Die Financial Conduct Authority (FCA) untersuche das Verhalten von Credit-Suisse-Mitarbeitern in der rund 100-köpfigen Londoner Research-Einheit zwischen Sommer 2022 und Anfang 2023, wie aus Dokumenten hervorgeht, die die Nachrichtenagentur Reuters einsah. Die in Schieflage geratene Credit Suisse wurde im März 2023 von der Rivalin UBS übernommen.

Die FCA hat seit Ende Februar 2023 Informationen gesammelt und analysiert, wie aus den Dokumenten hervorgeht. Die Aufseher, die die Vorwürfe prüfen, seien an «möglichen Massnahmen» interessiert, hiess es in Dokumenten, die mit Juni 2024 datiert waren. Im September 2024 war die Behörde demnach immer noch mit dem Sammeln von Beweismitteln beschäftigt.

Die FCA lehnte eine Stellungnahme ab. Eine UBS-Sprecherin erklärte, dass die Bank «von einer laufenden FCA-Untersuchung dieser Art keine Kenntnis hat.» Die UBS verfüge über umfassende Regeln und Schulungen zum angemessenen Umgang mit elektronischer Kommunikation, und UBS stelle Analysten Diensttelefone zur Verfügung, fügte die Sprecherin hinzu.

In der Beschwerde wird über ein halbes Dutzend Personen genannt, mindestens drei von ihnen sind derzeit bei UBS beschäftigt, wie aus den Dokumenten und ihren LinkedIn-Profilen hervorgeht.

Falls die FCA zum Schluss kommt, dass sie über ausreichende Indizien verfügt, kann sie eine Untersuchung eröffnen. Die Aufsichtsbehörde kann Geldbussen gegen Einzelpersonen und Unternehmen verhängen und Berufsverbote aussprechen. Sie kann auch Einzelpersonen wegen strafbarer Handlungen belangen.

Kursrelevante Informationen übermittelt

2017 brummte die Aufsichtsbehörde einem Investmentbanker eine Geldstrafe auf, weil er vertrauliche Kundeninformationen über die Messaging-App weitergegeben und es versäumt hatte, mit der gebotenen Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit zu handeln. Im September 2022 verhängten US-Behörden gegen die Credit Suisse eine Geldstrafe in Höhe von 200 Millionen Dollar, weil es das Institut unterliess, die Kommunikation ihrer Mitarbeiter über nicht autorisierte Messaging-Apps zu überwachen. Die Bank wurde auch angewiesen, künftige Verstösse zu unterlassen, wie dem Geschäftsbericht 2022 zu entnehmen war. Auch die UBS wurde wegen ähnlicher Verstösse gebüsst.

Anfang dieses Jahres forderte die FCA viele Banken auf, Details zu Verstössen ihrer Mitarbeiter gegen ihre Richtlinien für Messaging-Apps wie WhatsApp zu übermitteln, wie «Financial News» berichtete. Einzelheiten zu den konkreten Vorwürfen gegen die Credit Suisse und dazu, wie einige Mitarbeiter der Bank nach dem US-Vergleich und nach internen Compliance-Schulungen im Oktober 2022 weiterhin bestehende WhatsApp-Gruppen nutzten, werden hier zum ersten Mal berichtet.

Die Vorwürfe beziehen sich auf Mitarbeiter in London, die geschäftliche Angelegenheiten über private Geräte kommunizierten und kursrelevante Informationen über die von ihnen betreuten Unternehmen auf der Messaging-Plattform austauschten.

Die FCA-Richtlinien, die seit mindestens 2021 in Kraft sind, verlangen von den Unternehmen, dass sie Massnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass Mitarbeiter für relevante Telefongespräche und elektronische Mitteilungen privaten Geräten nutzen, die das Unternehmen nicht aufzeichnen oder kopieren kann. Die Banken müssen Aufzeichnungen über die geschäftliche Kommunikation führen, damit die Aufsichtsbehörde ihre Aufgabe erfüllen kann.

Reuters konnte nicht in Erfahrung bringen, ob die Credit Suisse, die zum Zeitpunkt der Übernahme rund 50'000 Mitarbeiter beschäftigte, Aufzeichnungen über die private Kommunikation führte.

(Reuters)