Vor gut einer Woche läutete der Baustoffhersteller Sika am Schweizer Aktienmarkt die Jahresberichterstattung für 2017 ein. Seither vergeht kein Tag, ohne dass nicht mindestens ein Unternehmen erste Kennzahlen für das vergangene Jahr vorlegt.
Neben der Geschäftsentwicklung und dem Ausblick interessiert Anleger dabei vor allem etwas: Wie hoch fällt die reguläre Dividende aus? Und gibt es darüber hinaus eventuell sogar noch einen Zustupf in Form einer Sonderdividende?
Bei den Unternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) - 20 an der Zahl - kommen nur die allerwenigsten für eine Sonderdividende in Frage. Entweder lässt es die finanzielle Situation nicht zu, oder die Firmen führen operativ nicht benötigtes Kapital über andere Kanäle an die Aktionäre zurück. Unternehmen wie Swiss Re, ABB oder Nestlé haben dazu ein Aktienrückkaufprogramm ins Leben gerufen. Auch Novartis gibt dem Kauf eigener Aktien den Vorzug.
Setzt der Dividendenkönig Zurich Insurance einen drauf?
Auf eine Sonderdividende wird kurzfristig einzig bei der Zurich Insurance Group spekuliert. Nach der milliardenschweren Übernahme des Lebensversicherungsgeschäfts der Australia & New Zealand Banking Group waren diese Spekulationen Mitte Dezember kurzzeitig verstummt. Seit allerdings bekannt ist, dass die Übernahme das Überschusskapital des Versicherungskonzerns aus Zürich kaum schmälert, dürfen die Aktionäre wieder hoffen.
Denn selbst nach ausserordentlichen Rückstellungen im Zusammenhang mit Unwetterkatastrophen schätzen Analysten das Überschusskapital bei der Zurich Insurance Group noch immer auf rund 2 Milliarden Franken oder 14 Franken je Aktie.
Dank der davon ausgehenden Fantasie lag die Zurich-Aktie in den ersten Januar-Tagen überdurchschnittlich gut im Markt. Seit Jahresbeginn errechnet sich ein Kursplus von fast 6 Prozent.
Eine Sonderdividende besonderer Art winkt vielleicht den Anteilseignern des Luxusgüterkonzerns Richemont. Seit der Verschmelzung der Online-Tochter Net-a-Porter mit dem italienischen Rivalen Yoox sind die Genfer seit Oktober 2015 mit 50 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen beteiligt.
Roche, Geberit und Novartis unter Druck
Gut möglich, dass sich Richemont im Zuge der strategischen Neuausrichtung der Beteiligung entledigt und diese in Form einer Sachdividende an die Aktionäre ausschüttet. Darüber hinaus wälzt der Luxusgüterkonzern umgerechnet mehr als 6 Milliarden Franken vor sich her.
Kursentwicklung der Zurich-Aktie (rot) und jener von Richemont (grün) über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)
Ähnliche Forderungen aus dem Aktionariat stehen bei Novartis im Raum. Als Vermächtnis aus der Ära des einstigen Konzernchefs und Verwaltungsratspräsidenten Daniel Vasella ist der Gesundheitskonzern am Platzrivalen Roche beteiligt. Anders als damals hat das Aktienpaket keine strategische Bedeutung mehr, weshalb sich Novartis unter dem zukünftigen Konzernchef Vas Narasimhan davon trennen könnte.
Roche selbst steht angesichts der unterdurchschnittlichen Kursentwicklung zusehends in der Kritik. Die Führungsequipe am Hauptsitz in Basel muss sich deshalb etwas einfallen lassen, um die Aktionäre versöhnlich zu stimmen. Fakt ist: Der Pharma- und Diagnostikkonzern hat mittlerweile einen Grossteil seiner Schulden getilgt. Die Ausschüttung einer Sonderdividende wäre für Roche allerdings ziemlich ungewohnt, geniessen ergänzende Firmenübernahmen doch höchste Priorität.
Unter Druck aus dem Aktionariat steht auch Geberit. Spekuliert wird hier über ein verhaltenes Schlussquartal. Analysten befürchten, dass sich das organische Umsatzwachstum zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember noch einmal verlangsamt hat. Das sind sich die erfolgsverwöhnten Aktionäre ganz und gar nicht gewohnt.
SMI-Schwergewicht Nestlé könnte auf die Bremse treten
Abhilfe könnte da ein einmaliger Zustupf aus der Firmenkasse schaffen. Ein Aktienrückkaufprogramm scheint wahrscheinlicher als eine Sonderdividende, kaufte Geberit in der Vergangenheit immer mal wieder eigene Titel zurück.
Die Geberit-Aktie (rot) im 12-Monats-Vergleich mit dem SMI (grün) (Quelle: www.cash.ch)
Nicht in Stein gemeisselt ist das Aktienrückkaufprogramm hingegen bei Nestlé, dem grössten Vertreter aus dem SMI. Dem Nahrungsmittelkonzern wird in der Finanzpresse ein Interesse an Geschäftsbereichen des US-Pharmakonzerns Pfizer und der deutschen Merck nachgesagt (cash berichtete). Erhält Nestlé in beiden Fällen den Zuschlag, müsste das Unternehmen beim mit 20 Milliarden Franken dotierten Aktienrückkaufprogramm wohl oder übel auf die Bremse treten. Das wiederum käme an der Börse vermutlich nicht gut an.
Egal ob die genannten Unternehmen Sonderdividenden oder neue Aktienrückkaufprogramme bekanntgeben - freuen dürfen sich die Aktionäre sowieso. Schätzungen zufolge steuert der SMI in diesem Frühling mit einer Dividendensumme von 36 Milliarden Franken nämlich einem neuen Rekord entgegen.