Analysten erwarten einen eher schwachen Start ins neue Jahr - vor allem wegen eines Handelstags weniger, sowie ungünstig gelegener Feiertage wie dem chinesischen Neujahr, Ramadan und Ostern. Das habe das Geschäft in mehreren Regionen gebremst.

Dennoch dürfte sich der Quartalsumsatz verbessert haben, auf 22,473 Milliarden Franken von 22,092 Milliarden Franken im ersten Quartal 2024. Das organische Wachstum wird laut den Experten auf 2,4 Prozent angezogen haben (Q1 2024: 1,4 Prozent), derweil das Mengenwachstum 0,6 Prozent betragen haben wird (Q1 2024: -2,0 Prozent).

Vor allem Preiserhöhungen - vor allem bei Kaffee- und Kakaoprodukten - sollten das Gesamtwachstum gestützt haben. Die Preisaufschläge dürften vor allem in Europa, Asien und Lateinamerika sichtbar werden, da dort rund 40 Prozent des Nestlé-Umsatzes mit Schokolade und Kaffee erzielt werden.

Im Mittelpunkt steht besonders der US-Markt, auf den Nestlé stark angewiesen ist. Dort sorgt die aktuell schwache Konsumentenstimmung für Unsicherheit. Zwar produzieren die Schweizer den Grossteil ihrer Produkte direkt vor Ort - Zölle treffen sie also kaum. Dennoch könnten höhere Kosten für importierte Rohstoffe die Geschäfte belasten.

Ein weiteres Thema: Nestlé wird erstmals seine Wassersparte, zu der bekannte Marken wie Perrier, San Pellegrino oder Vittel gehören, als separate Einheit ausweisen. Analysten rechnen hier mit Neuigkeiten zur geplanten Partnersuche für das «Sorgenkind».

Laut einem Medienbericht von Ende März verhandelte Nestlé mit Private-Equity-Gesellschaften über einen allfälligen Einstieg. Die Sparte könnte dabei mit rund 5 Milliarden Euro bewertet werden, hiess es im Bericht.

Zudem dürfte der Konzern seinen Ausblick für das Gesamtjahr bestätigen - mit einem moderaten Wachstum und einer stabilen Gewinnmarge. Nach Ansicht der Analysten könnte es 2025 gelingen, nach einer Phase mehrerer enttäuschender Quartale verloren gegangenes Vertrauen am Kapitalmarkt zurückzugewinnen.

Mindestens 4 Prozent Wachstum im Gesamtjahr angestrebt

Für 2025 stellt das Management weiter eine Verbesserung des organischen Umsatzwachstums gegenüber 2024 in Aussicht. Das organische Umsatzwachstum soll «in einem normalen Geschäftsumfeld 4 Prozent plus» betragen. Die zugrunde liegende operative Ergebnismarge soll bei 16 Prozent oder höher liegen. Mittelfristig will Nestlé weiterhin wieder zu Werten von über 17 Prozent zurück.

Nestlé will bis Ende 2027 Einsparungen von 2,5 Milliarden Franken realisieren. Um Geld für geplante Investitionen respektive mehr Marketing für die Wachstumstreiber-Produkte freizuschaufeln, setzt das Management neben allgemeinen Effizienzsteigerungen beim Einkauf an. Der Grossteil der Kostenreduktionen soll dort rasch realisierbar sein.

Ebenfalls trennt sich Nestlé von zwei Werken in Deutschland. So sollen der Standort in Neuss bei Düsseldorf Mitte 2026 geschlossen und das Werk in Conow (Mecklenburg-Vorpommern) verkauft werden. Betroffen sind rund 230 Beschäftigte. Die steigende Preissensibilität von Konsumenten sowie gestiegene Kosten hätten in den vergangenen Jahren zu Überkapazitäten geführt.

In Südkorea löst Nestlé zudem ein mit dem Lebensmittelkonzern Lotte Wellfood vor mehr als zehn Jahren gegründetes Gemeinschaftsunternehmen für Tierpflegeprodukte, Nahrungsmittel und Getränke auf. Das Joint Venture Lotte-Nestlé Korea wird seine Tätigkeit zum Ende des ersten Quartals 2026 einstellen.

Folgt 2026 ein neues Aktienrückkaufprogramm?

Das im Januar 2022 lancierte Aktienrückkaufprogramm über 20 Milliarden Franken wurde per Ende 2024 abgeschlossen. Der Konzern kaufte 187,4 Millionen Aktien an der Börse zurück. Der Durchschnittspreis lag bei 106,74 Franken. Analysten rechnen nach verbesserten Bilanzkennzahlen damit, dass ab 2026 erneut ein Aktienrückkaufprogramm aufgesetzt werden könnte.

Unterdessen gehören die Nestlé-Aktien im bisherigen Jahresverlauf zu den besten Titeln unter den Schweizer Blue Chips. Während sich der Gesamtmarkt gemessen am Leitindex SMI insgesamt kaum verändert hat, haben die Aktien von Nestlé einen Anstieg um etwa 17 Prozent verzeichnet.

Profitiert hatte Nestlé angesichts der Börsenturbulenzen rund um die Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump von einer Flucht der Anleger in sichere Anlagen. Im 2024 hatten die Nestlé-Papiere knapp ein Viertel ihres Werts verloren.

Aktuell stehen die Aktien des Lebensmittelkonzerns bei 86,70 Franken. Der Kurszielkonsens sagt einen Anstieg auf 90 Franken voraus. Das käme einem Plus von 3,8 Prozent gleich. Elf von der Nachrichtenagentur AWP befragte Analysten raten zum Kauf. Zehn sagen «Halten», zwei empfehlen «Verkaufen».

(AWP)