H1 2024/25 (in Mio EUR) AWP-Konsens H1 2023/24 Umsatz 10'178 10'221 - Schmuck 7'096 6'953 - Uhren 1'715 1'987 Org. Wachstum (in Prozent) 1,5 12,0 EBIT 2'330 2'655 EBIT-Marge (in Prozent) 22,9 26,0 Reingewinn 1'882 2'160
FOKUS: Die Hersteller und Verkäufer von Luxusgütern blicken auf schwierige letzte Monate zurück. Das gilt auch für die Richemont-Gruppe mit Schmuckmarken wie Cartier oder Van Cleef & Arpels sowie Uhrenhäuser wie Piaget, IWC oder Panerai. Vor allem die abnehmende Konsumlust in den wichtigen Absatzmärkten China, Hongkong und Macau macht der Branche zu schaffen.
Analysten gehen für Richemont von einem Rückgang des Gruppenumsatzes aus. Während das nach wie vor sehr gut laufende und margenstarke Schmuckgeschäft die Verkäufe wohl gesteigert hat, wird bei den Uhrenherstellern mit sinkenden Umsätzen gerechnet. Darauf lassen die in diesem Jahr nach dem Rekord von 2023 sinkenden Schweizer Uhrenexporten schliessen.
Der Umsatzrückgang wird sich negativ auf die Gewinnentwicklung auswirken und der Betriebsgewinn dürfte auf einem gegenüber dem Vorjahr tieferen Niveau zu liegen kommen. Unter dem Strich belastet die zum Verkauf der Online-Plattform YNAP an Mytheresa bereits angekündigte Wertberichtigung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro den Reingewinn zusätzlich.
ZIELE: Wenn es um die Nennung konkreter Geschäftsziele etwa zur Umsatz- oder Gewinnentwicklung geht, dann ist bei Richemont jeweils Zurückhaltung angesagt. Investoren halten sich daher an qualitative Aussagen des Managements zum Geschäftsgang oder zur Lage in wichtigen Märkten fest, um Erkenntnisse für den weiteren Geschäftsverlauf zu gewinnen.
Angesprochen auf die Konsumschwäche in China sagte Verwaltungsratspräsident Johann Rupert vergangenen Mai an einer Telefonkonferenz: «Wir sind nach wie vor vom Potenzial am chinesischen Markt überzeugt. Doch bis das Vertrauen der Kunden wieder zurück ist, braucht es noch Zeit.» Das Geschäft in den USA laufe dagegen wieder gut, hiess es weiter.
PRO MEMORIA: Im ersten Quartal 2024/25, also von April bis Juni, hat sich Richemont in einem von geopolitischen Spannungen und konjunkturellen Unsicherheiten belasteten Marktumfeld einigermassen schadlos gehalten. Die Verkäufe stiegen in Lokalwährungen um 1 Prozent, fielen aber in der Berichtswährung Euro leicht um 1 Prozent auf 5,27 Milliarden zurück.
Nach wie vor auf dem Vormarsch waren im ersten Quartal die Schmuckmarken (Umsatz: +2 Prozent auf 3,66 Mrd EUR; +4 Prozent in LW). Das Segment «Others» mit Mode- und Accessoires-Marken steigerte den Umsatz um 6 Prozent auf 701 Millionen Euro (+6 Prozent in LW). Dagegen gingen die Uhrenverkäufe um 14 Prozent auf 911 Millionen zurück (-13 Prozent in LW).
Die sich abschwächende Nachfrage nach Uhren lässt sich auch an den Schweizer Uhrenexporten ablesen. Die sind über alle Hersteller hinweg in den ersten neun Monaten 2024 um 2,7 Prozent Franken zurückgegangen, wobei sich auch hier China (-25 Prozent) und Hongkong (-20 Prozent) schwach entwickelten. Dagegen legten die Ausfuhren in den grössten Absatzmarkt USA (+4,9 Prozent) zu.
Anfang Oktober hat Richemont für die seit längerem defizitäre Online-Tochter YNAP nach dem vor knapp einem Jahr gescheiterten Verkauf an den britischen Online-Händler Farfetch einen Abnehmer gefunden. YNAP geht an Mytheresa, eine auf den Verkauf von Kleidern und Accessoires von bekannten Luxusmarken spezialisierte digitale Plattform.
Mytheresa erhält die schuldenfreie und mit 555 Millionen Euro Barmittel ausgestattete YNAP, während Richemont eine Kreditfazilität von 100 Millionen gewährt. Im Gegenzug erhält Richemont einen Aktienanteil von 33 Prozent an Mytheresa und das Recht auf einen Verwaltungsratssitz. In den eigenen Büchern muss Richemont rund 1,3 Milliarden Euro abschreiben.
Die Mytheresa-Gruppe wird künftig aus den Marken Mytheresa, Net-A-Porter und Mr Porter bestehen. Die beiden Plattformen Yoox und The Outnet werden separat abgespalten, während die White-Label-Division, in der YNAP Mode für Drittkunden designt, eingestellt wird.
Im September wurde Giorgio Sarné per 15. November zum neuen Chef der Richemont-Tochter Montblanc ernannt. Zuletzt war er als CEO der Tapestry Group von Stuart Weitzman tätig. Der ehemalige Montblanc-CEO Nicolas Baretzki hatte die Marke vor gut einem Jahr verlassen und ist nun Chef des Luxuslabels Christian Dior.
Ebenfalls im September hat Richemont die Übernahme des italienischen Schmuckhauses Vhernier abgeschlossen. Die Transaktion habe keinen nennenswerten Einfluss auf die Ergebnisse, hiess es. Die Leitung von Vhernier hat vorübergehend der frühere Buccellati-Chef Gianluca Brozzetti übernommen.
AKTIENKURS: Die Richemont-Titel haben seit Anfang Jahr einen Anstieg um rund 15 Prozent verzeichnet. Im vergangenen Jahr gehörten die Papiere mit einem Minus von rund 3 Prozent noch zu den Verlierern unter den Blue Chips.
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(AWP)