Bei einem Abflauen der Inflation in der Eurozone würden sich die EZB-Räte nach der Sommerpause nicht gegen eine Zinssenkung im September stemmen, sagten vier Insider, die mit den Diskussionen vertraut sind. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Die Europäische Zentralbank hatte auf ihrem Zinstreffen am Donnerstag nicht an den Zinsen gerüttelt und sich für die nächste Sitzung im September alle Optionen offen gehalten. Die Frage nach dem September und dem, was die EZB im September mache, sei weit offen, hatte Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde gesagt.

Jede Zinssenkung hänge jedoch davon ab, dass die Ende August und Anfang September zu erwartenden Daten bestätigen, dass sich das Lohnwachstum abkühle, die Unternehmensgewinne sich abschwächten und die Produktivität sich erhole, hiess es. In den Wirtschaftsprojektionen der EZB-Volkswirte wird dies seit längerem vorausgesagt. Die Insider sagten ferner, die Euro-Notenbank müsse vermeiden, eine explizite Orientierung für September zu geben, nachdem sie zuvor für die Zinsitzung im Juni weit im voraus zu deutliche Signale in Richtung einer Senkung gegeben habe. Kurz vor dem Juni-Treffen sei die EZB dann von eher negativen Daten überrascht worden.

Den Insidern zufolge kann die Entscheidung im September je nach Datenlage noch in beide Richtungen gehen, in Richtung eines erneuten Stillhaltens oder in Richtung einer Zinssenkung. Die EZB hatte zwar letztendlich Anfang Juni die Schlüsselsätze nach unten gesetzt. Es war die erste Zinssenkung seit fast fünf Jahren. Doch die vor kurzem veröffentlichten Sitzungsprotokolle zu dem Juni-Treffen machten deutlich, dass manche Währungshüter sich angesichts der Datenlage mit einer Senkung nicht ganz wohl gefühlt haben. Die nächste Zinssitzung der EZB findet am 12. September in Frankfurt statt.

(Reuters)