Die vor einem Jahr von Bayer-Chef Bill Anderson eingeleitete Umstrukturierung des Leverkusener Pharma- und Agarchemiekonzerns kommt schneller voran als erwartet. Etwa 70 Prozent aller Bayer-Teams arbeiteten heute schon in einem neuen Organisationsmodell mit weniger Hierarchieebenen und grösserer Eigenverantwortung, sagte Anderson laut Vorabbericht der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS). «Bis zum Jahresende werden es 80 bis 90 Prozent sein. Anfangs dachte ich, dass wir erst im Herbst 2025 so weit sein würden», sagte Anderson.

Der seit Juni vergangenen Jahres amtierende Bayer-Chef hatte einen Konzernumbau angestossen und angekündigt, dass mit dem neuen Organisationsmodell ein erheblicher Personalabbau verbunden ist - zulasten vieler Führungskräfte. Allein im ersten Halbjahr waren es dem Bericht zufolge rund 3000. Ähnlich viele dürften im zweiten Halbjahr dazukommen, sagte Anderson der «FAS», ohne eine Zielmarke für den Stellenabbau zu nennen. Betroffen seien davon mehrheitlich Führungskräfte aus dem mittleren Management. Anderson verspricht sich von dem neuen Modell weniger Hierarchien und Bürokratie. Auch sollen dadurch die Strukturen verschlankt und Entscheidungsprozesse beschleunigt werden. Mit dem Programm sollen die Kosten jährlich um zwei Milliarden Euro gesenkt werden.

Anderson muss den Aspirin-Hersteller aus einer tiefen Krise führen. Sein Vorgänger Werner Baumann hatte Bayer mit der milliardenschweren Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto einen schier nicht enden wollenden Rechtsstreit wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters ins Haus geholt und viel Vertrauen verspielt. Bayer drücken zudem hohe Schulden.

(Reuters)