Als wäre die Nullzinsphase zwischen 2015 und 2021 nicht schon genug gewesen, müssen zinsorientierte Anlegerinnen und Anleger erneut wieder mit sehr niedrigen Obligationenrenditen vorlieb nehmen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen ist zuletzt bis auf 0,36 Prozent gesunken. Das ist der tiefste Stand seit Mitte März 2022 - also noch bevor die Schweizerische Nationalbank den Zinserhöhungszyklus einläutete.
Zwischenzeitlich gegen Ende 2022 lag die Rendite der sogenannten Eidgenossen bei 1,55 Prozent und Obligationen von Schweizer Bluechips warfen bis zu vier Prozent ab.
Rendite der 10-jährigen Bundesobligationen (Quelle: cash.ch).
Nun hat der Wind gedreht, und selbst Festgelder sowie Sparkonti sind keine interessante Alternative mehr, nachdem die Nationalbank im laufenden Jahr den Leitzins zweimal um je 0,25 Prozent von 1,75 auf 1,25 Prozent senkte.
Einzig die Renditen der Kassenobligationen sind noch «mässig attraktiv» und werfen auf fünf Jahre nominal rund 1,5 Prozent und auf zehn Jahre bis zu 1,8 Prozent ab. Real - sprich nach Abzug der Inflation von einem Prozent - bleiben aber nur 0,5 respektive 0,8 Prozent übrig. Bei den Bundesobligationen ist der reale Zinsertrag mit minus 0,64 Prozent wieder negativ.
Deutlich bessere Renditen liefern Schweizer Dividendentitel nominal und inflationsbereinigt ab. Die Auswahl am Schweizer Aktienmarkt ist gross, machen doch die Dividendenausschüttungen neben der Kursentwicklung einen wesentlichen Bestandteil der Performance aus.
Allerdings sollten Investierende genau hinschauen, welche Titel ausgewählt werden. Neben der Rendite ist die Berücksichtigung von weiteren Kennzahlen wie Dividenden-Ausschüttungsquote, Dividendenwachstum oder Bewertung unabdingbar.
Hierbei hat cash.ch folgende Kriterien einbezogen, um die Dividenden-Attraktivität der 230 im Swiss Performance Index (SPI) vertretenen Titeln zu eruieren:
- Dividendenrendite höher als 3,7 Prozent
- Konstante oder steigende Dividendenzahlungen über die letzten vier Jahre
- Maximale Ausschüttungsquote im Verhältnis zum Gewinn von 70 Prozent
- Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis unter 15
Dabei lässt sich eine Reihe attraktiver Dividendenperlen am Schweizer Aktienmarkt gemäss nachfolgender Liste herausschälen, die das Potenzial zum Obligationenersatz haben.
Titel | Dividendenrendite | KGV 2025 | Verhältnis Dividenden-auszahlung zu Gewinn |
Wachstum Dividende letzte 4 Jahre |
Swiss Re | 5,6 % | 9 | 62 % | 2 % |
Valiant | 5,6 % | 9 | 61 % | 4 % |
Glarner Kantonalbank | 5,3 % | 11 | 57 % | 2 % |
Vaudoise | 4,9 % | 8 | 49 % | 11 % |
BLKB | 4,7 % | 11 | 55 % | 3 % |
EFG International | 4,5 % | 11 | 47 % | 13 % |
Orior | 4,3 % | 13 | 66 % | 2 % |
BEKB | 4,3 % | 12 | 62 % | 4 % |
Bucher | 3,8 % | 12 | 40 % | 11 % |
Mobimo | 3,7 % | 12 | 55 % | 1 % |
Quelle: Bloomberg
Zuoberst auf das Treppchen schaffen es mit Swiss Re, Valiant und Glarner Kantonalbank drei Finanzwerte. Die drei Unternehmen sind seit Jahren stabile Dividendenzahler, wobei die Aktien von Swiss Re deutlich höheren Kursschwankungen als Valiant oder Glarner Kantonalbank ausgesetzt sind.
Die Aktien des Zürcher Rückversicherers Swiss Re notieren nahe dem dreijährigen Höchststand. Das Unternehmen profitiert von einer schwächer als erwartet ausgefallenen Hurrikan-Saison in diesem Jahr. Bezüglich Kursschwankungen müssen sich Anlegerinnen und Anleger allerdings bewusst sein, dass die Valoren je nach Lage bei Naturkatastrophen künftig wieder stärkeren Kursschwankungen unterliegen können als in der jüngsten Vergangenheit.
Bei den schwankungsärmeren Finanztiteln fallen besonders die vier Finanzwerte Valiant, Vaudoise und BEKB auf. Die Kurse entwickelten sich über die letzten drei Jahre stetig nach oben, während Glarner Kantonalbank und Basellandschaftliche Kantonalbank an der Börse nicht auf Touren kam.
Die Bank Valiant konnte im ersten Halbjahr den Gewinn trotz stagnierendem Zinserfolg weiter steigern. Nach dem schweizweiten geografischen Wachstum der vergangenen Jahre setzt die Bank in ihrer neuen Strategieperiode 2025 bis 2029 einen Fokus auf die Erhöhung der Rentabilität. Das spricht für weiter stabile oder gar steigende Dividendenzahlungen.
Orior, Bucher und Mobimo sind ebenfalls sehr zuverlässige Dividendenzahler. Gerade Mobimo müsste im nächsten Jahr aber wieder mit einer Dividendenerhöhung aufwarten, damit die Rendite wieder attraktiver wird - im letzten Jahr warf der Valor 4,3 Prozent ab. 2022 und 2023 schüttet Mobimo eine Dividende von je 10 Franken aus.
Die prominenten Abwesenden
Verschiedene, prominente Dividendenzahler wie Adecco (Dividendenrendite 8,7 Prozent), Mobilezone (+6,5 Prozent), VP Bank (6,5 Prozent), Zurich Insurance (+5,4 Prozent), Cembra Money Bank (+5,1 Prozent) oder Julius Bär (+5,1 Prozent) fallen bei einem oder mehreren der festgelegten Kriterien durch.
Gerade konservative Investoren dürften mit Argusaugen auf die Ausschüttungsquote schauen. Diese zeigt in Prozent an, wie viel des Gewinns in Form von Dividenden ausgeschüttet wird. Die maximale Quote von 70 Prozent respektive noch besser 60 Prozent sollte dabei nicht überschritten werden.
Denn Ausschüttungen über einem Niveau von 80 Prozent sind selten nachhaltig. Bei einer hohen Ausschüttungsquote steigt das Risiko, dass die Dividendenzahlungen bei einem schwächeren Geschäftsgang und Gewinnentwicklung nicht mehr aufrechterhalten werden können.
Dies gilt für Unternehmen wie APG oder Cembra Money Bank, welche in den letzten fünf Jahren Dividendenkürzungen hinnehmen mussten. Entsprechend volatil gestaltete sich die Kursentwicklung der Titel rund um das Datum der Bekanntgabe der Dividendenkürzung. Eine hohe Volatilität bei Dividendenaktien als Obligationenersatz sollte möglichst vermieden werden.
Diversifikation bleibt das A und O
Wer aktiv eine Dividendenportfolio bewirtschaftet, ist gut beraten, nicht alle Eier in einen Korb zu legen und dabei ausschliesslich den höchsten Dividendenrenditen nachzujagen. Es ist ebenso angebracht, in verschiedene Sektoren zu investieren, damit zum Beispiel kein Klumpenrisiko mit einem hohen Anteil an dividendenstarken Versicherungs- und Finanztiteln entsteht.
Unternehmen, welche stabile Erträge generieren, ein solides Gewinnwachstum aufweisen und mit einer gesunden Bilanz überschaubare Geschäftsrisiken eingehen, bilden das Fundament eines attraktiven Dividendenportfolios.
9 Kommentare
Holcim fehlt m.E. auf dieser Liste:
Obwohl die Dividendenrendite momentan nur bei 3.5% sollte in Betracht gezogen werden dass Holcim hohe Kapitalreserven hat und die Dividende auch weiterhin daraus steuerfrei auszahlen kann; ergibt bei einem angenommenen Grenzsteuersatz stolze 4.4%. Das KGV ist momentan bei 14.87, dürfte nach Vorliegen der Zahlen 2024 noch tiefer sein. Andere Konditionen (stabile/höhere Dividenden sowie Max. Ausschüttungsquote) sind ebenfalls erfüllt. Sowie noch als Supplement ein Aktienrückkaufprogramm in 2024 von CHF 1 Mia. - was will man mehr?
Bei Holcim gibt's im Augenblick schon ein paar Fragezeichen, was die Entwicklung der nächsten paar Jahre betrifft. Ist die Frage, wie werthaltig die Aktie bleibt.
Gemäss der Schätzung des Analysten der ZKB soll die Dividende von Bucher für das Jahr 2024 von CHF 13.50 auf CHF 9.50 sinken. Da wäre dann die Rendite noch 2.68%.
Auch wenn Sie es anscheinend- aus meiner Sicht sehr gesuchten Gründen- nicht wahrhaben wollen: ich für meinen Teil freue mich seit Jahren über die steigende Dividendenzahlung (in der Regel über 5%!) der Zurich Versicherungen. Zudem hat sich der Aktienkurs, wenn auch zeitweise etwas volatil, eher erfreulich entwickelt. Ich bleibe jedenfalls dabei….
Z.B.: Zurich hat ein solides Gewinnwachstum und daher kann ein höheres KGV auch akzeptiert werden. Swiss Re war in den letzten paar Jahren lediglich in 2023 überhaupt solide.
Das Versicherungsgeschäft steht vor der Problematik, dass die Extremereignisse immer teurer werden, was zu einer sich weiter erhöhenden Volatilität führt. Erste Versichererer sind dazu übergegangen, gewisse Risiken nicht mehr zu versichern, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Das führt allerdings auch dazu, dass die Einnahmen, und zwar gerade die mit einer hohen Risikoprämie, weniger werden.
Bei den Versicherern, die sich der Volatilität stellen, werden die Schwankungen im Resultat vermutlich früher oder später auch Spuren bei den Dividendenzahlungen hinterlassen.