Die Aktien von Meta (vormals Facebook) haben seit Jahresbeginn 34 Prozent verloren und handeln mit 221 Dollar auf einem Kursniveau vom Juni 2021. Der Absturz erfolgte Anfang Februar, nachdem der Konzern mit seinem Quartalsergebnis und dem Ausblick enttäuscht hatte.

Wegen des starken Rückgangs wird jetzt der Titel, wie die Finanznachrichtenplattform Barron's berichtet, mit einem vorwärtsgewandten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17 gehandelt. Das ist ein Niveau, das seit dem Börsengang von Facebook 2021 nicht mehr erreicht wurde.

Das letzte Mal war Meta Ende 2018 annähernd so günstig. Damals war die günstige Bewertung eine Kaufgelegenheit. In den nächsten 12 Monaten stieg die Aktie mehr als 50 Prozent. Das durchschnittliche KGV lag in den letzten fünf Jahren bei etwa 30.

Gegen einen Kauf sprechen aktuell vor allem die Anzeichen, dass sich das Nutzer-Wachstum der Meta-Apps verlangsamt und die Erwirtschaftung der Werbeeinnahmen schwieriger wird. Meta verwies mit den Quartalszahlen einmal mehr auf Apples Massnahmen für mehr Privatsphäre auf dem iPhone, die das Facebook-Geschäft schon seit Monaten bremsen. Man rechne damit, dass dies den Konzernumsatz in diesem Jahr um 10 Milliarden Dollar drücken werde, sagte Finanzchef Dave Wehner.

Kursverlauf der Meta-Aktien seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).

Meta günstiger als Stromversorger

Doch es gibt zahlreiche Stimmen, die das aktuelle Kursniveau als Kaufchance sehen. So argumentieren manche Meta-Bullen, dass die Aktie jetzt mit einer Bewertung gehandelt wird, die selbst unter der vieler Energieversorger liegt. Das KGV von Exelon, dem grössten US-Energieversorger, liegt bei 24. Die Probleme des Unternehmens seien reparabel, sagen die Meta-Bullen, und das Umsatz- und Gewinnwachstum sollte sich in der zweiten Hälfte 2022 beschleunigen.

"Es gibt eine tiefe Skepsis gegenüber Facebook", sagte Mark Mahaney, Analyst bei Evercore ISI. Er hat die Aktie mit einem "Outperform"-Rating und einem Kursziel von 350 Dollar versehen - das impliziert eine zukünftige Kursrendite von 58 Prozent. "Die Aktie hat ein enormes Aufwärtspotenzial. Das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag ist sehr günstig."

Mit seiner positiven Haltung ist Mahaney nicht allein. Die von Bloomberg befragten Analysten empfehlen zu knapp drei Vierteln den Kauf der Aktie. Einzig drei von 62 Analysten empfehlen den Verkauf von Meta. Das durchschnittliche Kursziel auf die Sicht von zwölf Monaten beträgt 333 Dollar, was einem Aufwärtspotenzial von 51 Prozent gleichkommt.

"Wenn wir mit Werbeagenturen sprechen, sagen diese, dass sie die beste Rendite für ihre Kunden mit Facebook erzielen", sagt Mark Stoeckle, CEO der Investmentgesellschaft Adams Funds. "Das Managementteam von Meta hat in der Vergangenheit bereits zahlreiche Herausforderungen gemeistert", fügte Mahaney hinzu. Dazu gehöre die Umstellung auf die mobile Nutzung von Facebook vor einem Jahrzehnt und das Rollout von Facebook Stories, um Snap entgegenzuwirken. Facebook sollte in der Lage sein, der TikTock-Herausforderung mit Reels und den Auswirkungen der Datenschutzstandards von Apple entgegenzuwirken.

Zahlt sich die Metaverse-Wette aus?

CEO Mark Zuckerberg setzt stark auf das Metaverse, dazu gehören grosse Ausgaben für den Geschäftsbereich Facebook Reality Labs. Dieser verbuchte im vierten Quartal einen Verlust von 3,3 Milliarden Dollar. Trotz des Gegenwinds plant Meta seine Gesamtausgaben von 19 Milliarden Dollar im Jahr 2021 auf 29 bis 34 Milliarden Dollar in diesem Jahr zu erhöhen, was den freien Cashflow beschneiden wird. Ohne die Ausgaben der Reality Labs könnte das Unternehmen in diesem Jahr 17 Dollar pro Aktie verdienen, was das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis auf 13 senken würde. 

Die Pläne von Meta sind auf jeden Fall ambitioniert. Bis 2030 will der Konzern von Mark Zuckerberg eine Milliarde Metaverse-Nutzer mit seinen Applikationen ansprechen. Beispielsweise sollen künftig viele Massen-Events wie Konzerte oder Sportveranstaltungen im Metaverse stattfinden. Bereits jetzt bietet die US-Basketballliga NBA in Zusammenarbeit mit Meta virtuelle Zuschauerplätze für die Teilnahme an einem echten Basketball-Spiel an. Der Nutzer kann dabei jederzeit mit anderen anwesenden Avataren - Internetbenutzer der virtuellen Welt - in Kontakt treten und sich beispielsweise über das Spiel austauschen.

Dass das Metaverse ein riesiges Potenzial hat, wird auch an zahlreichen Studien deutlich. So gehen die Marktforscher von Mordor Intelligence davon aus, dass sich die Umsätze in diesem Zukunftsmarkt bereits 2024 gegenüber 2021 auf 297 Milliarden Dollar verzehnfachen werden. Meta dürfte herbei eine gewichtige Rolle spielen und sich ein grosses Stück vom Metaverse-Kuchen sichern.

Management sendet mit Aktienrückkäufen klares Signal

Doch auch so ist das KGV von Meta niedriger als das seiner grossen Tech-Konkurrenten. Apple wird für ungefähr das 27-fache der prognostizierten Einnahmen gehandelt. Microsoft hat ein KGV von 29, Alphabet eines von 23, und Amazon eines von 59. Die Marktkapitalisierung von Meta - knapp 600 Milliarden Dollar - beläuft sich auf weniger als die Hälfte der oben genannten Technologieunternehmen.

Meta verstärkte zudem mit 19 Milliarden Dollar seine Aktienrückkäufe im vierten Quartal.  Dies sind mehr als 40 Prozent der gesamten Rückkäufe im Jahr 2021 von 45 Milliarden Dollar. Meta zahlte durchschnittlich etwa 327 Dollar pro Aktie - weit über dem aktuellen Preis von 221 Dollar. Und auch im neuen Jahr - Stand 28. Januar - belaufen sich die Aktienrückkäufe auf über 6 Milliarden Dollar.

Meta zahlte im Januar kurz vor seiner enttäuschenden Veröffentlichung der Quartalszahlen wahrscheinlich durchschnittlich etwa 320 Dollar pro Aktie. Dies deutet darauf hin, dass das Management rund um Zuckerberg dachte, dass die Aktie auch 100 Dollar über dem aktuellen Kurs attraktiv sei.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren