Nvidia (+172 Prozent), Super Micro Computer (+68 Prozent), Palantir (+153 Prozent) und Arm Holdings (+119 Prozent) haben dank dem Megatrend Künstliche Intelligenz (KI) enorme Kursgewinne erzielt. Doch nicht nur Chiphersteller, Serverdienstleister und Softwareanbieter profitieren – auch die grundlegende Infrastruktur: Rechenzentren. Diese modernen «Kraftwerke» sind unverzichtbar.

Neben der Künstlichen Intelligenz (KI) treiben auch die allgemeine Digitalisierung und die Datenverwaltung in der Cloud den Bedarf an Speicherkapazitäten in die Höhe. Kurz gesagt: Bei Rechenzentren trifft eine stabil steigende Nachfrage auf ein begrenztes Angebot. Rechenzentren bilden das Fundament der Digitalisierung und können derzeit nicht schnell genug gebaut werden, um der Nachfrage gerecht zu werden.

Das weltweite Datenaufkommen soll bis 2035 um durchschnittlich knapp 30 Prozent pro Jahr auf mehr als 2100 Zettabyte ansteigen. Dies ist zum Teil auf die Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) zurückzuführen, die nicht nur die zukünftige Nachfrage potenziell stark erhöhen, sondern auch das bestehende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage verschärft haben. Laut einem Bericht der RBC wird ein KI-getriebener Anstieg des Bedarfs im Hyperscale-Bereich von mindestens 20 Prozent erwartet, was nach unseren Schätzungen zu einem zusätzlichen Entwicklungsbedarf von über 8 Gigawatt in den nächsten vier Jahren führt.

Hyperscale-Rechenzentren sind riesige Anlagen, die den erforderlichen Raum, die Leistung, die Kühlung und die technische Infrastruktur für die enormen Anforderungen des Daten- und Cloud-Computing bereitstellen. Ein Hyperscale-Rechenzentrum zeichnet sich durch eine Fläche von mehr als 10'000 Quadratmetern und eine Leistung von durchschnittlich über 25 Megawatt aus.

Hyperscale-Segment mit KI-Boost

«Rechenzentren entwickeln sich zunehmend zu einer kritischen Infrastruktur. Die Nachfrage im Hyperscale-Segment wird voraussichtlich um durchschnittlich 22,6 Prozent pro Jahr steigen, was es zum am schnellsten wachsenden Segment der Branche macht,» erklärt Morgan Laughlin, Global Head of Data Center Investments bei PGIM, im Interview mit cash.ch.

Die Künstliche Intelligenz (KI) erweitert die Kriterien für geeignete Standorte von Rechenzentren aufgrund der veränderten Bedeutung der Latenz. Das Training von KI erfordert enorme Kapazitäten, wobei niedrige Latenzzeiten innerhalb dieses Trainingsprozesses extrem wichtig sind. Gleichzeitig bietet die Standortwahl für KI-Hubs mehr Flexibilität im Vergleich zu Rechenzentren, die sich primär auf Endkonsumenten fokussieren.

Die Rechenzentrums-Branche umfasst viele verschiedene Akteure, darunter Hyperscaler, Rechenzentrumsbetreiber und Entwickler von Industrieimmobilien. «Der Erfolg in dieser schnell wachsenden Branche erfordert einen klaren Fokus und das Engagement, die sich ständig weiterentwickelnden Anforderungen der Hyperscale-Kunden zu erfüllen», so Laughlin von PGIM. Betreiber mit globaler Präsenz haben aufgrund ihrer grösseren Beschaffungsmöglichkeiten, ihrer breiten Kundenbeziehungen und ihrer potenziellen operativen Effizienz gegenüber kleineren Betreibern einige Vorteile. Das wichtigste Element für den Erfolg ist jedoch die Fähigkeit, in einem zunehmend von Lieferengpässen geprägten Markt eine überzeugende Standortlösung anzubieten.

Dividenden, EBITDA-Margen und Investitionen

Unter den Hyperscale-Cloud-Anbietern finden sich bekannte Namen wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure, Google Cloud Platform (GCP), Alibaba Cloud und Oracle Cloud. Diese Hyperscale-Anbieter sind die grössten Investoren und Betreiber riesiger Rechenzentren weltweit, die ihre Cloud-Computing-Dienste unterstützen. Interessanter sind jedoch sogenannte Pure Plays.

Beispiele für Betreiber von Rechenzentren sind Digital Realty Trust, Equinix, GDS Holdings und NextDC. Digital Realty Trust hat seinen Sitz in Austin, USA, und ist auf Rechenzentren, Colocation- und Interconnection-Lösungen spezialisiert. Mit 17 Dividendenerhöhungen in Folge bietet die Aktie trotz eines Anstiegs von 20 Prozent seit Jahresbeginn eine Ausschüttungsrendite von 3 Prozent. Das Unternehmen ist gut positioniert, um Rechenzentren mit hoher Dichte zu betreiben, die besonders für KI- und Hyperscale-Workloads gefragt sind.

Equinix, ein weiterer Rechenzentrumsbetreiber aus den USA, ist seit Jahresbeginn um 7 Prozent gestiegen und hat bei Analysten grosse Zustimmung gefunden. Equinix bedient ein breites Spektrum an Kunden, darunter Cloud-Service-Anbieter, Unternehmen und Netzwerkdienstleister. Besonders beeindruckend ist die EBITDA-Marge, die im nächsten Jahr auf 47,5 Prozent steigen soll. In einer ähnlichen Liga spielen GDS Holdings aus China und NextDC aus Australien, wobei beide Unternehmen aufgrund hoher Investitionen derzeit noch keine schwarzen Zahlen schreiben.

Eine alternative Investitionsmöglichkeit bietet der «Global X Data Center REITs & Digital Infrastructure UCITS ETF». Seit Jahresbeginn beträgt die Kursrendite 24 Prozent, während die Gesamtkostenquote bei 0,5 Prozent pro Jahr liegt.

Wachsendes Investoreninteresse

Die Fundamentaldaten von Rechenzentren, wie langfristige Mietverträge mit jährlichen Preisanpassungen, zuverlässige Mieter mit soliden Kreditprofilen sowie steigende Nachfrage und Mieten, führen zu einem wachsenden Interesse der Investoren. Rechenzentren sind längst kein Nischeninvestment mehr. Der rasche Anstieg der Mieten, bedingt durch Angebotsengpässe und die steigende Nachfrage, insbesondere durch Cloud-Anwendungen und den KI-Boom, führt dazu, dass viele Rechenzentren ihre Mieteinnahmen nicht voll ausschöpfen. Engpässe entstehen vor allem durch die knappen Ressourcen geeigneter Grundstücke, verfügbarer Energie und guten Glasfaseranbindungen.

Die wachsende Nachfrage nach GPU-basierten Servern, angetrieben durch KI- und maschinelle Lernanwendungen, beeinflusst das Design von Rechenzentren erheblich, insbesondere in den Bereichen Kühlung, Grösse der Datenhallen und Bodenbelastung. Die höhere Leistungsdichte dieser Server bringt Herausforderungen bei der Wärmeableitung und einem höheren Gewicht der Racks mit sich. Dies führt zur raschen Einführung flüssigkeitsbasierter Kühlsysteme, insbesondere direkter Chip-Kühlung. Die Investitionsstrategie für Rechenzentren bei PGIM umfasst daher kein direktes Engagement im Bereich Server und Racks; dies liegt beim Kunden.

Nordamerika bleibt grösster Markt

Aktuellen Prognosen zufolge wird Nordamerika wohl der grösste Markt für Rechenzentren bleiben, gemessen an der in Auftrag gegebenen Leistung. Da jedoch das Angebot in APAC und Europa stärker wachsen wird, werden beide Regionen in den kommenden Jahren Marktanteile gewinnen. «Mit unserer Strategie verfolgen wir einen globalen Ansatz, der sich an der künftigen Nachfrage nach Hyperscale-Rechenzentren orientiert, die Schätzungen zufolge zur Hälfte aus den USA, zu einem Drittel aus APAC und in einem etwas geringeren Umfang aus Europa kommen wird», so Laughlin.

 Das investierbare Universum an Hyperscale-Rechenzentren wächst schnell und im Einklang mit dem Nachfragewachstum. Das Angebot an Rechenzentren stieg zwischen 2016 und 2021 um 20 Prozent pro Jahr, angeführt vom Asiatisch-Pazifischen Raum (APAC), in dem das Angebot im selben Zeitraum um 30 Prozent pro Jahr wuchs. Besonders stark war das Wachstum in den Jahren 2018 und 2019, als die Region den Vorsprung des reiferen US-Markt deutlich verringerte.

Es wird erwartet, dass sich das weltweite Angebotswachstum in den nächsten drei Jahren auf 13 Prozent pro Jahr abschwächen wird. In Europa dürfte das Wachstum mit 15 Prozent pro Jahr relativ stabil bleiben, während es sich im Asiatisch-Pazifischen Raum vermutlich ebenfalls abschwächen wird, auch wenn etwa Sydney und Tokio weiterhin zentrale Wachstumsmärkte bleiben werden.

ManuelBoeck
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