Das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Das Sanierungsverfahren nach Kapitel 11 (Chapter 11) des US-Insolvenzrechts schützt Northvolt für eine gewisse Zeit vor dem Zugriff seiner Gläubiger und erleichtert damit den finanziellen Neustart. «Das über allem stehende Ziel ist es, mit einem oder mehreren langfristigen strategischen oder Finanzinvestoren zusammenzuarbeiten», hiess es in den Gerichtsunterlagen. Zugleich erhält das Unternehmen Zugriff auf 245 Millionen Dollar und kann damit sein Überleben in den kommenden Wochen gewährleisten.

Der Schritt, in den USA Gläubigerschutz zu suchen, kommt nicht überraschend: Die Nachrichtenagentur Reuters hatte vergangenen Freitag unter Berufung auf Insider gemeldet, dass Northvolt den Schritt in Betracht ziehe. Northvolt verfügt den Gerichtsunterlagen zufolge derzeit nur noch über flüssige Mittel von 30 Millionen Dollar - das reicht den Angaben nach gerade noch für eine Woche. Zugleich liegt der Schuldenberg inzwischen bei 5,8 Milliarden Dollar. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Monaten mit seinen Geldgebern über ein Finanzierungspaket verhandelt, allerdings ohne Erfolg.

Nun stellt der schwedische Lkw-Hersteller Scania Northvolt ein Darlehen in Höhe von 100 Millionen Dollar zur Verfügung. Damit solle die Herstellung von Batteriezellen für E-Fahrzeuge im nordschwedischen Skelleftea unterstützt werden. Scania bezieht schon jetzt Batterien von Northvolt. Die weiteren 145 Millionen Dollar sind Mittel von Northvolt, die bislang als Sicherheiten zurückgelegt wurden. Der grösste Anteilseigner ist Volkswagen, auch die US-Investmentbank Goldman Sachs und BMW gehören zu den Eigentümern. BMW und Goldman Sachs lehnten eine Stellungnahme ab. Volkswagen erklärte am Abend, man stehe mit Northvolt in engem Kontakt.

Die vom Northvolt-Mitbegründer Harald Mix geleitete Investmentgruppe Vargas beschrieb den Schritt als notwendig, um die Kapitalstruktur zu stärken. Gleichzeitig könne das Unternehmen den Betrieb aufrechterhalten, sich auf die Steigerung der Fertigungszahlen konzentrieren und die Kosten senken. Man sei überzeugt, dass Northvolt diese Zeit durchstehen werde. Northvolt selbst erklärte, das Unternehmen erwarte, die Restrukturierung bis zum ersten Quartal 2025 abzuschliessen. Solange werde der Betrieb wie gehabt weitergehen.

Chinesen beherrschen den Batteriemarkt

Der Batteriehersteller benötigt derzeit dringend Geld und arbeitet seit mehreren Wochen mit seinen Investoren an einem Rettungspaket. Die schwedische Regierung hatte jüngst erklärt, keine Anteile von Northvolt übernehmen zu wollen. Northvolt hat noch nie einen Gewinn erwirtschaftet und kämpft mit Qualitätsproblemen und Verzögerungen. Im Juni zog deswegen BMW einen Auftrag mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro zurück. Wegen wegbrechender Aufträge und Problemen beim Hochfahren der Produktion hatte der Konzern zuletzt seine Ausbaupläne massiv eingedampft, tausende Mitarbeiter entlassen und Tochtergesellschaften verkauft. Noch am Mittwoch ernannte Northvolt den Sanierungsexperten Paul O'Donnell zum Chef seiner Hauptanlage in Nordschweden.

Der Antrag auf Gläubigerschutz ist ein Rückschlag für die europäischen Bemühungen, sich mit einer eigenen Batterie-Industrie unabhängiger von chinesischen Herstellern wie CATL und BYD zu machen. Nach Daten der Internationalen Energieagentur ist 85 Prozent der Batteriezellen-Herstellung in der Volksrepublik beheimatet. Northvolt hat zwar eine Reihe von europäischen Startups bei der Investition von Milliardensummen in die Batteriefertigung angeführt. Allerdings ist die Nachfrage nicht so schnell angestiegen wie von Teilen der Branche vorhergesagt. 

(Reuters)