Minus 52 Prozent seit dem Allzeithoch im August 2021 und minus 29 Prozent seit Anfang November 2024, jetzt der tiefste Stand seit neun Jahren: Die Aktie des Schokoladenproduzenten Barry Callebaut (BC) scheint auf längere Sicht ohne Halt. Ein klassisches «fallendes Messer» also, in das man nicht hineingreifen sollte, wie eine Anlegerweisheit besagt.
Zusicherungen des CEO, Peter Feld, das Unternehmen wolle sein «volles Potenzial ausschöpfen» und den Kunden «die weltweit besten Schokoladenlösungen bieten», sind bei den Anlegern ebenso wenig angeklungen wie das Umsatz- und Gewinnplus im Geschäftsjahr 2023/24 - zu gross sind offenbar die Bedenken wegen der gestiegenen und volatilen Kakaopreise.
Hoffnung gibt nun eine am Donnerstag erschienene Branchenstudie der Privatbank Berenberg. Darin taucht BC zwar nicht als Top Pick auf, wird aber unter den «Aktien, die wir mögen» aufgelistet. Konkret: Sowohl das «Buy»-Rating als auch das Kursziel von 1900 Franken werden bestätigt - und damit ein Gewinnpotenzial von 67 Prozent impliziert. Mit dieser Einstufung befindet sich Berenberg in einer grösseren Gruppe von Bloomberg erfassten Experten, die eine Kaufempfehlung für BC ausgesprochen und Preisziele zwischen 1500 und 2000 Franken angegeben haben.
Die Studienautoren der deutschen Privatbank sehen «einen attraktiven Einstiegspunkt für Anleger». Sie gehen davon aus, dass Kostensenkungen, ein besserer Produktmix und eine Erholung des Volumens zu einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Gewinns je Aktie von 10 Prozent zwischen 2024 und 2027 führen. Dies bedeute, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14,6 für die nächsten zwölf Monate zu tief sei.
Umfeld bleibt anspruchsvoll
Neben der grundsätzlich positiven Einschätzung verpasst es die Analystengruppe nicht, auf das schwierige Umfeld des Schokoladenherstellers hinzuweisen - etwa auf den Preisanstieg von Kakao.
Der Studie zufolge entsprechen bei Barry Callebaut die Kakaokosten 42 Prozent des Umsatzes, was deutlich mehr ist als beispielsweise bei Lindt (18,7 Prozent) und Nestlé (1,6 Prozent). Aufgrund des hohen Anteils muss BC die höchsten Preissteigerungen weitergeben, um die Kakaopreisinflation aufzufangen. Dies dürfte sich besonders bei schwacher Konjunktur in den relevanten Absätzmärkten negativ auswirken.
So bald wird sich an dieser Situation kaum etwas ändern. Laut Bloomberg deuten Prognosen auf ein weiteres Jahr mit Versorgungsengpässen hin - dies nachdem Krankheiten und schlechtes Wetter schon zu Ernteausfällen in der Elfenbeinküste und in Ghana geführt hatten. Die beiden Länder machen normalerweise den Grossteil der Kakaoversorgung weltweit aus.
Gegenwind könnte zudem aufkommen, sollte Robert F. Kennedy (RFK) - wie in Aussicht gestellt - Gesundheitsminister der Vereinigten Staaten werden. Er hat sich unter anderem kritisch zum Zuckerkonsum geäussert; zugesetzter Zucker könne Übergewicht und Herzkreislauferkrankungen begünstigen. Sollte RFK seine Gesundheitspolitik an dieser Prämisse ausrichten, werden Unternehmen wie Barry Callebaut wohl betroffen sein.
Zumindest kurzfristig wird der Schokoladenproduzent also unter Druck bleiben. Dass seine Aktie mittel- bis langfristig sich stabilisiert und wieder anzieht, ist nicht ausgeschlossen, aber auch von den Geschicken des Managements abhängig: Es arbeitet weiter am Programm «Next Level», das nach jüngster Verlautbarung «auf Kurs» sei. Das Programm beinhaltet Investitionen in Höhe von 500 Millionen Franken und soll die Kosten um 250 Millionen Franken pro Jahr zurückfahren.
4 Kommentare
Hat sich Barry Callebaut inzwischen aus Russland zurückgezogen oder machen sie da weiter Business as Usual? Man darf nicht vergessen, dass ethische Kriterien zu den Nachhaltigkeitskriterien gehören und viele Funds inzwischen klare Vorgaben haben, nach welchen Nachhaltigkeits- und Etik-Richtlinie sie anlegen dürfen. Wer durch sein Verhalten diese Anforderungen nicht erfüllt, verliert als Nachfrager einen sehr grossen Teil des instituionellen Marktes. Sowas hinterlässt dann auch Spuren im Kurs weil deutlich verminderte Nachfrage.
Habe sie kürzlich verkauft. Man kann richtig zusehen, wie die Erzeugerländer selbstbewusster werden und mehr Wertschöpfung bei sich behalten wollen (BRICS+). Heuschrecken-Zwischenhändler braucht es dann nicht mehr, vor allem dort, wo die Nachfrage grösser ist als die Produktion. Zurecht eigentlich. Vielleicht behalte ich nicht recht, aber es gibt bessere Chancen. Übrigens ist schwarze Schoggi gesund. Kennedy meint die Marketing-Riegel, die zwar wie Schoggi aussehen, aber eigentlich nur aus Palmfett und Maiszucker bestehen.
wie geht minus 109% - erhalte ich jetzt geld wenn ich eine aktie kaufe??
"Minus 109 Prozent seit dem Allzeithoch im August 2021"
Echt jetzt, die Aktien kostet nun also weniger als 0?