Der Start ins Jahr dürfte bei Holcim verhalten verlaufen sein. Kältewellen in Kanada und den USA mit Schneefällen bis nach Texas hinunter sowie in Osteuropa werden den Absatz von Baustoffen gebremst haben.
Analysten rechnen mit einem Rückgang von Umsatz und wiederkehrendem Betriebsgewinn. Allerdings ist das erste Quartal wegen des Winters traditionell das kleinste und daher von beschränkter Aussagekraft für das Gesamtjahr. Im vergangenen Jahr hat es lediglich gut ein Fünftel des Umsatzes und nur rund 10 Prozent des EBIT des ganzen Jahres beigesteuert.
Konkret sehen die sieben von AWP befragten Analysten den Umsatz von 5’586 Millionen Franken im Vorjahr auf 5’554 Millionen Franken sinken. Das Like-for-like-Wachstum dürfte bei -0,4 Prozent liegen. Beim wiederkehrenden EBIT gehen sie von einem Rückgang um fast 5 Prozent auf 508 Millionen Franken aus.
Im Zentrum des Interesses steht auch der Ausblick. Analysten rechnen mit einer Beschleunigung der operativen Dynamik im Jahresverlauf und damit, dass Holcim die Finanzziele bestätigen wird. Zudem stellt sich die Frage, inwieweit die Turbulenzen durch die Strafzölle von US-Präsident Donald Trump auch auf das Holcim-Geschäft durchschlagen.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass grosse Bauentscheidungen von US-Unternehmen verschoben würden und der Wohnungsbau weiterhin schwach bleibe. Allerdings sei der US-Zementkonsum grösser als die in den Vereinigten Staaten produzierte Menge. Deshalb dürften die Preise steigen, wovon die abgespaltene Amrize profitieren dürfte.
Ausblick und Fünfjahresstrategie
Für das laufende Jahr 2025 erwartet Holcim ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich in lokaler Währung. Der wiederkehrende EBIT soll gleichzeitig überproportional zulegen. Die entsprechende Marge soll sich weiter verbessern und der Free Cashflow über 3,5 Milliarden Franken erreichen. Zudem soll das Geschäft mit recycelten Bau- und Abbruchmaterialien wiederum zweistellig wachsen.
Mittelfristig will Holcim im Rahmen der «NextGen Growth 2030»-Strategie bis 2030 den Umsatz in Lokalwährungen jährlich um durchschnittlich 3 bis 5 Prozent steigern. Der wiederkehrende Betriebsgewinn EBIT soll um 6 bis 10 Prozent im Durchschnitt pro Jahr wachsen. Aus dieser Rechnung ausgeklammert sind grosse Übernahmen oder Verkäufe mit einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Franken.
Kursentwicklungen von Holcim.
Geplant seien etwa gezielte Investitionen in den attraktivsten Märkten, gab Holcim Ende März am Kapitalmarkttag bekannt. Gleichzeitig sehe der Konzern Investitionen in das organische Wachstum vor sowie eine «attraktive und progressive» Dividendenpolitik. Das Geld dafür ist laut Holcim vorhanden: Insgesamt stünden bis 2030 rund 18 bis 22 Milliarden Franken für die Kapitalallokation zur Verfügung. Davon dürften 3 bis 4 Milliarden für wertsteigernde Übernahmen ausgegeben werden. Ergänzende Akquisitionen sollen den Konzernumsatz Umsatz jährlich um 1 bis 2 Prozent erhöhen.
Für strategische Deals und opportunistische Aktienrückkäufe hat Holcim 4 bis 6 Milliarden Franken reserviert. Der Betrag könnte noch steigen, wenn mögliche Erlöse aus dem Verkauf von Firmenteilen dazugerechnet werden oder Holcim die Verschuldungskapazität erhöht.
4 bis 5 Milliarden Franken schliesslich stehen bis 2030 jährlich für Investitionen in das zukünftige Wachstum zur Verfügung. Das Geld soll vor allem in Projekte mit einer hohen Rendite fliessen. Besonders in der Sparte «Building Solutions» will Holcim Gas geben. Sie soll bis zum Ende der Dekade die Hälfte des Umsatzes beisteuern nach 37 Prozent im 2024.
Eine durchschnittliche Ausschüttungsquote von 50 Prozent pro Jahr ist geplant. Von 2025 bis 2030 sehe man Dividenden in der Höhe von insgesamt 7 Milliarden Franken vor. Zum Vergleich: Für das Geschäftsjahr 2024, das letzte mit dem Nordamerika-Geschäft, schlägt der Verwaltungsrat eine Erhöhung der Dividende um 11 Prozent auf 3,10 Franken pro Aktie vor. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von knapp 60 Prozent.
Amrize seinerseits will bis 2028 ein jährliches Umsatzwachstum von 5 bis 8 Prozent erreichen. Der bereinigte EBITDA soll um jährlich 8 bis 11 Prozent wachsen. Dieses Wachstum will Amrize sowohl aus eigener Kraft als auch mit möglichen Zukäufen erzielen. Mehrwert für die Aktionäre will das Unternehmen durch Dividendenzahlungen schaffen, auch Aktienrückkäufe seien denkbar. Der kumulierte Free Cashflow soll bei über 8 Milliarden Dollar liegen.
Bislang hatte Amrize nur Ziele bis 2030 ausgegeben, nämlich mehr als 20 Milliarden US-Dollar Umsatz und über 5 Milliarden Betriebsgewinn mit branchenführenden Margen. 2024 erwirtschaftete Amrize einen Umsatz von 11,7 Milliarden US-Dollar, einen bereinigten EBITDA von 3,2 Milliarden Dollar und damit eine entsprechende operative Marge von 27 Prozent.
Abspaltung im Fokus
Die Aktien von Holcim sind mit dem zunehmenden Fortschreiten der Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts immer höher geklettert. Am 6. März erreichten sie den höchsten Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2008 bei etwas über 101 Franken.
Mit Donald Trumps so genanntem «Befreiungstag» am 2. April, als der US-Präsident Zollerhöhungen fast für die ganze Welt mit Ausnahme Russlands ankündigte, gingen die Titel in die Knie. Vom Mehrjahreshochs-Niveau bis zum Tiefpunkt fielen die Valoren um über 25 Prozent. Derzeit notiert die Holcim-Aktie bei Kursen um 87 Franken und hat sich damit deutlich von den Tiefkursen von Anfang April bei 76 Franken erholt.
Trotz der Kursvolatilität sind die von AWP befragten Analysten weiterhin positiv für die Titel des Zementherstellers gestimmt. Zehn Experten versehen Holcim eine Kaufempfehlung, während neun Analysten mit einem Halten etwas vorsichtiger sind. Nur einer empfiehlt zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel für in zwölf Monaten sehen sie bei knapp 102 Franken.
(AWP/cash)