Drei von fünf Schweizer Pharma-Zulieferer haben an der Schweizer Börse seit Jahresbeginn Federn gelassen: Dottikon (-12 Prozent), Lonza (-15 Prozent) und Polypeptide (-5 Prozent). Dagegen notiert Bachem (+2 Prozent) etwas höher und Siegfried (+ 26 Prozent) legt gar markant zu.
Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) attestiert dem Sektor der Pharma-Zulieferern weiteres Potenzial, obwohl sich das Geschäftsumfeld für Biotechfirmen mit den steigenden Zinsen seit Anfang 2022 verlangsamt hat. Gemäss der Research-Firma EvaluatePharma soll der Markt für Biologika (ohne Impfstoffe) bis 2028 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 10 Prozent wachsen. Angetrieben von den starken Wachstumsaussichten bei Medikamenten gegen Fettleibigkeit dürfte der Markt für Peptidpräparate sogar ein jährliches Wachstum von 13 bis 14 Prozent aufweisen. Das Wachstum beim deutlich grösseren Markt für kleine Moleküle soll gemäss ZKB 3 bis 4 Prozent pro Jahr betragen.
Neben dem Wachstum im Biotechnologie- und Pharmasektor machen die ZKB-Analysten Daniel Buchta und Philipp Gamper noch einen zusätzlichen Treiber ausfindig. «Aufgrund des verstärkten Fokus der Pharma- und noch mehr der Biotech-Unternehmen auf die Medikamentenentwicklung und -kommerzialisierung, gepaart mit der steigenden Komplexität der Arzneimittelherstellung und den regulatorischen Hürden, sehen wir auch ein stärkeres Outsourcing in all diesen Arzneimittelmodalitäten voraus. Dies sollte es den Schweizer Pharma-Zulieferern ermöglichen, die oben erwähnten Wachstumsraten noch zu übertreffen.»
Potenzial bei Lonza, Siegfried und Dottikon
Bei drei Firmen macht die ZKB über das nächste Jahr weiteres Kurspotenzial aus und empfiehlt die Titel von Dottikon, Lonza und Siegfried mit «übergewichten». Bei Lonza sollte sich die Expansion ab 2024 positiv auswirken, da die Firma eine erste grosse Anlage in Betrieb nehmen kann, welche praktisch sämtliche Dienstleistungen für alle relevanten Medikamentenklassen aus einer Hand anbieten kann. Die ZKB sieht dabei die Lonza-Aktie 25 Prozent höher.
Zu Siegfried hält die ZKB fest, dass das Unternehmen trotz eines herausfordernden Marktumfeldes mit den Halbjahreszahlen die Erwartungen übertreffen und den Ausblick für das Gesamtjahr anheben konnte. Insbesondere das Drug-Substances-Segment entwickelt sich sehr gut und die steigende Kapazitätsauslastung ermöglicht ein aktives Portfoliomanagement.
Auch Dottikon trauen die ZKB-Experten dank der Kapazitätsausweitungen einen Wachstumssprung zu. Das dürfte dazu führen, dass sich der Umsatz in den nächsten 10 Jahren vervierfachen sollte, meinen die ZKB-Analysten. Aufgrund der attraktiven Nischenpositionierung dürfte das Unternehmen auch seine EBITDA-Marge von fast 40 Prozent halten können.
Weniger zuversichtlich für die Kursentwicklung sind die Analysten bei Bachem und Polypeptide. Bachem sollte zwar ab 2024 ebenfalls ein starkes Wachstum verzeichnen. Dies sei aber bereits heute vollständig im Aktienkurs eingepreist und die Einstufung laute deshalb weiterhin Marktgewichten. Polypeptide wird dagegen mit Untergewichten eingestuft. Nach zwei sehr enttäuschenden Jahren sei weiterhin Vorsicht am Platz.
(cash)