Das Rätselraten um die Folgen der Probleme bei einzelnen Geldhäusern für das ganze Finanzsystem sei längst nicht vorbei, schreiben Experten der Helaba. In der alten Woche schwappte die Unsicherheit infolge der Pleite der Silicon-Valley-Bank nach Europa. In der Schweiz ist die seit längerem kriselnde Credit Suisse stark unter Druck geraten. Sie konnte mit Hilfe einer milliardenschweren Kreditlinie durch die Schweizer Notenbank zwar gefestigt werden. Auf der anderen Seite des Atlantiks halfen US-Grossbanken einem regionalen Institut – der First Republic Bank – mit einer Finanzspritze von 30 Milliarden Dollar aus. "Wird dies ausreichen, die Probleme einzudämmen?", heisst es im Helaba-Wochenausblick. Die Hoffnung auf die Wirksamkeit der Hilfsmassnahmen hielt den Dax nach einer unruhigen Handelswoche knapp über Wasser. Der deutsche Leitindex Dax schloss am Freitag mit 14'957 Punkten mehr als ein Prozent über dem Vorwochenschluss. Der Swiss Market Index (SMI) gewann in derselben Zeitperiode nur 0,2 Prozent.
Da Probleme bei den Geldhäusern zum Teil durch rasant steigende Zinsen verursacht worden sind, bleibt die Geldpolitik weiterhin im Blick der Anleger. Dabei dürften neue Wirtschaftsdaten Ausschluss darüber geben, wie die wichtigsten Notenbanken mit künftigen Zinserhöhungen in ihrem Kampf gegen die Inflation vorgehen könnten. Die Investoren hofften, dass der Zinszyklus der US-Notenbank Fed nach der Erhöhung um 25 Basispunkte am Mittwoch nun kurz vor seinem Höhepunkt stehe, sagte Mark Dowding, Chef-Anleger des Vermögensverwalters BlueBay. "Letztlich wird viel von den Wachstums- und Inflationsdaten der kommenden Monate abhängen. Eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte Anfang Mai könnte aber die letzte Anhebung in diesem Zyklus darstellen."
Inflation im Rampenlicht
Die neue Konjunkturwoche eröffnen am Montag die Umfragedaten des Münchner Ifo-Instituts zum Geschäftsklima im März. Von Reuters befragte Ökonomen erwarten einen leichten Rückgang des Indikators auf 90,9 von 91,1 im Februar. Die Turbulenzen im Bankensektor dürften auf die Laune schlagen. Die Konjunkturaussichten gelten ohnehin als eher mau: Die Bundesbank rechnet wegen der anhaltend hohen Inflation mit einer Rezession. Dies sieht auch das Ifo so. Im laufenden ersten Quartal werde das Minus beim Bruttoinlandsprodukt mit 0,2 Prozent aber nur noch halb so gross ausfallen wie zuletzt.
Zur Wochenmitte legen die Marktforscher der GfK ihr Konsumbarometer zur Verbraucherstimmung im April vor. Von Reuters befragte Fachleute erwarten einen leichten Anstieg auf minus 29,0 Punkte von minus 30,5 Zählern.
Am Donnerstag stehen die Daten zu den deutschen Verbraucherpreisen für März im Rampenlicht. Die Teuerungsrate wird von Reuters befragten Experten zufolge auf 7,3 von 8,7 Prozent sinken. Auch die Bundesbank rechnet mit einer Entspannung an der Preisfront, insbesondere wegen statistischer Effekte. Nach der russischen Invasion in der Ukraine waren die Energiepreise im März 2022 sprunghaft gestiegen, was sich bislang in einer deutlich erhöhten Inflationsrate widerspiegelte, die im Januar und Februar bei jeweils 8,7 Prozent lag. Ab März bildet dagegen das erhöhte Preisniveau die Basis für die Berechnung der Inflationsrate, was sich in einer niedrigeren Gesamtrate niederschlagen dürfte. Ebenfalls am Donnerstag veröffentlicht das US-Handelsministerium die abschliessenden Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2022. Von Reuters befragte Experten erwarten, dass es bei einem Plus von 2,7 Prozent bleibt, wie in einer vorläufigen Schätzzahl ermittelt.
Zum Wochenausklang präsentiert das europäische Statistikamt Eurostat die erste Schnellschätzung zur Inflation in der Euro-Zone im März. Von Reuters befragte Volkswirte erwarten einen Rückgang der Teuerungsrate auf 7,3 von 8,5 Prozent. "Wichtiger dürfte aus Sicht der EZB jedoch sein, dass die Kerninflationsrate wohl bei 5,6 Prozent verharrt. Denn dies würde zeigen, dass der unterliegende Preisauftrieb unverändert hoch ist", sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Weil.
Banken-Hauptversammlungen im Blick
Bei den Unternehmen stehen die Hauptversammlungen im Blick der Anleger. Am Donnerstag treffen sich etwa die Aktionäre der Raiffeisen Bank International in Österreich, der Caixabank in Spanien, der Swedbank in Schweden und der Jyske Bank in Dänemark. Für Freitag sind die Hauptversammlungen der italienischen UniCredit und der spanischen Banco Santander geplant. Zudem hält am Mittwoch der Dax-Konzern Sartorius das jährliche Investorentreffen ab. Interessant für Anleger angesichts der jüngsten Schwäche im Immobiliensektor werden ebenfalls die Quartalszahlen von Aroundtown am Mittwoch und die Hauptversammlung von DIC Asset am Donnerstag.
Auch in der Schweiz sind Generalversammlungen an der Tagesordnung - beispielsweise Swisscom am Dienstag oder Leonteq am Donnerstag. Und einzelne Unternehmen wie Skan am Dienstag, Accelleron am Mittwoch oder LM Group am Freitag präsentieren noch ihre Jahresergebnisse.
(Reuters/cash)