Das erste Quartal 2023 hatte es in sich: Nach einer Aufstiegsphase im Januar ging es an den Börsen ab März wegen des Ausbruchs der Bankenkrise abwärts. Dass sich der Markt in den ersten drei Monaten noch im grünen Terrain halten konnte, ist dem Ausblick sinkender Zinsen zu verdanken. Zudem ist der befürchtete Wirtschaftseinbruch bisher ausgeblieben. Wie haben sich Grossinvestoren im vergangenen Quartal verhalten? Welche Positionen wurden in der volatilen Phase eröffnet?

Aufschluss darüber geben jeweils die so genannten 13F-Filings an die US-Börsenaufsicht SEC, welche Grossanleger ab einem verwalteten Vermögen von über 100 Millionen Dollar regelmässig übermitteln müssen - spätestens 45 Tage nach Quartalsende. Der Überblick zu den Investitionen der Börsen-Gurus von Warren Buffett bis Georg Soros:

Warren Buffett: Raus aus Banken und TSMC, weitere Aufstockung bei Apple

Warren Buffett, der mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway wiederholt ein goldenes Näschen bewiesen hat, verkaufte seine verbleibenden Anteile am Finanzdienstleister BNY Mellon, an der Bank US Bancorp und am Chiphersteller Taiwan Semiconductor (TSMC). Diese Positionen waren am 30. September des letzten Jahres insgesamt noch 9,7 Milliarden Dollar wert. Beim Ölförderer Chevron wurden ebenfalls Gewinne mitgenommen, nachdem die Aktie Ende 2022 auf ein Allzeithoch vorgestossen war.

Andererseits hat Berkshire Hathaway 9,9 Millionen Aktien vom Finanzdienstleister Capital One erworben, eine Position, die Ende März mit 954 Millionen Dollar bewertet wurde. Auch wurde eine neue Beteiligung an Vitesse Energy im Wert von 1 Million Dollar bekannt, und der Anteil an Occidental Petroleum wurde auf fast 212 Millionen Aktien aufgestockt. Letzteres zeigt, dass Buffett trotz nachlassender Inflation weiterhin auf Titel aus dem Energiesektor setzt.

Buffetts Unternehmen meldete auch grössere neue Beteiligungen an Apple, Bank of America, Citigroup und HP. Der Technologiekonzern Apple macht damit neu 46 Prozent am Portfolio von Berkshire Hathaway aus. Dahinter folgen Bank of America (9 Prozent), American Express (8 Prozent), Coca Cola (8 Prozent) und Chevron (7 Prozent).

George Soros: Wohl Wetterfolg bei Tesla - Biopharma-Titel als grösste Position

Die von George Soros geführte Soros Fund Mangaement hat den Börsenaufschwung von Tesla – plus 68 Prozent im ersten Quartal - in diesem Jahr ausgenutzt und seinen gesamten Anteil im ersten Quartal verkauft. Soros hatte seinen Bestand an Tesla-Aktien im zweiten Quartal 2022 schrittweise aufgestockt und hielt Ende letzten Jahres rund 132’000 Aktien. Durch die Veräusserung dieser Position konnte der Fonds wahrscheinlich erhebliche Gewinne erzielen.

Soros verringerte auch seinen Anteil an dem Elektrofahrzeug-Startup Rivian Automotive und hielt zum Ende des ersten Quartals noch 3,58 Millionen Aktien. Im Bankensektor reduzierte Soros seinen Anteil an der First Horizon Bank um 14 Prozent auf 7,31 Millionen Aktien. Wohl weil die Bankenbranche die grössten Turbulenzen seit der Finanzkrise von 2008 durchlebte. 

In der Zwischenzeit kaufte der Fonds im Laufe des Quartals neue Aktien von Walmart, Netflix und dem chinesischen E-Commerce-Unternehmen JD.com. Den grössten Zukauf tätigte Soros beim Biopharmaunternehmen Horizon Therapeutics, dass neu mit knapp 6 Prozent die grösste Position einnimmt. Dieses eher hoch bewertete Unternehmen konzentriert sich auf die Erforschung, Entwicklung und Vermarktung von Arzneimitteln, die den kritischen Bedarf von Menschen decken, die von seltenen und rheumatischen Erkrankungen betroffen sind.

Jeremy Grantham: Höhere Tech-Wetten, Verkäufe bei Finanz-Titeln

Jeremy Grantham ist Mitbegründer und Mitglied des Asset Allocation-Teams von Grantham, Mayo, Van Otterloo (GMO) und bekannt für seinen Erfolg bei der Identifizierung und Vermeidung von Börsenblasen wie der japanischen Marktblase in den späten 1980er Jahren, der Dotcom-Blase in den 1990er Jahren und den Kreditmärkten im Jahr 2006.

Während des Quartals kaufte GMO mehrheitlich Aktien: Zu den bemerkenswertesten Käufen gehören die Tech-Titel Alphabet, Amazon und Lam Research. Auch beim Solarunternehmen Sunrun sieht das Team von Grantham wohl Potenzial und stockt die Anteile auf. Doch GMO hat auch verkauft: Die Finanzunternehmen U.S. Bancorp und American Express sowie der Automobilzulieferer Borgwarner gehören zu den Top-Verkäufen.

Michael Burry: Bankenkrise als Chance, nur drei Titel aus 2022

Viele Anlegerinnen und Anleger kennen Michael Burry aus dem Film "The Big Short". Dort spielt Christian Bale einen Hedgefonds-Manager, der mit seiner Wette gegen den US-Immobilienmarkt 2007 das grosse Geld machte. Stand 31. März hat die Investitionsfirma Scion Asset Management, deren Chef und Gründer Michael Burry ist, Anteile kleinerer Banken - First Republic, Pacific Western, Western Alliance, New York Community Bank und Huntington Bank - erworben und dabei wahrscheinlich von dem Chaos profitiert, das in diesem Zeitraum um die regionalen Kreditinstitute herrschte. Burry kaufte auch andere Finanztitel, insbesondere Wells Fargo und Capital One.

Burry hat sich im letzten Quartal auch mit Energie- und Rohstoffaktien eingedeckt. Aktien aus diesen Sektoren entwickeln sich in Zeiten von Inflation und wirtschaftlichen Turbulenzen in der Regel gut. Er investierte in Coterra Energy, Devon Energy und Sibanye Stillwater. Ausserdem erwarb er Aktien verschiedener anderer Unternehmen, darunter Zoom Video, The RealReal und Signet Jewelers. 

Auf der anderen Seite veräusserte Scion seine Positionen in Black Knight, MGM Resorts, Qurate Retail, SkyWest und Wolverine Worldwide. Die einzigen Überlebenden aus dem vierten Quartal des letzten Jahres waren Alibaba, JD.com, Geo Group und Coherent. Durch Burrys Einkaufstour erhöhte sich die Gesamtzahl der Beteiligungen von Scion von neun auf 21 und der Wert des US-Aktienportfolios stieg um 130 Prozent auf 107 Millionen Dollar.

Bill Ackman: Big-Tech, Immobilien und Transport

Milliardär Bill Ackman mit seinem Hedgefonds Pershing Square hat im ersten Quartal jeweils drei Käufe und Verkäufe getätigt. Aufgestockt wurde beim Tech-Konzern Alphabet, beim Immobilienentwickler Howard Hughes und dem Schienen-Transporteur Canadian Pacific Railway. Abgebaut hat Pershing Square hingegen bei Lowes Companies, Hilton Worldwide Hotels und Chipotle Mexican Grill.

Stanley Druckenmiller: Grosse Wette auf Künstliche Intelligenz

Das Duquesne Familiy Office des US-Investors Stanley Druckenmiller hat im ersten Quartal ihren Anteil am Chiphersteller Nvidia erhöht, wie ihre vierteljährliche 13F-Mitteilung zeigt. Der Grafikkartenspezialist ist einer der Hauptnutzniesser des gestiegenen Interesses an der Künstlichen Intelligenz. In diesem Jahr hat die Nvidia-Aktie 98 Prozent zugelegt, womit sie im US-Börsenbarometer S&P-500 zu den grössten Gewinnern zählt. 

Eine grosse neue Position hat Duquesne Family Office bei Microsoft aufgebaut. Am rund 2,3 Milliarden Dollar schweren US-Aktienportfolios der Gesellschaft hat die Aktie einen Anteil von 9 Prozent. Microsoft hat rund 10 Milliarden Dollar in OpenAI, den Entwickler des Bots ChatGPT, investiert. In grossem Stil neu eingestiegen ist Druckenmiller auch bei Iqvia Holdings. Der im Gesundheitswesen aktive Techspezialist rühmt sich auf seiner Webseite „transformativer KI-Fähigkeiten“ im Bereich Analyse und Geschäftsentwicklung. 

Auffallen tun hingegen die Verkäufe des Hedgefonds-Manager beim Ölförderer Chevron, beim Pharmakonzern Eli Lilly und bei der Facebook-Mutter Meta. Die grösste Position im Portfolio bleibt mit gut 13 Prozent unangefochten der südkoreanische Onlinehändler Coupang.

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