Alle drei Monate ist es soweit. Dann müssen grosse Vermögensverwalter, die in US-Aktien investieren, ihre Bücher offen legen. Genauer: Wer ein verwaltetes Vermögen von mindestens 100 Millionen Dollar besitzt, muss der US-Börsenaufsicht SEC seine Aktien- und Fondstransaktionen melden. Die so genannten 13F-Filings erhalten bei Privatanlegerinnen und -anlegern grosse Aufmerksamkeit. Schliesslich lässt sich hier ablesen, wie die Grossinvestoren ihre Gelder einsetzen.

Dieses Mal dürfte ein Blick in die Bücher der Finanzhäuser besonders interessant sein. Denn es lässt sich aus den Umschichtungen der Depots ableiten, wie Finanzprofis Ende 2021 auf die steigenden Inflationssorgen sowie auf die drohende Zinswende reagierten. Gemeldet werden mussten die Depotbestände per 31. Dezember 2021.

cash.ch hat bereits hier und hier darüber berichtet, wie bekannte Börsen-Profis ihre Gelder verschoben haben. In den Filings finden sich aber auch die Zu- und Verkäufe von Schweizer Vermögensverwaltern. 

UBS 

Bei der der grössten Schweizer Bank UBS war man offenbar bemüht, sein Exposure in grosse US-Technologieaktien zu verringern. So hat die UBS ihre Position im Software-Riesen Microsoft um 7 Prozent reduziert. Mit knapp 9 Milliarden Dollar (Stand: 31. Dezember 2021) bleibt Microsoft allerdings der grösste Posten im Portfolio (2,54 Prozent). Mit Amazon und Meta-Facebook (je -12 Prozent) sowie Apple (-8 Prozent) und Alphabet-Google (-5 Prozent) wurde auch bei anderen Vertretern von US-Big-Tech der Bestand verringert. 

Die Veräusserungen von grossen Tech-Aktien dürften im Nachhinein angesichts der Zinswende, die im ersten Quartal zunehmend Formen annahm, nicht grundsätzlich falsch gewesen sein. Gerade bei Meta bewies die UBS ein glückliches Händchen. Die Aktie stürzte im Februar aufgrund eines Ausblicks, der die Börse in Schockstarre versetzt hatte, über 30 Prozent ab. Allerdings: Im Quartal zuvor (Q3) hatte die UBS ihre Position in Meta um satte 19 Prozent aufgestockt. Ebenfalls von Anteilen getrennt hat sich die UBS bei Alibaba, Paypal, Medtronic, Disney und GSK

Dass die UBS dem Tech-Bereich allerdings nicht den Rücken kehrt, zeigt die nennenswerte Aufstockung beim "Invesco QQQ Trust Series ETF" (+15 Prozent), der den Nasdaq 100 nachbildet. Ausserdem zählen die grossen US-Werte noch immer zu den mit Abstand grössten Positionen. 

Nennenswert aufgestockt hat die UBS bei Visa (+6 Prozent). Gänzlich neu ins Depot gekommen ist der kriselnde US-Autovermieter Hertz, der 2021 kurz vor der Pleite stand. Auch Tesla-Rivale Rivian, der 2021 sein IPO feierte, findet sich neu im Depot. Weitere Zukäufe waren: Baze, Turning Point Brands, EngageSmart, Portillos. 

Credit Suisse 

Bei der kleineren Credit Suisse sieht es auf der Verkaufsseite ähnlich aus wie bei der UBS. Auch hier wurden die grössten Positionen Microsoft und Apple gestutzt (je -6 Prozent), ebenso bei Meta (-3 Prozent) und Amazon (-2 Prozent). Der Bestand an Google-Alphabet blieb hingegen unverändert. Auffällig ist, dass Credit Suisse eine fast zwei Milliarden Dollar schwere Position im "SPDR S&P 500 ETF Trust" um fast die Hälfte reduzierte. Dieser ETF bildet den breiten US-Börsenindex S&P 500 nach. 

Auf der Kaufseite war die CS hingegen bei der Aktie des deutsch-britischen Indistriekonzerns Linde, wo man die Position um ganze 80 Prozent auf neu 2'675'025 Aktien aufstockte. Das Aktienpaket war damit Ende 2021 knapp eine Milliarde Dollar wert. Auch im "iShares China Large-Cap ETF" stockte die CS stark auf (+32 Prozent). In diesem ETF finden sich Titel wie Tencent und Alibaba. Stärke Zukäufe tätigte man auch beim US-Pharmaunternehmen Merck & Co (+8 Prozent) sowie beim Healthcare-Beteiligungsunternehmen Danaher (+19 Prozent). 

Gänzlich neu eingestiegen ist die CS zudem unter anderem bei ZipRecruiter, Beauty Health, Tritium und Rivian. Beim E-Truck-Startup kaufte man sich mit 140'611 Aktien ein. Der damalige Wert von knapp 15 Millionen Dollar dürfte sich heute auf unter 9 Millionen Dollar verringert haben. 

Zurich Insurance 

Zurich Insurance hat bei einigen grösseren Zukäufen im vierten Quartal kein glückliches Händchen bewiesen. So baute man ausgerechnet die Position in Paypal relativ stark aus (+28 Prozent). Beim Zahlungsdienstleister war dies ein klassischer Griff ins Messer – der bestraft werden sollte. Während es mit der Meta-Aktie schon im vierten Quartal kontinuierlich abwärts gegangen war, sackten die Titel am 1. Februar um weitere 25 Prozent ab. Grund war ein überraschend magerer Ausblick, der die Börse auf den falschen Fuss erwischte. 

Die Filings zeigen, dass Zurich allgemein im Payment-Bereich äusserst aktiv war. So baute man die Positionen in Mastercard (+16 Prozent) und Visa (+14 Prozent) nennenswert aus. Die Positionen in Goldman Sachs (-33 Prozent) und Morgan Stanley (-30 Prozent) wurden hingegen deutlich verringert. Ärgerlich für Zurich: Insbesondere Morgan Stanley hat sich im aktuellen Sturm zuletzt als stabiler Wert gezeigt. 

Bei Netflix (+10 Prozent) war das Timing ähnlich unglücklich wie bei Paypal. Der Streamingdienst enttäuschte Ende Januar ebenfalls mit seinem Ausblick, was die Aktie innerhalb eines Tages um 22 Prozent einbrechen liess. Ausserdem griff man beim Sportartikel-Hersteller Nike (+14 Prozent) sowie bei Autodesk (+12 Prozent) und Adobe (+11 Prozent) zu. 

Pictet Asset Management 

Anders als andere Schweizer Finanzhäuser hat Pictet Asset Management die Positionen in grossen US-Technologieaktien nicht reduziert. Im Gegenteil: Bei Microsoft stockte man den Bestand um 5 Prozent auf, bei Amazon gar um 7 Prozent. Auch bei Apple (+2 Prozent) und Meta (+1 Prozent) zeigen die Filings zumindest leichte Zukäufe. Einzig bei Alphabet (-2 Prozent) trennte sich Pictet von Anteilen. 

Insgesamt fällt auf, dass Pictet im vierten Quartal bei den grossen Positionen eher auf der Käufer- denn auf der Verkäuferseite zu finden war. So stockte man ebenfalls bei Paypal (unglücklicherweise) und beim Entsorgungsunternehmen Waste Connections (je +13 Prozent) sowie bei Roper Technologies (+15 Prozent), Ansys (+12 Prozent) und Micron (+10 Prozent) im grösseren Stil auf. 

Bei NextEra Energy (-10 Prozent) trennte man sich hingegen von einem grösseren Teil seines Aktienpakets. Nicht die schlechteste Entscheidung: Die Aktie des im Bereich der erneuerbaren Energien tätigen Unternehmens sackte seit Anfang Jahr um knapp 20 Prozent ab. Jüngste Wechsel in der Unternehmensführung hatten bei Anlegern für Verunsicherung gesorgt. 

Ausserdem trennte sich die Genfer Vermögensverwaltung von einem nennenswerten Teil seines Aktienpakets am Schweizer Schuhhersteller On Holding (-11 Prozent). Auch damit hat Pictet ein glückliches Händchen bewiesen. Nach dem gefeierten IPO im Herbst, ist die Aktie aufgrund der überhöhten Bewertung und des Zinsdrucks zunehmend unter Druck geraten. Seit Jahresanfang steht ein Minus von rund 30 Prozent. 

SNB

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) betont stets, kein aktives Stock Picking zu betreiben, sondern indexnah zu investieren. Dementsprechend wenig Auffälliges gibt es bei den Positionsveränderungen. Allerdings ist in den Filings deutlich erkennbar, dass die SNB im Rahmen der Bewirtschaftung ihres Devisenportfolios ihren Bestand an US-Aktien reduziert – wenngleich dessen Wert im vierten Quartal aufgrund der damals noch immer positiven Marktentwicklung weiter gestiegen ist. 

Unter den grössten 100 Positionen findet sich kein Posten, bei dem im vierten Quartal aufgestockt wurde. Stattdessen wurden die jeweiligen Positionen meist um je 3 bis 4 Prozent gekürzt. Der mit Abstand grösste Teil des Kuchens macht noch immer Apple aus. Die SNB hält demnach 62'830'408 Aktien am iPhone-Hersteller. Deren Wert Ende Dezember: Rund 11,1 Milliarden Dollar. Nur knapp dahinter folgt Microsoft als zweitgrösste SNB-Position mit einem Wert von 9,1 Milliarden Dollar. 

Die 13-Filings zeigen, wie stark die SNB im US-Tech-Sektor investiert ist. Die sechs grössten Positionen haben mit Apple, Microsoft, Tesla, Alphabet, Meta und Nvidia einen starken Technologie-Hintergrund und machen allein knapp 20 Prozent des US-Aktienbestands der SNB aus.