Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon für den Angriff vom Samstag verantwortlich, bei dem auch Kinder starben. «Die Hisbollah wird einen hohen Preis bezahlen, wie sie ihn bisher nicht bezahlt hat», erklärte Netanjahu nach Angaben seines Büros. Aussenminister Israel Katz, der Netanjahus Likud-Partei angehört, drohte der Hisbollah und dem Libanon sogar mit einem «umfassenden Krieg». Finanzminister Bezalel Smotrich von der rechtsextremen National-Religiösen Partei forderte Vergeltung am gesamten Libanon sowie den Tod des Hisbollah-Anführers Sayyed Hassan Nasrallah. Die USA bekräftigten ihre Unterstützung Israels.

Die Hisbollah wies eine Verantwortung für den Angriff zurück. „Der Islamische Widerstand hat absolut nichts mit dem Vorfall zu tun und weist alle falschen Behauptungen in diesem Zusammenhang kategorisch zurück«, hiess es in einer schriftlichen Erklärung der radikal-islamischen Gruppe. Die libanesische Regierung erklärte, sie verurteile Angriffe auf Zivilisten und rufe zu einer Beendigung der Feindseligkeiten an allen Fronten auf. Es handelt sich um den schwersten Zwischenfall im Konflikt zwischen der vom Iran unterstützten Hisbollah und Israel seit Monaten.

Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes schlug am Samstag eine aus dem Libanon abgefeuerte Rakete auf dem Fussballplatz eines von Anhängern des drusischen Glaubens bewohnten Dorfes ein. Unter den elf Toten seien Kinder. 13 weitere Menschen seien verletzt worden. Zuvor waren bei einem israelischen Luftangriff im Libanon nach Angaben aus dortigen Sicherheitskreisen vier Angehörige bewaffneter Gruppen getötet worden, darunter mindestens ein Hisbollah-Kämpfer. Die Hisbollah erklärte anschliessend, sie habe Vergeltungsschläge gegen Israel ausgeführt, sei jedoch für den Raketeneinschlag auf dem Fussballplatz nicht verantwortlich. Das israelische Militärs sprach von mindestens 30 Raketen, die aus dem Libanon über die Grenze geflogen seien.

Aussenminister: »Alle roten Linien überschritten«

Israels Aussenminister Katz drohte mit harter Vergeltung. »Wir nähern uns dem Moment eines umfassenden Kriegs gegen die Hisbollah und den Libanon«, sagte Katz dem Nachrichtenportal »Axios«. »Der heutige Angriff der Hisbollah hat alle roten Linien überschritten, und die Antwort wird entsprechend ausfallen.« Ein Sprecher des israelischen Militärs erklärte, man bereite eine Antwort gegen die Hisbollah vor. Netanjahu kündigte während seines Besuchs in den USA an, er werde seinen ohnehin in der Nacht zum Sonntag geplanten Rückflug vorziehen und nach der Ankunft in Israel mit seinem Sicherheitskabinett beraten.

Dem Nachrichtenportal »Axios« zufolge äusserten Vertreter der USA die Sorge, dass der Vorfall auf den Golanhöhen zu einem umfassenden Krieg Israels gegen die Hisbollah und den Libanon führen könne. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA erklärte, die Vereinigten Staaten unterstützten Israels Sicherheit »unerschütterlich« gegen alle vom Iran unterstützten »Terrorgruppen", einschliesslich der libanesischen Hisbollah.

Israel hatte grosse Teile der Golanhöhen 1967 im Sechstagekrieg von Syrien erobert und später annektiert. Diese Annexion wird international nicht anerkannt. Syrien fordert eine Rückgabe des Gebiets. Auf den Golanhöhen leben mehr als 40.000 Menschen, mehr als die Hälfte davon sind Drusen. Es handelt sich um eine arabische Minderheit mit einer dem Islam verwandten Religion

(Reuters)