Spekulationen über die Höhe des Aktienrückkaufprogramms von Apple sind zu einer Art jährlichem Gesellschaftsspiel an der Wall Street geworden. Angesichts des verlangsamten Umsatzwachstums und der wirtschaftlichen Unsicherheiten ist dies einer der grossen Diskussionspunkte bei den Investoren.

Für das kommende Jahr erwarten Analysten, dass das in US-Bundesstaat Kalifornien ansässige Unternehmen 90 Milliarden US-Dollar für Rückkäufe aufwenden wird. Apple wird seine Rückkaufpläne mit den Ergebnissen des zweiten Quartals bekanntgeben. Diese sind für den 4. Mai angesetzt sind.

Apple als sicherer Hafen für Anleger

Für Investoren sind die Rückkäufe des Unternehmens "ein Zeichen ihres Vertrauens in das Geschäft“, sagte Gene Munster, Mitbegründer und geschäftsführender Gesellschafter von Deepwater Asset Management. "Wenn sich daran unerwartet etwas ändert, könnte dies den Status von Apple als sicherer Hafen trüben.“

Anleger mögen Aktienrückkäufe, weil diese die Anzahl ausstehender Titel reduzieren und damit den Gewinn pro Aktie steigern sowie folglich der Aktie Auftrieb verleihen können. Für den amerikanischen Techkonzern tragen die Kapitalrückführungsstrategie und die stetigen Cashflows dazu bei, die Outperformance der Aktie zu untermauern. Apple ist seit Jahresbeginn um 27 Prozent gestiegen und auf dem besten Weg, die Megacap-Konkurrenten Microsoft, Alphabet und Amazon ein zweites Jahr in Folge zu schlagen.

Apple hat 2022 eigene Aktien im Umfang von 90 Milliarden Dollar zurückgekauft.

Apple hat 2022 eigene Aktien im Umfang von 90 Milliarden Dollar zurückgekauft.

Quelle: Bloomberg

In den letzten zehn Jahren hat Apple laut von Bloomberg zusammengestellten Daten 573 Milliarden Dollar für Rückkäufe ausgegeben, bei weitem das meiste unter den US-Unternehmen. Darüber hinaus waren die Käufe des Unternehmens trotz Aktienmarktvolatilität oder Konjunkturzyklen relativ stabil.

"Apple hat nicht versucht, den Markt zu timen, wenn es um Rückkäufe geht, daher glaube ich nicht, dass sie Rückkäufe wesentlich verlangsamen werden, wenn die Aktien steigen", sagte Ali Ragih, Senior Analyst bei VerityData, einem Forschungsunternehmen, das sich auf Insider-Aktivitäten und Aktienrückkauftrends spezialisiert hat.

Rückkäufe von bis zu 100 Milliarden Dollar pro Jahr

Apples grösstes Rückkaufprogramm startete 2018, als die Firma dafür 100 Milliarden US-Dollar beiseite legte. In den vergangenen zwei Jahren hat Apple jeweils 90 Milliarden Dollar bereitgestellt. Ragih erwartet einen gleich grossen Betrag für das Jahr 2023. 

Auch wenn Analysten prognostizieren, dass der Umsatz und der Gewinn pro Aktie des iPhone-Herstellers in diesem Jahr jeweils um etwa 2 Prozent sinken werden, sollte dies laut Anurag Rana von Bloomberg Intelligence keinen Einfluss auf die Rückkaufstrategie von Apple haben.

Apple beendete das letzte Quartal mit rund 165 Milliarden Dollar in bar und marktgängigen Wertpapieren und ist noch weit von seinem zukünftigen Ziel entfernt, null Nettoliquidität zu haben - Barmittel minus ausstehende Schulden.

Dieses Ziel veranlasst Bloomberg Intelligence zu der Prognose, dass das Unternehmen seit Beginn des Rückkaufprogramms im Jahr 2012 bis 2025 einen Meilenstein von einer Billion respektive 1000 Milliarden Dollar an Rückkäufen und Dividenden erreichen wird.

(Bloomberg)