Solaria Energía y Medio Ambiente wurde 2002 als spanischer Hersteller von Solarmodulen gegründet und 2007 an die Börse gebracht. Im Jahr 2014 zog sich das Unternehmen aus der Produktion zurück, um sich auf die Entwicklung und den Betrieb von Anlagen zu konzentrieren und ein vollständig integriertes Profil zu bewahren. Diese strategische Neuausrichtung wurde von der Börse belohnt: Allein in den letzten fünf Jahren ist der Aktienkurs um 76 Prozent gestiegen, obwohl die Tendenz seit Mitte 2022 negativ ist.

Kursentwicklung der Aktien von Solaria.

Meyer Burger hat eine ganz andere Entwicklung eingeschlagen: Vom Anlagenbauer hin zum Solarmodulhersteller. Angesichts der übermächtigen chinesischen Konkurrenz und der Dumpingpreise hat sich der Aktienkurs des Unternehmens in den letzten fünf Jahren um 97 Prozent reduziert. Das Unternehmen kämpft ums Überleben. Zuletzt verschob das Schweizer Solarunternehmen die Veröffentlichung der geprüften Halbjahreszahlen – bereits zum dritten Mal.

Derzeit betreibt Solaria Energía y Medio Ambiente Solaranlagen in Spanien mit einer Leistung von mehr als 1,6 GW und plant, seine Kapazität bis 2030 auf 18 GW auszubauen. Dies soll vor allem durch Expansionen in Deutschland (5,5 GW) und Italien (2,5 GW) sowie durch die Einführung von Hybridlösungen mit Windkraft (3 GW) erreicht werden.

Das Management hat sich zum Ziel gesetzt, das Risikoprofil von Solaria zu verringern, unter anderem durch eine Reduzierung des Handelsvolumens um 50 Prozent und die Erschliessung neuer Länder. Bisher wurden jedoch nur geringe Fortschritte erzielt. Dennoch ist die Bank of America der Ansicht, dass der Markt das Wachstumspotenzial von Solaria im Vergleich zu anderen Unternehmen unterschätzt. Die US-Grossbank hat ein Kursziel von 15,5 Euro festgelegt, was 35 Prozent über dem aktuellen Kurs liegt.

Die Kaufempfehlung und das Kurspotenzial basieren auf den diskontierten Cashflows der operativen Vermögenswerte und der zukünftigen Wachstumspipeline. Die durchschnittlichen Wachstumsannahmen liegen bei etwa 6 Prozent pro Jahr sowohl für das operative Geschäft als auch für das zukünftige Wachstum.

Risiken für unser Kursziel sind unter anderem Auslastung und Effizient der Solaranlagen, Strompreise, Investitionen in erneuerbare Energien, erwartete Projektvergaben, Wertschöpfungsmargen sowie regulatorische Bestimmungen. Auch Verzögerungen beim Bau oder bei Genehmigungen sowie sonstige politische Eingriffe in den Sektor stellen wesentliche Risiken dar. «Unternehmensspezifische Risiken für unser Investment Case umfassen eine Verschlechterung der Strompreise in Spanien, die eine weitere Kannibalisierung der Solarenergie bewirken könnte, eine langsamere Umsetzung der Projektpipeline und der Asset-Rotation sowie steigende Kosten für Photovoltaik aufgrund geringerer Liefermengen aus China», schreiben die Analysten der Bank of America in einem Bericht..

Droht ein «Short Squeeze»?

Die Ergebnisse von Solaria zeigten sich zuletzt widerstandsfähig, mit einem Halbjahres-EBITDA, das im Jahresvergleich nur um 5 Prozent zurückging. Dies ist bemerkenswert, da die durchschnittlichen Strompreise im Jahresvergleich um 60 bis 70 Prozent gesunken sind. Das Unternehmen schliesst weiterhin fleissig neue Verträge über Netzwerke und Immobilien ab. Die kürzliche Anhebung der EBITDA-Prognose, die nun 10 Prozent über dem Konsens liegt, und ein möglicher Aktienrückkauf machen Solaria zu einem erstklassigen Kandidaten für einen Short Squeeze.

Wenn ein Wertpapier entgegen den Erwartungen der «Short-Seller» nicht fällt, sondern sogar steigt, kann der Schuss gehörig nach hinten losgehen. In solchen Fällen müssen Short-Positionen früher oder später wieder gedeckt werden, was die Nachfrage nach den leerverkauften Aktien erhöht und sogar zu einem starken Kursanstieg führen kann. Dieses Phänomen wird als «Short Squeeze» bezeichnet und ist schon seit längerem bekannt.

Die Markt-Positionierung bei der Aktie bleibt mit einem Short-Anteil von immer noch ungefähr 25 Prozent bearish. Die Analysten der Bank of America stellen fest, dass die Konsens-EBITDA-Schätzungen in den letzten 12 Monaten um 20 bis 25 Prozent gesenkt wurden; in den letzten 6 Monaten waren die Anpassungen jedoch eher marginal. Die veralteten Konsens-EBITDA-Schätzungen müssen nun die Kapitalgewinne aus dem Rechenzentrumsgeschäft im Jahr 2024 reflektieren, jedoch könnte es länger dauern, bis sich diese Gewinne in wiederkehrenden, dauerhaften Anhebungen niederschlagen.

Rechenzentrums-Wette

Solaria hat bereits seit einiger Zeit seine Absicht signalisiert, sich von einem Entwickler und Betreiber von Solarparks zu einem «Rechenzentrums-Zulieferer» zu wandeln. «Es wird erwartet, dass die Netzanlagen und der Immobilienbesitz des Unternehmens aussergewöhnliche Umsätze im Zusammenhang mit den sich in ganz Europa und speziell in Spanien entwickelnden Möglichkeiten für Rechenzentren generieren werden, wobei das Ausmass der Auswirkungen für ein Unternehmen der Grösse von Solaria erheblich ist», so die Analysten der Bank of America. Das Management zeigte sich auch optimistisch hinsichtlich der Verkäufe für die Jahre 2024 und 2025 und erwartet in den kommenden Monaten weitere Geschäftsabschlüsse.

Die letzten Transaktionen im Bereich Rechenzentren und Grundstücke waren aufgrund der begrenzten Detailtiefe schwer zu extrapolieren, was die Wertsteigerung innerhalb der Equity Story heute nur begrenzt voranbringen konnte. Trotzdem prognostiziert Solaria eine wiederkehrende jährliche Cash-Generierung von mehr als 100 Millionen Euro aus seiner Infrastruktur. Die Aussichten für die Jahre 2024 und 2025 sind vielversprechend; das Unternehmen erwartet, dass im ersten Quartal 2025 neue Verträge für Rechenzentren unterzeichnet werden, um den Wert der derzeit zum Verkauf stehenden 230 MW an Netzrechten festzulegen.

Die Perspektiven im Bereich Rechenzentren stehen im Gegensatz zu den mangelnden Fortschritten im «Kerngeschäft» in Spanien. Dort können Stromlieferverträge, die aktuell zu 35 Euro pro MWh angeboten werden, zwar weiterhin Wert schaffen, aber das Unternehmen zeigt Geduld und erwartet bald bessere Bedingungen.

«Unsere Analyse des Solarportfolios von Solaria in Spanien ergab für das erste Halbjahr Einspeisepreise von 19 Euro pro MWh. Solaria erzielte jedoch aufgrund der vertraglich vereinbarten Energieverkäufe und Nebenleistungen tatsächlich 42 Euro pro MWh, was einer Verbesserung von 125 Prozent entspricht (nach +600 Prozent im ersten Quartal)», argumentieren die Analysten. Obwohl sich die Preise im Sommer erholten, gestaltete sich der September schwieriger (-50 Prozent im Jahresvergleich nach -20 Prozent im August), da die Strommärkte mit Unsicherheiten behaftet sind, wie beispielsweise Schwankungen der Gaspreise, Wintertemperaturen und Bedingungen für Wasserkraft. Ein zyklischer Umstand, was die langfristigen Chancen aber nicht schmälern dürfte.

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