Eine Anhebung um 50 Basispunkte bei der geldpolitischen Entscheidung der Zentralbank am Mittwoch gilt als gesetzt. Händler sehen aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen im Juli um einen dreiviertel Prozentpunkt anhebt, nun bei 50:50. Barclays hat als erste grosse Bank gar vorhergesagt, dass ein solcher Schritt noch in dieser Woche erfolgen könnte.

Die am Freitag veröffentlichten US-Verbraucherpreisdaten für Mai hatten selbst die höchsten Schätzungen der Ökonomen in einer Bloomberg-Umfrage übertroffen. "Die Erwartung, dass die Inflation ihren Gipfel erreicht hat, hatte sich vor der Veröffentlichung der Inflationsdaten vom vergangenen Freitag verfestigt. Die Tatsache aber, dass der Preisdruck nicht nachliess und sich weiter beschleunigte, hat die Marktpositionierung neu ausgerichtet", so Winson Phoon, Leiter des Fixed-Income-Research bei Maybank Securities in Singapur.

"Eine Anhebung um 75 Basispunkte auf der FOMC-Sitzung in dieser Woche kann nicht ausgeschlossen werden, da die Dringlichkeit, den Preisdruck unter Kontrolle zu bringen, wahrscheinlich zugenommen hat und eine aussergewöhnliche Situation aussergewöhnliche Massnahmen erfordern könnte", führte er weiter aus.

Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen kletterten auf ein 15-Jahres-Hoch von 3,19 Prozent, und das 10-jährige Äquivalent stieg um bis zu 5 Basispunkte auf 3,21 Prozent. Der sich verstärkende Ausverkauf bei den Staatsanleihen wirkte sich auf die asiatischen Märkte aus, wobei die 10-jährige japanische Rendite die von der japanischen Zentralbank tolerierte Obergrenze von 0,25 Prozent durchbrach. In Neuseeland kletterten die Renditen für vergleichbare Anleihen zum ersten Mal seit 2014 auf über 4 Prozent.

Die Entwicklung der US-Staatsanleihgen sendet auch eine düstere Botschaft an die Fed, dass ihre Bemühungen, die Inflation einzufangen, die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung für die US-Wirtschaft erhöhen werden. Dies zeigt die schrumpfende Spanne zwischen den Renditen für kurze und lange Laufzeiten, einschliesslich einer umgekehrten Kurve zwischen den fünf- und 30-jährigen Renditen.

Der Dollar stieg am Montag gegenüber allen Währungspendants aufgrund des Anstiegs der Renditen. Gegen den Franken erreicht der Dollar am Montag mit 99,46 Rappen den höchsten Stand seit Mitte Mai.

Alle Augen werden nun auf die Stellungnahme der Fed in dieser Woche und die Pressekonferenz des Vorsitzenden Jerome Powell nach der Sitzung gerichtet sein. Dabei kommt der Charakterisierung der Inflation und den langfristigen Prognosen für das Fed-Funds-Target - der so genannte Dot Plot - entscheidende Bedeutung zu.

Zwar lehnte er eine Anhebung der Leitzinsen um 75 Basispunkte auf der Mai-Sitzung ab, nachdem sein Kollege James Bullard von der Fed in St. Louis gesagt hatte, dass dies eine Überlegung wert sein könnte, doch hat Powell nichts dauerhaft vom Tisch genommen und betont, dass die Politik flexibel sein müsse.

(Bloomberg)