"Europa macht einige wirklich grosse Fehler", sagte Bayer-Pharmachef Stefan Oelrich der "Financial Times" in einem am Montag veröffentlichen Interview. "Wir verlagern unseren kommerziellen Fussabdruck und die Ressourcen für unseren kommerziellen Fussabdruck deutlich weg von Europa." Das gelte auch für Grossbritannien. Bayer wolle sich im Gegenzug auf die USA und China konzentrieren, wo das Pharmageschäft bereits eine bedeutende Marktpräsenz aufgebaut habe, sagte Oelrich. China stehe Innovationen zunehmend positiv gegenüber, während höhere Medikamentenpreise in den USA es Bayer ermöglichten, die durch die hohe Inflation verursachte Kostenexplosion auszugleichen.
In den USA hat sich der Leverkusener Agrar- und Pharmakonzern in den vergangenen Jahren mit einigen milliardenschweren Pharmadeals verstärkt. Europa bezeichnete Oelrich als "innovationsunfreundlich". "Die europäischen Regierungen versuchen, Anreize für Forschungsinvestitionen zu schaffen, aber auf der kommerziellen Seite machen sie uns das Leben schwer. Wenn man keine Umsätze hat, kann man auf der Kostenseite so viel profitieren, wie man will, aber das ist keine gute Gleichung." 2021 erzielte die Bayer-Pharmasparte knapp 41 Prozent des Umsatzes in der Region Europa, Nahost, Afrika und knapp 23 Prozent in Nordamerika. Rund 32 Prozent stammten aus Asien-Pazifik.
Auch andere Branchen wie die Autoindustrie hatten zuletzt den Standort Europa kritisiert und gewarnt, dieser drohe von US-Subventionen abgehängt zu werden. BASF-Chef Martin Brudermüller hatte gesagt, dass Europa als Standort kontinuierlich an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit verliere und für Investitionen in der Region, die er als überreguliert bezeichnete, nicht mehr viel spreche.
(Reuters)