Im Jahr 2023 summierten sich die Zusagen für Neuansiedlungen und Erweiterungen auf 34,8 Milliarden Euro, wie die bundeseigene Fördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) am Dienstag mitteilte. Damit wurde das Rekordniveau von 2022 von 25,3 Milliarden Euro um mehr als ein Drittel übertroffen.
«Das Niveau der Investitionen hat sich spürbar erhöht», sagte der Managing Director der GTAI, Achim Hartig, der Nachrichtenagentur Reuters. Allein acht Projekte hätten ein Volumen in Milliardenhöhe.
Nummer eins ist der taiwanische Halbleiterkonzern TSMC, der in Dresden zehn Milliarden Euro in ein neues Werk stecken will. Der US-Chipkonzern Wolfspeed wiederum will drei Milliarden Euro für ein Werk im Saarland ausgeben. Der US-Pharmakonzern Lilly macht rund 2,3 Milliarden Euro für ein Werk im rheinland-pfälzischen Alzey locker, während der Energiekonzern BP 6,8 Milliarden Euro für zwei Windparks in der Nordsee ausgeben will. Auch drei Rechenzentren in Berlin, im brandenburgischen Wustermark und im hessischen Hanau sollen jeweils die Milliardenmarke übertreffen. Apple wiederum will sein europäisches Zentrum für Chipdesign in München ausbauen, wofür eine Milliarde Euro vorgesehen sind.
Marktanteile gewonnen
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1759 Projekte angekündigt, also nur Neuansiedlungen und Erweiterungen. Übernahmen und Fusionen sind in dieser Statistik nicht enthalten. Das ist ein Rückgang von einem Prozent oder 24 Projekten im Vergleich zu 2022. «Weltweit sind die ausländischen Direktinvestitionen um 2,6 Prozent zurückgegangen, in Europa sogar um 7,4 Prozent und in Westeuropa um 8,8 Prozent», sagte Hartig. «Wir gewinnen also Marktanteile.»
Gut zwei Drittel der Projekte können dem Bereich der Transformationstechnologien zugeordnet werden, also etwa Batterien, grüne Energien oder Digitalisierung. Die brauche man, um klimaneutral zu werden, sagte Hartig. Ein grosses Plus, um solche Unternehmen trotz hoher Steuern und Stromkosten zu locken, sei die gute Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien. 2023 wurde erstmals mehr die Hälfte des verbrauchten Stroms durch erneuerbare Energieträger wie Wind oder Solar gedeckt. «Das ist ein Standortvorteil», sagte der Experte. Schon der US-Autobauer Tesla und der schwedische Batteriehersteller Northvolt seien auch deshalb nach Deutschland gekommen.
Bürokratie und Konjunkturflaute
Dennoch bleiben auch ausländischen Investoren die Standortprobleme nicht verborgen - von Bürokratie über die hartnäckige Konjunkturflaute bis zu vergleichsweise teurer Energie. «Der Gesprächsbedarf ist grösser geworden, wir müssen mehr erklären», sagte Hartig.
Grösster ausländischer Investor blieben im vergangenen Jahr die USA mit 235 Projekten. Allerdings sind das 16 Prozent weniger als 2022. Hier spiele wahrscheinlich auch die starke Förderung durch das milliardenschwere Subventionsprogramm Inflation Reduction Act (IRA) eine Rolle, sagte GTAI-Experte Thomas Bozoyan. «Das hat heimische Investitionen in den USA attraktiver gemacht.» Platz zwei belegte die Schweiz mit 202 Projekten, dicht gefolgt von China. Die Volksrepublik kam mit 200 auf den höchsten Wert seit 2017 - beflügelt wohl auch durch Corona-Nachholeffekte.
Insgesamt wurden 30.000 neue Arbeitsplätze zugesagt. Das ist der höchste Wert seit 2020. Die Ansiedlungen würden zumeist Zulieferer anlocken. «Das ergibt einen Multiplikatoreffekt», sagte Bozoyan.
(Reuters)