Der Wachstumstrend von Exchange Traded Funds (ETFs) bleibt ungebrochen. Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 24 Prozent ist das verwaltete Vermögen in den letzten zwei Jahrzehnten auf über 12 Billionen Dollar weltweit angestiegen. J.P. Morgan Asset Management prognostiziert für die kommenden Jahre einen weiteren deutlichen Anstieg. Neben den USA spielen ETFs auch in Europa eine zunehmend wichtigere Rolle.
Das Segment der aktiven ETFs entwickelt sich besonders dynamisch. Im letzten Jahr vereinnahmten sie global 20 Prozent und im aktuellen Jahresverlauf sogar 24 Prozent der ETF-Nettozuflüsse. Seit 2019 verzeichnet der US-Markt für aktive ETFs eine jährliche Wachstumsrate von über 20 Prozent. Bis Mai 2024 sind die in den USA verwalteten Vermögenswerte in aktiven ETFs von 112 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 663 Milliarden Dollar gestiegen. Während die USA bei dieser Entwicklung führend waren, wird in Europa mit einem deutlichen Anstieg der Akzeptanz aktiver ETFs gerechnet.
In den USA feierten aktive ETFs spätestens im Jahr 2020 ihren Durchbruch, als die Technologie-Investorin Cathie Wood mit ihrem «ARK Innovation ETF» beeindruckende Renditen erzielte. Aktive ETFs machen heute sechs Prozent des gesamten ETF-Marktes aus. Laut der Global ETF Investor Survey 2024 von TrackInsight planen 76 Prozent der ETF-Investoren, ihre Allokation in aktive ETFs in den nächsten zwei bis drei Jahren zu erhöhen. Der Siegeszug der aktiven ETFs dürfte also weitergehen.
Wettbewerbsfähige Alternative
Mehrere Faktoren trugen zu dieser Entwicklung bei. Erstens hat die Einführung kosteneffizienter aktiver ETFs diese zu einer wettbewerbsfähigen Alternative zu traditionellen Investmentfonds gemacht, wodurch sie kostenbewusste Anleger anziehen. Zweitens suchen Anleger nach Optionen, die hohe Flexibilität und Transparenz bieten. Aktive ETFs ermöglichen den Handel während des gesamten Tages und bieten Einblicke in Bestände und Wertentwicklung. Drittens hat die jüngste Marktvolatilität, insbesondere im Anleihenbereich, die Vorteile aktiven Managements verdeutlicht. Aktive ETFs erlauben es Managern, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren, Risiken zu mindern und Chancen zu nutzen.
«Aktive ETFs stellen das nächste Level der ETF-Entwicklung dar», sagt Ivan Durdevic, Head of ETF Distribution DACH bei J.P. Morgan Asset Management, gegenüber cash.ch. Mit wachsendem Angebot und erfolgreichen Track Records über mehr als fünf Jahre, könnten sie laut Scope zum «Gamechanger der Aktiv-Passiv-Debatte» werden. Das derzeitige Marktumfeld mit hohen Zinsen, leicht erhöhter Inflation und geopolitischen Risiken unterstützt Investments in aktive Strategien.
Es wird oft gesagt, dass aktive ETFs «das Beste aus beiden Welten» bieten, da sie aktive Managementkompetenz mit den Vorteilen des ETF-Mantels verbinden. Insbesondere in Irland domizilierte aktive ETFs bieten tägliche Transparenz, flexible Handelbarkeit, Liquidität und Vorteile bei der Quellensteuer für US-Dividenden. «Aktive ETFs ermöglichen es, je nach Anlageziel eine langfristige Outperformance gegenüber dem Basisindex zu erzielen und das Risiko im Laufe der Marktzyklen zu managen», erklärt Durdevic von J.P. Morgan Asset Management. Durch aktives Management lässt sich das Portfolio an die aktuelle Marktphase anpassen.
Wie bei allen ETFs ist auch bei aktiven ETFs ein spezialisiertes Kapitalmarktteam, eine starke Handels- und Technologie-Plattform sowie gute Beziehungen zu «Authorised Participants» wichtig. Diese Faktoren gewährleisten effiziente Kursberechnungen und Liquidität sowohl am Primär- als auch am Sekundärmarkt.
Für die Research-Enhanced-Index (REI)-Strategie nutzt J.P. Morgan Asset Management einen bewährten Investmentprozess, der seit über 30 Jahren konsistente Zusatzerträge liefert. Bei Einführung dieser REI-Strategie im ETF-Mantel wurde ein robustes ESG-Framework berücksichtigt. Zudem wurden Varianten aufgelegt, die die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens sowie soziale und ökologische Kriterien einbeziehen.
«Der Hauptvorteil aktiver ETFs liegt im Potenzial für Outperformance, da aktive Manager Chancen nutzen und Risiken effektiver managen können. Viele Kunden schätzen zudem die transparente Gebührenstruktur», erklärt Giovanna Cilia, ETF-Expertin bei Franklin Templeton. Ein Beispiel ist der Franklin Sustainable Euro Green Bond ETF, der im Vergleich zu einem passiven Pendant zumeist besser abgeschnitten hat. Diese überdurchschnittliche Performance resultiert daraus, dass die Fondsmanager nicht strikt einem Index folgen, sondern Anleihen mit besseren Parametern auswählen. Zudem können sie Nachhaltigkeitskriterien bewerten und so von zusätzlichen Chancen profitieren.
Risiko wegen aktivem Management
Laut J.P. Morgan Asset Management eignen sich Aktien-REI, Corporate-REI und aktive Global Aggregate ETFs als Bausteine für die Kernallokation eines Portfolios. Lösungen sollten zur jeweiligen Risikobereitschaft passen und die Möglichkeit bieten, durch konjunkturellen Gegenwind zu navigieren und zusätzlichen Ertrag zu erzielen. «Viele Investoren nutzen aktive ETFs wie unsere REI-Reihe als Ersatz für passives Kerninvestment, da sie das indexähnliche Engagement mit der Möglichkeit, den Index zu übertreffen, attraktiv finden», erklärt J.P. Morgan Asset Management. Diese aktiven ETFs bieten sich für alle an, die ein diversifiziertes ETF-Portfolio suchen, das ein Standard-Benchmark-Engagement mit einem robusten ESG-Rahmen kombiniert.
«Der Franklin Sustainable Euro Green Bond ETF ist ein aktiver ETF von Franklin Templeton, der in jedes Portfolio aufgenommen werden sollte», betont hingegen Giovanna Cilia. Grüne Anleihen sind aufgrund ihrer Nachhaltigkeitsklassifizierung sehr beliebt und bieten Streuung durch Staats- und Unternehmensanleihen.
Der Erfolg eines aktiven ETFs hängt massgeblich von der Fähigkeit des Fondsmanagements ab, gute Investitionsentscheidungen zu treffen. Ein Risiko besteht darin, dass die aktiven Positionen schlechter abschneiden als ein passiver Index. Deshalb ist die Expertise im aktiven Management entscheidend. Wichtige Qualitätskriterien sind ein globales Netzwerk von Research-Analysten, erfahrene Portfolio-Manager sowie bewährte Investmentstrategien, die sich in unterschiedlichen Marktphasen bewährt haben. Einheitliche Bewertungs- und Risikomodelle sowie Mechanismen zur Minimierung nicht kompensierter Risiken sind ebenfalls von Vorteil. Sind diese Faktoren gut abgestimmt, kann eine aktive Strategie nicht nur höhere Renditen als der Index erzielen, sondern auch Marktturbulenzen erkennen und das Risiko managen.
Dem «ARK Innovation ETF» ist dies in den letzten drei Jahren nicht gelungen: Der Fonds von Cathie Wood hat 46 Prozent an Wert eingebüsst. Im Vergleich dazu erzielte der «iShares NASDAQ 100 UCITS ETF» eine Rendite von plus 31 Prozent.