Die Vergütungen sind hoch, die Daten-Feeds teuer, ebenso wie die notwendige Ausrüstung. Gleichzeitig gibt es neue Technologien und Liquiditätsquellen, von Dark-Pools angefangen bis hin zu Systematischen Internalisierern, mit denen man Schritt halten muss. Und dann gibt es noch eine Unmenge von Regeln - vielleicht haben Sie schon von MiFID II gehört.
Hier kommt die Auslagerung des Handelsbereichs ins Spiel. Einst ein Nischengeschäft, das sich an Start-ups richtete, wächst nun die Nachfrage danach, da die Vermögensverwalter unter einem immer stärkeren Kostendruck stehen in einem zunehmend schwierigen Marktumfeld.
Northern Trust, Depotbank für Assets im Volumen von 8 Billionen US-Dollar, führt Gespräche mit 40 potenziellen Neukunden für seine Plattform, während die Tochtergesellschaft der Bank of New York Mellon Corp. weitere britische Vermögensverwalter anspricht, die den Handel auslagern möchten. Jefferies Financial hat mehr als 60 Kunden an Land gezogen, seit die Firma vor einem Jahr damit begann, Handelsaktivitäten für andere zu übernehmen. Nun soll dieses Angebot in Europa und Asien ausgeweitet werden.
“Was bleibt einem, wenn man mit mehr Margendruck konfrontiert wird?”, fragt Gary Paulin, in London ansässiger globaler Leiter von Integrated Trading Solutions bei Northern Trust Capital Markets. “Man muss sich das Geschäftsmodell genau ansehen und sich fragen, welche Fixkosten reduziert werden können.”
Verteidigung der Margen
Bei diesem Auslagerungs-Modell geben die Fondsmanager eine Order nicht an Händler im eigenen Haus weiter, sondern an ein externes Team und zahlen dafür eine Gebühr. Outsourcing ist Teil der Strategie von Vermögensverwaltern, die ihre Margen verteidigen wollen, während sie die Preise senken, um im Wettbewerb mit passiven Fonds ohne Gebühren zu bestehen. Diese Entwicklung könnte den Händlerpool der Finanzbranche weiter verkleinern, der bereits durch das Wachstum des elektronischen Handels geschrumpft ist. Laut Coalition Development Ltd. ist die Zahl der Aktienhändler mit Kundenkontakt bei den größten Banken in jedem der letzten fünf Jahre bis zum Ende des erstes Quartal gesunken.
Der Handel selbst ist immer anspruchsvoller geworden. Der Kauf und Verkauf weltweit gehandelter Wertpapiere erfordert das Navigieren in Zeitzonen und Übersee-Vorschriften. Angesichts der Fragmentierung der Marktliquidität muss ein Händler auch eine Reihe von Quellen im Auge behalten, um den besten Deal zu erzielen.
In der EU haben die MiFID-Regeln, die Anfang 2018 in Kraft getreten sind, auch die regulatorische Belastung der Händler erhöht. Sie machten strengere Kontrollen erforderlich, die als “Best Execution” bekannt sind, um sicherzustellen, dass Fondsmanager die besten Preise für ihre Kunden erzielen, und trennten die Researchkosten von den Handelsprovisionen.
Wachsende Kundschaft
Für Firmen, die ihre Dienste für das Outsourcing anboten, war das alles ein Segen. Das Beratungsunternehmen Opimas schätzt, dass ein Fünftel der Investmentmanager, die mehr als 50 Milliarden US-Dollar verwalten, bis 2022 mindestens einen Teil ihres Handels auslagern wird. Während mit diesem Angebot früher vor allem neu aufgelegte Fonds anvisiert wurden, wird es auch bei Asset Managern, die mehr als 5 Milliarden US-Dollar verwalten, immer beliebter, sich dieser Dienste zu bedienen, sagt Richard Johnson, Vice President beim Berater Greenwich Associates.
Northern Trust hat den Service zum ersten Mal 2017 geboten und 38 Kunden gewonnen. Für dieses Jahr ist eine Werbe-Roadshow in den USA geplant, sagte Paulin. Michael Horan, Handelschef für EMEA bei Pershing Ltd. in London sagte, dass sein Unternehmen seit MiFID II ein “signifikantes“ Geschäftswachstum verzeichnet habe, wobei die typischen Kunden britische Vermögensverwalter mit nur zwei bis fünf Händlern seien.
Gemäß Andrew Walton, Leiter Europageschäft bei Turmaline Partners, die auf ausgelagerten Handel spezialisiert sind, stellen Asset Manager, die 10 bis 100 Milliarden US-Dollar verwalten, ist größte Wachstumsquelle dar, da sie versuchen, ihren eigenen Handelsbereich zu ergänzen.
Händler sind teuer
Outsourcing ist natürlich nicht jedermanns Sache und hängt von der Größe eines Fonds ab. Opimas schätzt, dass jeder Buy-Side-Trader, einschließlich der damit verbundenen Kosten, wie Marktdaten, einen Vermögensverwalter mindestens 500'000 Dollar pro Jahr kostet und ein jährliches Handelsvolumen von etwa 1,5 Mrd. Dollar bewältigen kann. Für Fonds mit einem niedrigeren Umsatz ist Outsourcing sinnvoller, aber für größere Fonds hat ein internes Team seine Vorteile.
“Die meisten Buy-Side-Firmen werden wahrscheinlich die Kontrolle über ihre Handels-Desks behalten wollen”, sagt Anish Puaar, Marktstruktur-Analyst für Europa bei Rosenblatt Securities in London. “Viele der größeren Firmen werden die Fähigkeit, die komplexen Marktstrukturen zu verstehen, als Unterscheidungsmerkmal ansehen.”
(Bloomberg)