Swisscom erfährt am Donnerstagvormittag einen leichten Dämpfer. Die Aktie sinkt kurz nach Handelsbeginn um 0,5 Prozent auf 530 Franken. Sie kann ihre jüngste Aufwärtsbewegung also nicht fortsetzten. Dabei war diese Aufwärtsbewegung flott: Bis am Mittwochabend kletterten die Valoren der grössten Schweizer Telekommunikationsanbieterin auf 532,50 Franken, nachdem sie die allgemeine Marktkorrektur der ersten Augusttage mitgemacht hatten und auf 515 Franken abgesackt waren.
Geht es nun nach dem zuständigen Analyst der Investmentbank Barclays sieht die nahe Zukunft der Swisscom-Aktie ein wenig düster aus. Er belässt die Einstufung auf «Underweight» und senkt das Kursziel für auf 450 von 500 Franken. Damit impliziert der Experte eine Abwärtspotenzial von 15 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs - und schätzt dabei, dass die Aktie in den kommenden zwölf Monaten auf den Stand vom Herbst 2022 zurückfällt.
Der Telekomkonzern sehe sich in der Schweiz mit herausfordernden Wettbewerbstrends konfrontiert, schreibt der Barclays-Analyst in seinem Kommentar. Somit sei die langfristige Dominanz von Swisscom in Frage gestellt.
Derweil will Swisscom mit der Übernahme von Vodafone Italien das Engagement im südlichen Nachbarland zur Schweiz ausbauen. Der italienischen Telekommunikationsmarkt ist laut dem Experten allerdings mit einem erheblichen Schätzungsrisiko behaftet. In seinen Prognosen berücksichtigt er nun aber Vodafone Italien. In seine Einschätzung ist zwar ein höherer freier Cashflow eingegangen - der jedoch durch eine höhere Nettoverschuldung und Leasingverbindlichkeiten mehr als wettgemacht werde.
Nicht alle Analysten sind so pessimistisch wie der Barclays-Experte. Sein Berufskollege von BNP Parisbas Exane hat am Dienstag ein Kursziel von 610 Franken ausgerufen und die Swisscom-Aktie mit «Outperform» eingestuft. Das durchschnittliche Kursziel der von Bloomberg erfassten Analysten liegt bei 551 Franken, also über der aktuellen Notierung. Fünf Kaufempfehlungen und acht «Halten» stehen sechs Verkaufsempfehlungen gegenüber.
(cash)
1 Kommentar
Die Schweizer Telecom-Unternehmen können sich glücklich schätzen, in einem so kleinen, für ausländische Mitbewerber trotzt hohem Preisniveau unattraktiven Markt operieren zu können. Dank der stillen Preis-Absprachen haben wir inzwischen ein De-Facto-Kartell, in dem nur noch Scheinwettbewerb herrscht (die Telcos führen mit ihren Billig-Marken eine kleine PR Aufführung für die Wettbewerbskommission auf) und das hohe Margen ermöglicht. Swisscom war schon immer teuer, Sunrise, einst als (diax im Mobilebereich als) Preisbrechner in den Markt eingestiegen, hat ihre Preise inzwischen fast vollständig auf das Swisscom Niveau gehoben und schröpft den Schweizer Kunden inzwischen auf gleich unsägliche Art und Weise wie der einstige Monopolist. Nur dass Sunrise in Sachen Kundenfreundlichkeit die Messlatte so tief gelegt hat, dass selbst ein vom Kreml lanciertes Telco-Produkt mehr Sympathiepunkte erreichen würde....
Gäbe es dieses Defacto-Kartell nicht (liebe Wettbewerbshüter, vielleicht mal aktiv werden?), wäre die Swisscom noch die Hälfte Wert. Schaut man in die Vergangenheit der Swisscom, so fällt auf, dass sie es nicht geschafft hat, neue Marktsegmente mit neuen Produkten zu gewinnen und auch die Aquisitionen als Weg zum Wachstum gingen fast alle schief. Dabei kauft Swisscom heute in erster Linie gar nicht mehr im Telco-Business zu, sondern relativ wahllos in x verschiedenen IT Märkten. Da werden z.B. SAP Entwickler-Buden gekauft, die kurz vor dem Konkurs standen, es werden WCMS Angebote auf Basis eines technologisch rückständigen und im Markt unbedeutenden Zürcher Dreimannbetriebes ins Sortiment aufgenommen, .... da passt hinten und vorne nichts zusammen. Es erinnert ein bisschen an die Swisscom Hunterstrategie: Einfach kaufen damit gekauft ist.
Swisscoms fette Jahre und gute Zeiten sind vorbei. Telco und ICT sind über weite strecken eine Commodity im Massengeschäft mit tiefer Wertschöpfung und einer hohen Marktdurchringung: Damit sind sowohl dem Preis- als auch dem Mengenwachstum enge Grenzen gesetzt. Und was rückäufige Wachstumszahlen für den Aktienkurs bedeuten, liegt auf der Hand.