Anlegerinnen und Anleger goutieren die angekündigte Fusion der beiden Versicherer Helvetia und Baloise. Kurz nach Handelsstart notieren die Aktien von Helvetia an der Schweizer Börse 2,48 Prozent im Plus bei 185,60 Franken. Jene von Baloise klettern sogar 3,66 Prozent nach oben auf 192 Franken pro Titel. Währenddessen fällt der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) um 0,61 Prozent auf 15'608,81 Punkte.
Gemäss Georg Marti, dem zuständigen Analyst der Zürcher Kantonalbank, kommt der Merger nicht ganz überraschend. In den vergangenen Monaten habe es am Markt bereits Spekulationen gegeben. Marti schreibt in der täglichen Lagebeurteilung, dass die neu fusionierte Gruppe ein wichtiger Wettbewerber sein dürfte, wovon die Aktionäre mit besseren Finanzzahlen profitieren können und stuft die Valoren von Helvetia mit «Übergewichten» ein bei einem Kurs von 181 Franken.
Ähnlich bewertet Vontobel den Zusammenschluss. Gemäss Analyst Simon Fössmeier habe die Patria Genossenschaft, welche mit 34,1 Prozent, die grösste Aktionärin bei Helvetia ist, ihre Zustimmung zur Fusion bereits signalisiert. Der Erfolg einer Fusion hänge jedoch oft mehr von «weichen Faktoren» wie zum Beispiel der Kultur oder Werte ab, schreibt Fössmeier in einer Lagebeurteilung. Vontobel empfiehlt die Titel von Baloise mit «Halten» mit einem Kursziel von 186 Franken und jene von Helvetia zum «Kauf» mit einem Kursziel von 182 Franken.
Die von Bloomberg insgesamt neun Analysten empfehlen zwei die Helvetia-Aktien mit «Buy», fünf mit «Hold» und zwei mit «Sell». Das durchschnittliche Kursziel für 12 Monate beläuft sich auf 161 Franken. Die Valoren von Baloise hingegen empfiehlt zur Zeit nur noch einer von insgesamt 12 Analysten zum «Kauf», sieben zum «Halten» und vier zum «Verkauf» bei einem durchschnittlichen Kursziel von 171 Franken.
Neuer Versicherungsriese
Durch den Zusammenschluss von Baloise und Helvetia entsteht in der Schweiz ein neuer Versicherungsriese. Mit der Fusion streben die Traditionsunternehmen eine wichtigere Rolle in Europa an.
Beschlossen wurde eine Fusion unter Gleichen oder ein so genannter «Merger of Equals», wie die beiden Gesellschaften am Dienstag mitteilten. Der Name der neuen Gesellschaft laute «Helvetia Baloise Holding AG» oder kurz «Helvetia Baloise».
Mit einem gemeinsamen Marktanteil von 20 Prozent soll so die zweitgrösste Schweizer Versicherungsgruppe entstehen sowie der grösste Arbeitgeber im Versicherungssektor. Gleichzeitig will das Unternehmen eine führende Rolle in Europa spielen.
Die grosse kulturelle Nähe und die ähnliche strategische Ausrichtung beider Unternehmen seien die beste Voraussetzungen für eine reibungslose Integration, hiess es. Gemeinsam solle «ein neues Kapitel mit fokussiertem, profitablen Wachstum» aufgeschlagen werden.
Der Zusammenschluss ermöglicht demnach jährliche Synergien von rund 350 Millionen Schweizer Franken vor Steuern und vor der Beteiligung der Versicherungsnehmer. Noch nicht eingerechnet sind dabei die bestehenden Kosteneffizienzpläne.
Dividendenfähigkeit soll deutlich steigen
Ausserdem soll das kombinierte Unternehmen deutlich mehr Barmittel generieren und die Dividendenkapazität soll bis 2029 um rund 20 Prozent steigen. Das kombinierte Geschäftsvolumen erreicht rund 20 Milliarden Schweizer Franken und verteilt sich auf acht Länder.
Die Transaktion beruht auf einer Fusion unter Gleichen basierend auf der Marktbewertung. Gemäss dem festen Umtauschverhältnis erhält man für eine Baloise-Aktie 1,0119 Helvetia-Aktien.
Vollzug im vierten Quartal 2025 geplant
Die Baloise wird dabei in die Helvetia fusioniert und die Aktien der neuen Gruppe werden an der SIX Swiss Exchange unter dem Valorensymbol «HBAN» gehandelt. Der Vollzug der Transaktion ist für das vierte Quartal 2025 geplant und bedarf der Zustimmung der Aktionäre beider Unternehmen. Die Patria Genossenschaft als grösste Aktionäre unterstützt demnach die Transaktion.
Der Verwaltungsrat wird aus 14 Personen gebildet, je hälftig von der Baloise und Helvetia. Als Präsident ist Thomas von Planta vorgesehen, der bisherige Präsident des Baloise-Verwaltungsrats. CEO der Gruppe soll der bisherige Helvetia-CEO Fabian Rupprecht werden, Finanzchef der bisherige Baloise-CFO Matthias Henny.
Der Hauptsitz werde Basel sein, St. Gallen bleibe ein wichtiger Standort.
(cash/AWP)
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Zwei völlig unterschiedliche Unternehmenskulturen prallen aufeinander. M.E. kann diese Fusion zuwenige Synergien bilden und somit auch keinen Mehrwert schaffen. Langjährige Erfahrungen zeigen, dass eine Fusion zwischen derart unterschiedlichen Unternehmenskulturen zu bilden - nur um organisationsmässige Grösse zu bilden - noch nie funktioniert haben.