Der Gesamtmarktwert der Uhrenindustrie stieg im September auf 14,3 Milliarden Dollar, wie aus der Statistik von «Everywatch» hervorgeht. Der Anstieg gegenüber August und ein Bestand von annähernd 900’000 Uhren deutet auf die Gesundheit des Marktes hin.

Dabei erhalten Auktionen eine zunehmende Bedeutung. Sie liefern echte, verwertbare Daten darüber, was Menschen bereit sind, für Uhren zu zahlen. Somit sind sie eine zuverlässige Quelle für die Beobachtung von Trends und der aktuellen Marktlage.

Uhren als «Mainstream-Investition»

Die Pandemiezeit führte dazu, dass die Menschen ihre verfügbaren Mittel nicht mehr hauptsächlich für Reisen und andere Freizeitaktivitäten verwenden, sondern für Sachwerte wie Uhren, was die Nachfrage anheizt. Diese resultierende Preisblase lockt immer mehr Liebhaber in den Sektor und treibt die Bewertungen in die Höhe. Gemäss Everywatch hat der Markt für Luxusuhren in den letzten Jahren stark an Dynamik gewonnen und werde zunehmend zu einer «Mainstream-Investition». Hilfe verschafft dabei der visuelle Ansatz, gefördert durch die sozialen Medien als Präsentationsplattform.

Auch die derzeit anhaltende Gold-Rallye spielt eine entscheidende Rolle bei der Steigerung der Uhrenbewertungen und beeinflusst die Nachfrage nach Luxusuhren erheblich. Steigende Goldpreise führen zu höheren Preisen. Das kann zwar einige Käufer abschrecken. Doch andere, insbesondere Sammler und Investoren, betrachten goldene Uhren aufgrund ihrer Wertstabilität verstärkt als Anlage. Dazu kommt, dass Gold in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, auch in Form von Uhren, als sichere Investition angesehen wird.

Patek Philippe und Rolex setzen sich ab

Die Statistik zeigt zudem, dass im September auch bei den Auktionen hochpreisige Transaktionen getätigt wurden. Während die Patek Philippe Perpetual Calendar 2497 SC einen bemerkenswerten Verkaufspreis von 600’000 Dollar erzielte, behauptete Rolex seine Marktführerschaft mit der Datejust 126334, die mit 1173 neuen Exemplaren und 1162 verkauften Exemplaren einen beachtlichen Umsatz verzeichnete. Die Verkäufe zeigen den hohen Wert, den Sammler solchen Zeitmessern beimessen. 

Experten von Everywatch sehen die anhaltende Anziehungskraft von Patek Philippe und Rolex grösstenteils durch Stabilität und Zuverlässigkeit bedingt. Dies seien Qualitäten, die in der traditionell beständigen Uhrenindustrie grossen Anklang fänden, sagen die Experten. Im Gegensatz zu vielen anderen Marken, die sich stark verändert haben, hätten diese Marken ihre Strategie über Jahrzehnte hinweg beibehalten und damit ihre Position auf dem Markt gestärkt.

Während Modelle von Rolex sich vor allem durch ihr geradliniges Design und ihre funktionale Zuverlässigkeit auszeichnen und einen dauerhaften Werterhalt bieten, steigere Patek Philippe diesen Wert durch ein höheres Mass an Exklusivität und eine reichhaltige Geschichte, so die Experten. Diese wird durch ihre Aktivitäten im Bereich des Kulturerbes, wie beispielsweise die Unterhaltung eines eigenen Museums oder die aktive Teilnahme an Auktionen, unterstützt.

Lauernde Konkurrenz

Doch zu sehr dürfen sich die beiden Marken nicht ausruhen, denn die Konkurrenz schläft nicht. Audemars Piguet und Richard Mille sind Hauptakteure, die ihre Marktpräsenz aufgrund ihres innovativen Designs und ihrer Ausstrahlungskraft ausbauen dürften. 

Seltene Modelle dürften künftig mehr Interesse auf sich ziehen, etwa durch die wachsende Zahl von Sammlern, die den Wettbewerb um limitierte Auflagen verstärken. Dies unterstützt wiederum optimistische Prognosen für den Wert von Spitzenmodellen für Sammler. Darüber hinaus wird der Zustand einer Uhr immer entscheidender: Da die Zahl der Stücke in tadellosem Zustand mit der Zeit naturgemäss abnimmt, werden ihre Seltenheit und damit ihr Marktwert wahrscheinlich steigen - was das Premiumsegment des Marktes noch weiter antreibt.

Der Gewinner diesen Monat war jedoch die Breitling Chronomat 81950, welche einen Preisanstieg von 10,41 Prozent verzeichnete. Dieses Modell ist aufgrund ihres attraktiven Preises und ihrer Alltagstauglichkeit immer beliebter geworden. Ihr Design, das an die späten 1990er-Jahre erinnert, findet besonders bei Nostalgie-Liebhabern grossen Anklang.

Aisha Gutknecht arbeitet seit Juli 2024 als Redaktorin für cash.ch.
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