Der Schweizer Markt hat sich in den letzten zwei Jahren um 15 Prozent schlechter entwickelt hat als der breitere europäische Markt. Der Hauptgrund dafür sei das starke weltweite Wirtschaftswachstum, das die Risikoprämien für Investitionen auf ein sehr niedriges Niveau gesenkt habe, begründet die Bank of America (BofA). Dieses Umfeld habe jedoch dazu geführt, dass defensive Sektoren wie Nahrungsmittel, Getränke und Pharma – die in der Schweiz besonders wichtig sind – im Vergleich zu anderen Branchen deutlich an Wert verloren haben, so die Experten weiter.

«Wir gehen von einer moderaten globalen Wachstumsverlangsamung in den kommenden Monaten aus», schreibt die BofA weiter. Das steht im Einklang mit den Prognosen der BofA-Ökonomen, deren regionale Wachstumsprognosen eine konjunkturelle Verlangsamung bis Mitte 2025 implizieren. Dies würde mit einem Rückgang des globalen Einkaufsmanagerindex und einer Ausweitung der Risikoprämien einhergehen.

Damit bleibt die BofA im nächsten Jahr untergewichtet in europäischen zyklischen Werten gegenüber defensiven Werten, wobei der Nahrungsmittel- und Getränkesektor sowie der Pharmasektor übergewichtet werden. Die Übertragung der Makro- und Sektorprognosen auf die Länderebene impliziert ein Aufwärtspotenzial von 8 Prozent für den relativen Preisindex von Schweizer Aktien bis Mitte 2025.

Aussichten für Europa

Für andere europäische Märkte prognostiziert die US-Bank weniger optimistisch. Das Nachbarland Deutschland beispielsweise wird nach der jüngsten Übertreibung von «Marketweight» auf «Underweight» herabgestuft. Der deutsche Aktienmarkt verzeichnete seit Juni eine 12-prozentige Rallye gegenüber Europa, angetrieben durch aktienspezifische Faktoren.

Dadurch liege das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf einem Vierjahreshoch, und viele positive makroökonomische Nachrichten scheinen bereits eingepreist zu sein, so die Bank. Gleichzeitig bestehe Spielraum für eine Abschwächung des globalen Wachstums. Für den deutschen Index erwartet die BofA ein Abwärtspotenzial von bis zu 8 Prozent im Vergleich zu Europa in den kommenden Monaten.

Auch Italien und Spanien werden weiter abgestuft. «Beide Länder profitierten zuletzt von der starken Outperformance der Banken, die jedoch im ersten Halbjahr 2024 voraussichtlich unterdurchschnittlich abschneiden werden», schreiben die Experten. Gründe dafür seien steigende Risikoprämien und sinkende Anleiherenditen. Für italienische und spanische Aktien wird bis zum dritten Quartal eine Underperformance von 9 Prozent, beziehungsweise 8 Prozent erwartet. 

Eine positive Ausgangslage liegt für britische Aktien vor. Die Gewichtung der Aktien steigt von «Underweight» auf «Marketweight». Die Belastung durch den schwachen Energiesektor, der seit Ende 2022 das britische Börsenbild prägte, lasse nach. Dies werde durch die jüngste Hochstufung des europäischen Energiesektors und die defensive Ausrichtung des britischen Marktes unterstützt, schreiben die Ökonomen.

Auch für Frankreich scheint mehr Optimismus vorzuherrschen: Trotz der Underperformance von 10 Prozent seit März und anhaltender politischer Unsicherheit behält Frankreich die Marktgewichtung. Die BofA begründet: «Der Markt hat bereits viel des schwächeren globalen Wachstums eingepreist.»

(cash)