 10 Prozent betragen werde. Die Aktie brach in wenigen Handelstagen um rund 30 Prozent ein. Ein Analyst sah das Investorenvertrauen auf einem Tiefpunkt angelangt bei einem Unternehmen, das zuvor schon viel Kredit verspielt hatte.
Kursverlauf der Implenia-Aktie in den letzten drei Jahren (Quelle: cash)
Am 10. November veröffentlichte der Baukonzern dann nachbörslich eine Medienmitteilung, wonach ein Kredit mit Schweizer Banken bestätigt worden sei – was die Aktie am nächsten Tag 15 Prozent in die Höhe schiessen liess. Das Management doppelte mit der Vertrauensbildung nach: Mit SIX-Daten vom 11. November und 12. November kauften ein oder mehrere Geschäftsleitungsmitglieder von Implenia in vier Tranchen 9001 Aktien im Wert von insgesamt 227'768 Franken.
Ängste einer Kapitalerhöhung sind bei Implenia für den Moment einmal vom Tisch. Allerdings muss die Firma Unternehmensteile verkaufen, um an frisches Geld kommen. Die Aktie kletterte am Freitag auf ein Zwei-Wochen-Hoch, verlor aber am Montag wieder fast 6 Prozent. Das zeigt, wie wacklig die Sache bei Implenia ist - und entsprechend riskant für den Anleger.
Verkaufsobjekt der Manager: Softwareone-Aktien
940'000 Aktien im Wert von 21,6 Millionen Franken – eine derart hohe Summe, bei Käufen oder Verkäufen, wurde an der SIX schon lange nicht mehr gemeldet. Verantwortlich dafür sind Top-Manager des IT-Wiederverkäufers Softwareone aus Stans, welche Aktien in vier Schritten vom 11. bis 13. November losschlugen.
Auf Anfrage von cash.ch bestätigt eine Sprecherin von Softwareone, dass "einige Mitglieder" des Top-Managements einen Teil ihrer Aktien verkauft hätten. Grund ist der Ablauf einer einjährigen Haltefrist nach dem Börsengang von Ende Oktober 2019. Die Geschäftsleitungsmitglieder hielten aber "nach wie vor einen Grossteil ihrer individuellen Gesamtvergütung in Softwareone-Aktien", so die Sprecherin weiter.
Dazu muss man wissen: Das vierköpfige Softwareone-Management um CEO Dieter Schlosser kam beim Börsengang in den Genuss eines für Schweizer Verhältnisse aussergewöhnlichen «IPO-Sonderbonus» im Wert von 127 Millionen Franken, davon ein teil in Cash und 4,7 Millionen in Aktien. Die Aktien können gestaffelt innerhalb von drei Jahren ab Börsengang veräussert werden. Ende letztes Jahr hielt von den vier Managern übrigens Verkaufschef Neil Lomax laut Geschäftsbericht mit 1,171 Millionen Aktien am meisten Firmenanteile. Das entsprach damals 0,74 Prozent am Softwareone-Kapital.
Operativ läuft es dem Unternehmen gut, das rund die Hälfte des Umsatzes mit Microsoft-Produkten macht. Seit dem IPO resultiert eine Performance von 24 Prozent. Vielleicht wäre die Aktien-Leistung noch besser, wäre es nicht zu zahlreichen Beteiligungsveränderungen gekommen. Innerhalb der letzten sechs Monate hatten Raiffeisen Informatik, KKR sowie Erben des Mitgründers all ihre Aktien verkauft. Und an der SIX könnten in nächster Zeit weitere Anteilsverkäufe gemeldet werden. Ob beispielsweise Hauptaktionär Beat Curti, der Anfang Oktober per sofort aus dem Verwaltungsrat zurücktrat, seinen Anteil von 10 Prozent halten will, ist Gegenstand von Spekulationen.
Kursverlauf von Softwareone seit dem Börsengang Ende Oktober 2019 (Quelle: cash.ch)
Gewinnmitnahmen bei Reise-Aktien
Aufgrund der positiven Impfstoff-Neuigkeiten von Biontech/Pfizer hätten Firmenverantwortliche letzte Woche bei "reiseaffinen" Aktien durchaus zugreifen können. Bei einigen Firmen trat aber das Gegenteil ein: Beim Reisedetailhändler Dufry verkaufte ein Top-Manager mit Meldung vom 12. November Aktien im Wert von 403'000 Franken. Das geschah vielleicht etwas vorschnell. Denn die Dufry-Aktie hat seither weitere fast 10 Prozent dazugewonnen und befindet sich auf dem höchsten Stand seit Anfang März.
Den Schwung der "eigenen" Aktie nutzte letzte Woche auch ein Manager von Richemont aus, um seine Anteile im Unfang von ebenfalls fast 400'000 Franken zu versilbern. Auch beim "Corona-Profiteuer" Bachem, dessen Aktie nahe einem Allzeithoch handelt, kam es zu Gewinnmitnahmen. Dort stiess ein Manager letzte Woche Aktien im Wert von 800'000 Franken ab.
Wer auf Small Caps aus ist, sollte die Aktien von Zehnder und Orior im Auge behalten. Dort kam es zu kleineren Aktien-Zukäufen von Managern. Anteile für fast 200'000 Franken hat sich überdies ein Geschäftsleitungsmitglied von Phoenix Mecano geleistet. Die an der SIX wenig gehandelte Aktie des Komponenten- und Gehäuseherstellers hat seit Ende Oktober rund 20 Prozent zugelegt, nachdem für das dritte Quartal ein Rekordumsatz bekanntgegeben wurde. cash.ch hatte hier am 6. November über den Kursanstieg der Aktie berichtet.
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