Die Schweizer Börse hat am Freitag nachgegeben. Der SMI war zwar noch etwas höher in den Tag gestartet, rutschte dann aber schnell ab und verlor auch am Nachmittag weiter an Terrain.
Grund für den Rückgang war laut Händlern vor allem die anhaltende Bankenkrise in den USA bzw. der Stress im internationalen Finanzsystem. Dies setzte die Finanztitel im Allgemeinen und die Papiere der Credit Suisse im Speziellen unter Druck. "Die Angst vor einer Ausbreitung der Probleme im Banksektor ist nicht gebannt. Daher wurden vor dem Wochenende auch Risiken reduziert", sagte ein Händler.
Bei Handelsbeginn war hingegen noch von recht guter Stimmung die Rede gewesen, wobei etwa die Hoffnung auf eine weniger rigide Geldpolitik, der sinkende Ölpreis und die geldpolitische Lockerung der chinesischen Notenbank als kursstützend gewirkt hatten. Auch die in der Nacht bekannt gewordene milliardenschwere Unterstützung für die US-Regionalbank First Republic durch die grössten amerikanischen Geldhäuser hatte anfänglich für Erleichterung gesorgt. Doch die Stimmung kehrte sehr schnell wieder ins Negative. "Gute Nachrichten werden an den Aktienmärkten derzeit ignoriert", meinte ein Marktbeobachter dazu.
Der SMI schloss um 0,98 Prozent schwächer auf 10'613,55 Punkten, im Tageshoch ganz zu Handelsbeginn hatte er noch etwa 180 Punkte höher notiert. Auch auf die ganze Woche war die Performance mit -1,4 Prozent erneut negativ - dies nachdem die Woche davor mit -3,8 Prozent bereits tief rot ausgefallen war. Und mittlerweile ist auch die Jahresperformance ins Minus gerutscht (-1,1 Prozent), wobei das Jahrestief seit dieser Woche neu bei 10'460 Zählern liegt.
Der SLI fiel derweil am Freitag um 1,21 Prozent auf 1674,66 und der breite SPI um 0,84 Prozent auf 13'905,31 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln schlossen 24 im Minus und nur sechs Plus. Dass die Nervosität an den Märkte zuletzt wieder stark gestiegen ist, zeigt sich auch am "Angstbarometer" bzw. Volatilitätsindex VSMI, das allein heute wieder knapp 10 Prozent in die Höhe schoss und diese Woche auch wieder das Niveau vom letzten Oktober erreicht hat.
Keine Ruhe gab es heute erneut für die Papiere der Credit Suisse, die zum Schluss 8,0 Prozent einbüssten und damit ein Wochenminus von 25 Prozent verzeichneten. Nach dem Kurssturz von 24 Prozent am Mittwoch und dem Erholungsrally (+19 Prozent) gestern, haben die Verkäufe somit schon wieder überhandgenommen. Der Kurs fiel denn mit zuletzt 1,86 Franken auch schnell wieder unter die Marke von 2 Franken, notiert damit aber weiterhin über dem Allzeittief vom Mittwoch bei 1,55 Franken - notabene einem Kursniveau, das man sich vor kurzem noch kaum hätte vorstellen können, wie es ein Marktteilnehmer ausdrückte.
Die CS-Aktie sei mittlerweile auch etwas zum Spielball für Spekulanten geworden, hiess es im Handel. Auch Leerverkäufer seien im grossen Stil am Werk. Verstärkt worden sein könnten die Bewegungen am Freitag zudem noch vom grosse Eurex-Verfall, dem sogenannten "Hexensabbat". Die Stabilisierung nach der Hilfeleistung durch Finma und SNB vom letzten Mittwochabend hat damit nur einen Tag angedauert. Gemäss der Agentur Reuters finden deswegen bei der Bank dieses Wochenende bereits wieder Meetings statt, bei denen Szenarien für die Bank ausgearbeitet werden sollen.
Die anderen Bankenwerte wie Julius Bär (-3,2 Prozent), Partners Group (-3,0 Prozent) oder UBS (-1,2 Prozent) waren zum Wochenschluss ebenfalls unter verstärktem Druck. Vor allem aber auch Versicherungspapiere wie etwa Swiss Life (-3,4 Prozent), Swiss Re (-2,5 Prozent) oder Zurich (-1,7 Prozent) gehörten zu den grösseren Verlierern.
Aber auch die beiden Uhren- und Luxusgütertitel Swatch (-4,2 Prozent) und Richemont (-2,3 Prozent) kamen ziemlich böse unter die Räder. Für etwas Stabilität im Gesamtmarkt sorgten hingegen die Index-Schwergewichte Roche GS (+0,2 Prozent) und Nestlé (-0,4 Prozent), die deutlich unterdurchschnittlich einbüssten.
Die wenigen Gewinner stammten vor allem aus dem Bereich der Technologie- und Wachstumswerte wie AMS Osram (+4,0 Prozent), VAT (+1,3 Prozent) oder Sonova (+0,6 Prozent). Kühne+Nagel (+0,6 Prozent) profitierten laut Händlern von den stark gestiegenen Aktien des US-Mitbewerbers Fedex und einem positiven Kommentar des Brokers Bernstein.
Im breiten Markt gewannen Interroll (+7,8 Prozent) nach Jahreszahlen stark, während Medacta (+0,4 Prozent) ebenfalls nach Zahlen immerhin leicht zulegen konnten. Medartis (+7,9 Prozent) avancierten derweil ebenfalls sehr stark, nachdem das Medizintechnikunternehmen eine Kapitalerhöhung erfolgreich abgeschlossen hat.
(AWP)