Ende Oktober waren in den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 116'447 Menschen als arbeitslos gemeldet, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mitteilte. Das waren 3202 mehr als im September. Die Quote blieb gleichwohl bei 2,5 Prozent.

Bereinigt um saisonale Effekte stieg die Zahl der Arbeitslosen um 1771 Personen, womit die bereinigte Quote bei 2,6 Prozent verharrte.

Der moderate Anstieg, der im März 2023 begonnen habe und vor allem auf das schlechtere internationale Konjunkturumfeld zurückzuführen sei, habe sich somit «leicht abgeschwächt» fortgesetzt, sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco, an einer Telefonkonferenz.

Bekanntlich leidet insbesondere die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie die Uhrenindustrie seit Monaten unter der gedämpften internationalen Nachfrage. Zürcher sieht den leichten Anstieg aber nach wie vor als «allmähliche Normalisierung», welche auf die sehr tiefe Arbeitslosigkeit des Nach-Corona-Boom folge.

Auf Kurs für Prognose 2024

Für das Gesamtjahr sei man mit den aktuellen Zahlen auf Kurs für die vom Seco prognostizierte durchschnittliche Arbeitslosenquote von 2,4 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte die Normalisierung laut dem Bundesamt anhalten, was zu einer Quote von 2,6 Prozent führen dürfte.

Auch damit wäre der Arbeitsmarkt aber noch nicht im «neutralen Bereich», betonte Zürcher. Laut den Berechnungen des Seco sind erst bei einer Quote von 2,8 Prozent Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht.

Man sei also auch mit der in letzter Zeit gestiegenen Arbeitslosigkeit noch immer eher im Bereich der Vollbeschäftigung. «Die Arbeitslosigkeit ist weiterhin sehr, sehr tief», so Zürcher.

Ein Beleg dafür sei auch der nach wie vor sehr tiefe Anteil der Langzeitarbeitslosen und die noch immer hohe Dynamik am Arbeitsmarkt. «Bei vielen Arbeitslosen handelt es sich um Leute, die bei einem Jobwechsel vorübergehend arbeitslos sind», sagte Zürcher.

Langfristig zuversichtlich

Auch für die längerfristige Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist Zürcher, der nun die Leitung der Direktion für Arbeit nach über zehn Jahren abgibt, zuversichtlich. Er verwies dabei auf den imposanten Beschäftigungszuwachs der jüngsten Vergangenheit. «In den letzten zehn Jahren wurden in der Schweiz 640'000 Stellen geschaffen.»

Und Zürcher ist überzeugt: «Solange die Schweiz wächst, werden wir weiterhin ein hohes Stellenwachstum haben.» Dieses Wachstum treffe in den nächsten Jahren auf eine schrumpfende demografische Basis. «Das wird die Arbeitsmarktentwicklung in den nächsten Jahren weiterhin prägen.»

Produktivitätsfortschritte etwa durch künstliche Intelligenz könnten laut Zürcher gewisse Effekte haben. Auch weiter steigende Beschäftigungsgrade der Frauen seien ein Faktor. «Letztlich wird die Schweizer Wirtschaft aber weiterhin auch auf Zuwanderung angewiesen sein», so der abtretende Seco-Beamte.  

Die Ausschläge bei der Arbeitslosenquote würden zudem immer geringer, betonte er. Dies sei eine Folge der Verschiebungen am Arbeitsmarkt. So habe das Gewicht konjunkturunabhängiger Sektoren wie dem Sozial- und Gesundheitswesens zuletzt stark zugenommen. «Auf der anderen Seite haben wir immer weniger Branchen, die stark der internationalen Konjunktur ausgesetzt sind.» Grosse Teile der Volkswirtschaft seien mittlerweile «konjunkturimmun».

(AWP)