Die Credit Suisse findet nicht aus dem Schlamassel heraus. Vor allem wegen der schlechten Entwicklung im Investmentbanking warnt die CS am Mittwochmorgen vor einem Verlust im zweiten Quartal. Statt eines erwarteten schmalen Gewinns steht nun der dritte Quartalsverlust in Folge an.

Kaum 18 Stunden zuvor, also am Dienstagmittag, rauscht diese Headline über den Newsticker: "'We are back'": Credit Suisse's Top Banker Signals New Swagger". Übersetzt heisst das etwa: "'Wir sind zurück': Top Banker der Credit Suisse verbreitet neuen Stolz".

Das Zitat stammt von David Miller, seines Zeichens CEO Investment Banking Americas der Credit Suisse. Also der Sparte, die für die Verlustwarnung hauptverantwortlich ist. Er habe die ersten fünf Monate des Jahres damit verbracht, Kunden zu besuchen und ihnen zu sagen, dass "wir wieder da sind", sagte der CS-Top-Banker der Nachrichtenagentur Bloomberg in einem Interview am Dienstag.

Während also in der Konzernzentrale in Zürich die Vorbereitungen für die Marktkommunikation für die Verlustwarnung laufen, versprüht der Chef des Investmentbanking in New York öffentlich unbändigen Optimismus. Eingedenk der Tatsache, dass sich die Marktbedingungen für Banken, auch für die eigene, deutlich verschlechtert haben. Es ist eine Grossspurigkeit, die am nächsten Tag auf geradezu peinliche Weise demaskiert wird. 

Da stellen sich vor allem zwei Fragen. Wer verhindert bei der Credit Suisse solche offensichtlichen Pannen? Stimmen die Abläufe und die Abstimmung zwischen den Geschäftseinheiten und der Zentrale? Oder banaler gefragt: Weiss bei der zweitgrössten Bank der Schweiz die rechte Hand, was die linke tut?

Die zweite Frage ist: Findet bei der Credit Suisse tatsächlich ein Kulturwandel statt? Klar könnte man David Millers Aussagen als übliche Wall-Street-Prahlerei abtun, wie sie im Investmentbanking üblich sind. Miller ist aber Vertreter einer Bank mit zahlreichen Skandalen nicht nur in jüngster Vergangenheit. Auch Demut muss zu einer neuen Risikokultur gehören, welche der auch nicht mehr so neue CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann fordert. 

Die Aktie der Credit Suisse hat in den letzten zwölf Monaten 35 Prozent verloren. Damit liegt sie im 37 Mitglieder umfassenden europäischen Bankenindex von Bloomberg auf dem zweitletzten Platz, nur die vom Russland-Engagement schwer geplagte Raiffeisen International liegt noch hinter der Credit Suisse. Die Aktie der UBS hat im gleichen Zeitraum 20 Prozent dazugewonnen und liegt im Index auf Rang acht.

Aus Investorensicht lautet das Urteil zur CS klar: "They're not back at all".